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© 2003 by Thorsten Oberbossel
Aurora Dawn wächst im vollen Bewußtsein auf, eine echte Hexe zu sein, mit einem Zauberer und einer Hexe als Eltern. Sie wohnt bis zu ihrem elften Lebensjahr im Landhaus ihrer Eltern, bis sie einen Brief von Hogwarts, einer Schule für erkannte Hexen und Zauberer bekommt und sich freut, dort hinzugehen. Ihre Mutter ist dort selbst eine Lehrerin.
Auroras Schulbeginn wird überschattet von den Untaten einer Bande von schwarzen Magiern, angeführt von dem bei allen Zauberern und Hexen gefürchteten Lord Voldemort. So bekommt Aurora mit, wie ein Junge, der zwar zaubern kann aber keine Zauberereltern hat, von Handlangern des dunklen Lords gepeinigt wird, bevor das Schuljahr beginnt.
In Hogwarts selbst wird sie vom sprechenden Hut nach Ravenclaw geschickt, wo auch die Cousins Mortimer Swift und Bruster Wiffle, so wie der nicht von Zauberereltern abstammende Roy Fielding unterkommen. Mit den Mädchen Petula Woodlane und Miriam Swann bekommt Aurora schnell guten Kontakt.
Von den Schulfächern gefallen Aurora Zaubertränke und Kräuterkunde am meisten. Doch die friedliche Stimmung wird durch Pöbeleien der Bewohner Slytherins, insbesondere den Schwestern Delila und Tonya Rattler, gestört.
Als die Weihnachtsferien anbrechen, fährt fast jeder Schüler nach Hause. Auf dem Ankunftsbahnsteig inszenieren die Anhänger Voldemorts einen Überfall, um die sogenannten Schlammblüter, eben die nicht von Zauberern abstammenden Schüler in Angst und Schrecken zu versetzen. Die Weihnachtsferien verlaufen aber ruhig, und Aurora kehrt erholt nach Hogwarts zurück. Sie freut sich, daß sie wegen ihrer guten Flugkünste auf dem Besen am Quidditch-Training teilnehmen darf.
Im Verlauf des zweiten Schuljahresdrittel trainiert Aurora als Nachwuchsspielerin für die Ravenclaw-Hausmannschaft und beschließt, wohl als Jägerin zu spielen, wenn eine Stammspielerin, Erin Runfield, nach dem Schuljahr mit Hogwarts fertig ist. Sie lernt auch einige ältere Schüler aus Gryffindor kennen, darunter den für Gryffindor als Jäger spielenden James Potter, sowie dessen Erzrivalen Severus Snape und dessen Spießgesellen Rossier, beide aus Slytherin. Überhaupt gebärden sich die Slytherins wie die Herren von Hogwarts, drangsalieren Mitschüler, die nicht aus reinblütigen Zaubererfamilien stammen, nehmen sich heraus, wie toll sie doch seien, weil sie meinen, sich im Schatten des dunklen Lords austoben zu können. Weil Slytherin sowohl gegen Hufflepuff als auch Ravenclaw die Chancen um den Quidditch pokal verspielt, sind die dort lebenden Schüler besonders ungenießbar. Einer von ihnen, Kain Gallows, treibt es sogar im Unterricht so bunt, daß Professor Sprout ihn der Klasse und seine Hauslehrerin sogar der Schule verweist. Erst von da ab ist Ruhe. Doch wie lange hält diese vor?
Aurora genoß ihre Osterferien. Ihr Vater Hugo zeigte ihr neue Tricks, mit wildlebenden Vögeln zu arbeiten, sodaß diese als Boten oder Kundschafter abgerichtet werden konnten.
"Ich weiß nicht, wielange das noch dauert. Doch ich denke, ich schaffe es, einen naturgewachsenen Greifvogel so zu dressieren, daß er als Überwachungsvogel für größere Ländereien genutzt werden kann, ohne ihn völlig zu zähmen. Gerade durch den Terror von Du-weißt-schon-wem ist es wichtig, heranrückende Feinde frühzeitig zu erkennen", sagte Hugo Dawn, als er einen Mäusebussard von einem Falknerhandschuh in den von propperen grauweißen Wolken bevölkerten Himmel aufließ. Aurora fragte, wie man diese Vögel überwachen oder deren Beobachtungen nutzen könne. Ihr Vater sah sie an und zeigte ihr zwei Gegenstände, ein kristallenes Auge eingefaßt in Gold oder vergoldetem Material an einem verstellbaren Lederband und ein Monokel.
"Die Muggel erzählen sich seit Jahren eine komische Geschichte, daß Bürger einer deutschen Stadt ihrer Klugheit wegen beschlossen hatten, nur dummes Zeug zu machen, damit niemand ihnen wegen ihrer Klugheit zu viel abverlangen würde. Eine dieser Sachen war, ein Rathaus ohne Fenster zu bauen und um es zu erleuchten Sonnenlicht mit Schaufeln und Eimern einzufangen und hineinzutragen. Das war natürlich Unsinn, ohne Magie. Aber einige große Zauberkünstler haben etwas erfunden, das etwas ähnliches macht. Das Kristallauge aus gemalenem, geschmolzenen und wiederverhärteten Mondgestein, gefüllt mit Bergquellwasser, bezaubert mit Bilderkennungszaubern, eingefaßt in einen Ring aus vergoldetem Silber, den Metallen von Sonne und Mond, wo jedes Metall mit entsprechender Magie angereichert wurde, kann alle Bilder, die ein Lebewesen mit den eigenen Augen sieht, aufnehmen. Das einzig nur für ein Kristall gefertigte Monokel kann dann bei Ausruf eines bei seiner Schaffung eingearbeiteten Schlüsselwortes diese Bilder zeigen, solange der, der seinen Zauber aufruft, durch es hindurchsieht. Ich kann mich also abends hinsetzen und alles, was ein Adler am Tage gesehen hat, nochmal erblicken, ohne selbst Adleraugen haben zu müssen. Der Bussard hat eine verkleinerte Ausgabe dieses Bildaufnehmers um den Hals geschnürt bekommen. Einige andere Zauberer schwören auf den Exosenso-Zauber, einen schwierigen und viel Konzentration verlangenden Zauber, mit dem man sich in die Wahrnehmungswelt eines anderen Wesens hineinversetzen kann, jedoch ohne es willentlich steuern zu können. Aber der Bildaufnehmer ist schon besser."
"Muß man warten, bis der Vogel gelandet ist oder kann ich jetzt schon sehen, was der Bussard sieht?" Fragte Aurora Dawn. Ihr Vater nickte und gab ihr das Monokel.
"Sobald er fliegt, kannst du sehen, was er sieht. Ich habe alle bisherigen Bilder, die in dem Kristallauge gefangen waren, im Schnellverfahren betrachtet und sie damit aus dem Kristallauge entfernt. Es ist also jetzt auf den Bussard eingestellt. Sieh dir an, was er gerade entdeckt!"
Aurora drückte sich das Augenglas so vor das rechte Auge, daß ihr schwindelig wurde, als unvermittelt alles um sie herum von Bildern aus großer Höhe überlagert wurde. Sie sah räumlich, nicht nur mit einem Auge, stellte sie fest. Der Bussard flog gerade über einem Maisfeld dahin, daß gut und gern vier Besenflugminuten vom Landhaus der Dawns entfernt lag. Aurora kannte die Bauernfamilie, die dieses Feld bewirtschaftete. Weil es sich dabei um Muggel handelte, die nicht wissen durften, daß die Dawns zur Zaubererwelt gehörten, hatte sie dort immer zu Fuß hingehen müssen, was doch etwas länger dauerte. Gerade entdeckte die Hogwarts-Erstklässlerin die spitze Schnauze einer Feldmaus, die sich an einem der Maishalme zu schaffen machte und stürzte im nächsten Augenblick darauf zu. Aurora, durch das Flugtraining an schnelle Sturzflüge gewöhnt, vermisste jedoch den Flugwind und das Fallgefühl, was sie irritierte. Dann bekam sie mit, wie die Maus unter dem Körper des Greifvogels verschwand. Offenbar hatte sich das Tier sein Mittagessen gefangen. Denn unvermittelt ging es wieder aufwärts.
"Toll, Daddy. Wenn du das bei einem großen Vogel machen kannst, haben wir echt einen guten Beobachter", bemerkte Aurora Dawn. Dann gab sie ihrem Vater das magische Augenglas zurück und blinzelte, bis sie die selbstgesehenen Bilder wieder richtig verdauen konnte, wie sie am Rand des Dawn'schen Anwesens stand, neben ihrem Vater.
"Oh, es ist schon ein Uhr", stellte Aurora fest, als sie auf die kleine silberne Armbanduhr sah, die ihre Eltern ihr zum letzten Geburtstag geschenkt hatten.
"Ui, dann sitzt Oma Regan schon bei uns im Wohnzimmer und fragt sich, wo wir bleiben", erschrak sich Hugo Dawn und lief leicht rosa an. Schnell eilten Vater und Tochter zu Fuß zum altehrwürdigen Landhaus zurück, das wie die großen Bäume rings herum wohl schon zur Zeit der ersten Königin Elisabeth entstanden war. Als sie durch die Haustür schritten, wehte ihnen schon der Duft von Chinagewürzen entgegen. Offenbar hatte Hugo Dawns Mutter aus Langeweile angefangen, was zu kochen.
"Mummy, entschuldige! Ich habe Aurora gezeigt, wie ich mit Greifvögeln arbeite!" Rief Hugo Dawn in Richtung Küche.
"Habe ich mir schon gedacht, Purzel", kam eine warme, tiefe Stimme einer älteren Frau aus der Küche zurück. Aurora rief:
"Oma, hallo! Was kochst du denn feines?"
"Gebratene Nudeln, mit Krabben und Bambussprossen, Kind", kam die Antwort aus der Küche.
Regan Dawn, die Oma Auroras, war eine gerade 1,60 Meter große Hexe mit dichtem schwarzen Haar und graugrünen Augen, wie ihr Sohn und ihre Enkeltochter sie besaßen. Sie war vor einem Monat 70 Jahre alt geworden, was man ihr jedoch nicht ansah oder anmerkte. Sie trug im Moment eine grünkarierte Küchenschürze und hatte das Haar hochgesteckt. Mit Zauberstab und Löffel bearbeitete sie eine Mischung aus Krabbenfleisch und Nudeln in einem Wog, einer Pfanne mit flach ansteigendem Rand, der gut geeignet war, um Gemüse sanft zu kochen, während der Rest in der heißen Mitte brutzelte.
"Das war doch nicht nötig, Mummy", sagte Hugo und deutete auf die große Pfanne, unter der ein munteres Herdfeuer brannte.
"Junge, ich war da, ihr nicht. Deshalb habe ich gedacht, ich kann euch schnell was machen. Du möchtest mir doch etwa nicht sagen, daß dir das nicht paßt?"
"Ich werde mich hüten", sagte Mr. Dawn.
"Und, Kind, wie bekommt dir Hogwarts?" Fragte die ältere Hexe.
"Die Schule an sich geht gut, Oma Regan. Aber die Typen, die da rumlaufen, zumindest einige, vermisse ich nicht."
"Die Slytherins? Wußte gar nicht, daß die neuerdings offen zeigen, wem sie nachlaufen. Na ja, zu meiner Zeit gab es drei dunkle Magier, die sich gegenseitig beharkt haben, Michail der Rotbärtige aus Moskau, Franco Almanegra aus Spanien und der Sohn von Hyänimus Shadelake, der aus Australien rübergekommen ist und meinte, unsere schöne Insel heimsuchen zu können. Aber jeder von denen war nur ein Zehntel so mächtig wie Ihr-wißt-schon-wer."
"Die haben sich auf die Muggelstämmigen eingeschossen, Oma und machen denen das Leben zur Hölle. Einer der Slytherins aus meiner Klasse ist schon rausgeflogen, weil er das Maul zur falschen Zeit zu weit aufgerissen hat."
"Oh, wer hat den denn rausgeworfen?" Fragte Oma Regan neugierig und ließ aus dem Zauberstab einen Regen aus Chinakräutern auf das kochende Gericht niedergehen.
"Deren Hauskönigin, Semiramis Bitterling, Oma", gab Aurora schnell zur Antwort.
"Ja, die gute Semiramis", setzte Regan Dawn an, in Erinnerungen zu schwelgen. "Sie hat zwar immer einen starken Drang zur Vorherrschaft gehabt, aber sie wußte auch, bei wem wann schluß war. Ich kannte sie ja schon als junges Mädchen, als sie selbst in diesem Prinzenhaus untergebracht war. Aber die haben sich wohl nicht geändert, die Slytherins."
"Irgendeiner hat gesagt: "Wo Pack wohnt, da Pack hingeht", Oma Regan. Offenbar stimmt da was von", bemerkte Aurora Dawn.
"Mag was dran sein, Kind", stimmte Regan Dawn ihrer Enkelin zu.
Ein Ruf aus dem Wohnzimmer forderte die Aufmerksamkeit der beiden Hexen und des Zauberers. "Heh, kann ich bei euch ankommen?!" Erklang die Stimme eines Mannes, wohl im Alter Hugo Dawns.
"Hast du Dustin erzählt, daß du bei mir bist, Mummy?" Fragte Auroras Vater und sah sehr bedröppelt seine Mutter an. Diese nickte und schenkte ihm ein wohlwollendes Lächeln.
"Dustin wollte mit Ellen und dem Kleinen Oscar vorbeikommen, falls du nichts dagegen hast, Purzel."
"Oh, da muß ich aber vorher etwas aufräumen", seufzte Hugo Dawn und suchte nach seinem Zauberstab. Seine Mutter schüttelte den Kopf, schwang ihren Zauberstab, der vorhin noch Soße und Gewürze aus dem Nichts verteilt hatte und rief: "Mansiordinifacta"
Erst schoß ein regen silberner und violetter Funken aus dem Zauberstab, der sich zu einem sanft dahingleitenden Gewirr aus silbernen und violetten Lichtern veränderte. Dann meinte Aurora, einen brausenden Wirbelsturm, der durch das ganze Haus fegte, zu hören, obwohl sie keinen Wind spürte. Sie sah, wie aller Staub, der auf Teppichen und Möbeln lag, in diesem nichtspürbaren Wirbelsturm aufgesogen und verdichtet wurde, wie sich lose Pergamente säuberlich stapelten, verrutschte Tischdecken richteten und Krümel und Spritzer wie von einer Kolonne unsichtbarer Putzteufel weggescheuert wurden. Der Staub wehte gezielt in den Schlund des weit geöffneten Müllschluckers. Dort hinein brausten auch alle Krümel, Flusen und Haarbüschel. Das ganze geschah so schnell und ohne die drei Verwandten auch nur im mindesten zu berühren, daß nach nur dreißig Sekunden alles blitzblank und ordentlich war. Als sich der unfühlbare Wirbelsturm gelegt hatte, sagte Regan Dawn:
"Jetzt darfst du deinen Bruder und deinen Neffen einlassen, Hugo."
Auroras Vater nickte und ging zum Kamin im Wohnzimmer.
"Er hat diesen großen Hausreinigungszauber nie richtig hinbekommen, Kind. Vielleicht funktioniert er wirklich nur bei Hexen."
Aurora sah ihre Großmutter mit großen erstaunten augen an und fragte beeindruckt: "Wann lernt man den in Hogwarts?"
"Hmm, der geht wohl erst bei Leuten über fünfzehn, weil die die Balance ihrer Zauberkräfte besser halten können. Ich habe den bei der ZAG-Prüfung Zauberkunst anwenden müssen."
"Ja, aber wenn jetzt die Pergamente unordentlich sortiert sind", wandte Aurora ein.
"Sind sie nicht, weil dieser Zauber nicht nur räumlich, sondern auch zeitlich wirkt. Was zuerst entstanden ist, wird ganz oben abgelegt. Also bei mehreren Pergamentrollen liegt die zuerst beschriebene ganz oben oder ganz links, wenn nicht gestapelt werden kann. Du mußt jedoch die ganze Zeit, während der Zauber sich im Haus austobt, daran denken, daß du alles aufräumen willst, deine Gedanken darauf konzentriert halten, damit er nicht entgleitet und anstatt Ordnung ein unübersehbares Chaos anrichtet."
"Das heißt, ich muß mich immer beherrschen und darf nicht an etwas anderes denken, bis der Zauber verfliegt?" Fragte Aurora.
"Eben deshalb wird er wohl nur ab der fünften Klasse unterrichtet."
"Toll", konnte Aurora dazu nur sagen und lauschte, weil gerade das laute Rauschen von mit Flohpulver ankommenden Leuten zu hören war. Sie sah ihre Großmutter fragend an. Diese nickte ihr eine wortlose Erlaubnis zu, sie zu verlassen. So lief Aurora hinüber ins Wohnzimmer, wo gerade ein Zauberer in silbriggrauem Umhang mit dunkelgrauem Bowler aus dem Kamin kletterte. Er besaß die gleiche Haar- und Augenfarbe wie ihr Vater. Es war ihr Onkel Dustin, der in der Geisterbehörde, genauer im Büro für Spukrecherchen, arbeitete. Als Dustin den Kamin verlassen hatte, fauchte in einem Wirbel smaragdgrüner Funken und leicht mit Asche und Ruß bedeckt ein kleiner Junge, etwa fünf Jahre alt aus dem Kamin, der zwar graugrüne Augen hatte, aber nicht die schwarzen Haare, sondern dunkelblonde Locken. Er trug blaue Leinenhosen und einen schwarz-gelb geringelten Pullover mit einer fliegenden Wespe darauf, das Zeichen der Wimbourne Wasps, einer in England sehr erfolgreichen Quidditchmannschaft. Sein Vater pflückte den Jungen aus dem Kamin und klopfte ihm Asche und Ruß aus Haaren und Kleidung. Wieder rauschte es, und eine schlanke Frau mit hellblonden Locken und grauen Augen, die eine niedliche Stubsnase besaß und in ein blaßrosa Kleid gehüllt war, landete in einem Wirbel aus Funken und Ruß.
"Hallo, Aurora!" Grüßte die Hexe, die gerade angekommen war und hüpfte aus dem Kamin. Aurora grüßte zurück: "Hallo, Tante Ellen. War das Kleid nicht unpraktisch zum Flohpulvern?"
"Bestimmt nicht. Ich habe es mit Schmutzabweisungslösung behandelt. Die hält solange vor, bis ich wieder heimreise."
Aurora freute sich immer, wenn die Verwandten von ihrem Vater sich mal sehen ließen. Die Verwandten ihrer Mutter sah sie fast jeden Weihnachten und Ostern.
"Hallo, Cousine", trällerte der Junge und lief auf Aurora zu. "Wie ist das in Hogwarts?"
"Anstrengend aber auch interessant, Oscar", sagte die Erstklässlerin.
"Spukt Peeves immer noch bei euch rum?" Fragte Dustin so, als ob er die Antwort schon wußte.
"Wenn ihr den nicht rauswerfen wollt, Onkel Dustin", sagte Aurora mit breitem Grinsen. Dann meinte sie: "Dumbledore will den nicht rauswerfen. Offenbar findet er es irgendwie lustig, daß der bei uns herumpoltert."
"Das liegt wohl an den anderen Geistern da. Ich habe vor kurzem einen Brief der gefesselten Baronin bekommen, die eure graue Dame besucht hat und dabei von diesem Quälgeist verspottet wurde. Sie bestand darauf, daß wir von der Rechercheabteilung ergründen sollen, wo dieser Unruhestifter herkommt und ihn dann wieder dorthin zurückverfrachten sollten. Das Problem war, daß das Haus, in dem Peeves ursprünglich gespukt hat, vor zweihundert Jahren völlig niedergebrannt ist und ein Poltergeist sich nur dort aufhält, wo Menschen leben, weil er es liebt, diese zu foppen oder zu quälen. Die andere Möglichkeit wäre ja gewesen, ihn irgendwo auszusetzen. Aber dann hätte er sich eindeutig eine Muggelsiedlung ausgesucht und hätte da mehr Unheil angerichtet als in Hogwarts."
"Ach, Dustin, muß das denn sein, daß du bei Verwandtenbesuchen dein Büro im Kopf mitschleppen mußt?" Fragte Ellen Dawn, Auroras blondhaarige Tante.
"Kinder, Essen ist fertig!" Flötete Regan Dawn aus der Küche. Oscar wetzte los, um sich an den Esstisch zu setzen. Doch seine Mutter rief ihn zurück.
"Wasch dir erst die Hände, Fünkchen!" Oscar sah sie schmollend an und zeigte seine Hände vor. Doch der unerbittliche Blick aus den grauen Augen seiner Mutter war damit nicht zu besänftigen. Er ging ins Badezimmer.
"Der Kleine hat vor einer Stunde noch mit anderen Zaubererkindern im Wald getobt", erläuterte Ellen Dawn. "Sein Freund Toby hat einen Knuddelmuff zum Geburtstag bekommen. Mit dem haben die gespielt."
"Oh, schön", erwiderte Aurora. Sie hatte mit sechs Jahren auch so ein Zaubertier haben wollen, das einem Quaffel mit vanillefarbenem Pelz glich und weich und elastisch war und beruhigende Gurr und Summtöne von sich gab. Aber ihre Eltern hatten ihr verbindlich erklärt, daß sie kein solches Tier bekommen könne, weil dessen für Menschenohren unhörbaren Obertöne alle Vögel verschrecken konnten, wenn dieses Wesen sich langweilte.
"Du hast doch jetzt eine Eule", sagte Auroras Vater, als habe er die Gedanken seiner Tochter lesen können. Dustin Dawn nickte begeistert.
"Eulen sind was tolles, Aurora. Wenn du in das Alter kommst, wo du mit weit entfernten Freundinnen viel zu bequatschen hast, können die sehr wichtig werden."
"Das hat mir schon 'n Mädchen aus meinem Haus gesagt", sagte Aurora.
"Leute, kommt ihr bald?" Erklang Regan Dawns Stimme leicht ungehalten aus der Küche. Die Verwandten eilten wie auf einen scharfen Befehl los und nahmen am bereits gedeckten Esstisch platz.
Nach dem Essen spielten Aurora und Oscar im Garten. Doch als ein kräftiger Regenguß einsetzte, zogen sie sich ins Haus zurück und unterhielten sich mit den Erwachsenen über Hogwarts, wie es war, als Hugo und Dustin dort waren. Aurora wollte zwar noch mehr aus der Geisterbehörde wissen, doch Ellen räusperte sich vernehmlich und zeigte dadurch an, daß sie keine weiteren Büroabenteuer ihres Mannes hören wollte. So ging es um Quidditch, die Liga. Irgendwann meinte Ellen wohl, mit Oscar einmal hinausgehen zu müssen, was für Dustin wohl eine Aufforderung war, etwas zu bereden, was der Junge nicht mitkriegen durfte.
"Wie ist das mit den Muggelstämmigen bei euch, Aurora? Hat dieses Slytherin-Pack die immer noch in der Mangel?"
"Ja, haben die", schnaubte Aurora verächtlich. "Die glauben wohl, daß die sich mit Du-weißt-schon-wem besser verstehen können, wenn sie ihre Mitschüler ärgern, Onkel Dustin. In meiner Klasse sind ein Voll- und ein Halbmuggelstämmiger. Die kriegen immer Terz mit denen aus Slytherin, zumal davon dieses Jahr dreizehn in der ersten Klasse herumlaufen."
"Dreizehn? Verdammt! Ich wußte nicht, daß seine Macht so groß wird, daß der alte Hut schon mehrere von denen ausruft", sagte Onkel Dustin leicht beklommen dreinschauend.
"Das wird es nicht sein, Dustin. Regina und Aurora haben geschrieben, daß die Gryffindors auch dreizehn Erstklässler bekommen haben. Was mich immer mehr ängstigt, ist die Unverfrorenheit, mit der einem Altgediente aus diesem Haus in der Winkelgasse begegnen. Du siehst das denen gleich an, daß die kein Problem hätten, dich auf offener Straße niederzufluchen, wenn denen dein Gesicht nicht paßt", wußte Hugo Dawn zu berichten.
"Verdammt nochmal! Wieso schickt das Ministerium nicht noch mehr Auroren los, um diese Brut einzudämmen?" Fauchte Regan Dawn.
"Weil die anderswo dringender gebraucht werden", sagte Dustin. "Aus meiner Abteilung sind ja vier Zauberer, die sich auf alte Flüche verstehen, ins Aurorenkorps übernommen worden. Du-weißt-schon-wer hat nämlich damit angefangen, unruhige Geister von Mördern und Räubern in seinen Dienst zu stellen und versucht sich an alten Beschwörungen, mit denen dunkle Magier eigene Phantome erschaffen können. Aber von diesen vier Leuten sind zwei bei Kämpfen mit den Todessern getötet worden, und zwar nicht durch den tödlichen Fluch, sondern durch einen Fluch, der ihre Körper regelrecht ausdörren ließ. Ich fürchte, wenn der sich tatsächlich eine Armee böswilliger Gespenster zusammenstellen kann, ist er nicht mehr zu stoppen."
"Du hast es doch erlebt, wie die uns auf Gleis 9 3/4 überfallen haben, Aurora", sagte Hugo Dawn. "Die sind ja wirklich dreist geworden." Aurora nickte und sah nicht gerade begeistert aus, weil ihr Vater sie an diesen Überfall zu Beginn der Weihnachtsferien erinnern mußte.
"Ich denke, daß wir von dem, was alles passiert, nur einen kleinen Teil wirklich erfahren", sagte Regan Dawn und trug damit nicht zur Hebung der Stimmung bei. Aurora erzählte kurz von Isis Waverly, deren Eltern getötet worden waren. Betretenes Schweigen war die Antwort. Aurora brach es mit der Frage:
"Was meint ihr, was ich machen soll? In Hogwarts kriege ich mit, wie die Slytherins meine Klassenkameraden anpöbeln, schubsen, bedrohen oder auch mal verfluchen. Bringt das was, mich ruhig zu verhalten und die einfach machen zu lassen?"
"Im Gegensatz zu deinem Vater war ich kein Ravenclaw, sondern Gryffindor", begann Dustin Dawn, "doch ich habe gelernt, daß es denen egal ist, ob du denen alles durchgehen läßt. Wenn die meinen, dich drangsalieren zu müssen, tun die das. Solange die im Glauben leben, ihnen könne ja keiner was, tun die was sie wollen. Es kann nicht hinhauen, daß Leute meinen, sich alles gefallen zu lassen, weil die dadurch nicht beruhigt werden, Aurora. Wegschauen lohnt sich nicht. Sicher, du bringst dich in Gefahr, wenn du dich mit einem Slytherin anlegst, dessen Verwandte mit dem Unnennbaren zusammenhängen. Aber die Gefahr besteht auch dann, wenn du denen den Eindruck bietest, dich gut einschüchtern zu lassen."
"Dustin, muß das sein?" Fragte Hugo und fing sich einen tadelnden Blick seiner Mutter ein.
"Das muß sein, Hugo. Aurora ist in Hogwarts sicherer als sonstwo in der Zaubererwelt. Wenn sie sich von diesen Möchtegernweltherrschern unterbuttern läßt, ist sie nirgendwo mehr frei. Dann ist ihre Zukunft total für den ..."
"Dustin, beherrsch dich!" Fuhr Regan Dawn sehr streng dazwischen. Dann sah sie Aurora an, sehr entschlossen, sehr streng.
"Kind, auch wenn ich die Wortwahl von Dustin nicht zum ersten Mal bemängeln muß, in der Sache hat er recht. Dumbledore ist der einzige Zauberer in unseren Breiten, der euch in Hogwarts eine anständige und sichere Umgebung bietet. Es stimmt auch, daß es viele gibt, die das Böse zulassen, weil sie meinen, es täte ihnen nichts, wenn sie es zulassen und auch ohne direkten Zwang mithelfen, es geschehen zu lassen. Ich habe es selbst mitbekommen, wie Maledictus Shadelake in England gehaust hat, vor allem gegenüber Hexen und Muggelfrauen. Dumbledore war damals Lehrer für Verwandlung und gab aushilfsweise auch Zaubertränke. Der hat sehr viel ahnnung von höherer Magie und konnte uns Mädchen mehr nützliche Tips geben, als unser damaliger Verteidigungslehrer, Professor Firewall. Zwischen diesem und Dumbledore kam es sogar mal zu einer heftigen Meinungsverschiedenheit, wer nun Verteidigung gegen die dunklen Künste geben solle. Dipped, der stellvertretende Schulleiter, mußte dazwischengehen."
"Dumbledore war zu deiner Schulmädchenzeit schon Lehrer?" Staunte Aurora Dawn. Ihre Oma nickte.
"Damals hatte er schönes braunes Haar und pflegte seinen Bart sorgfältiger. Jedenfalls hat er ihn nie so lang wachsen lassen, wie er ihn heute trägt."
"A ja", bemerkte Aurora nur dazu. Ihr Vater wandte ein:
"Du kannst aber Aurora nicht dazu anstiften, andauernd dazwischen zu gehen, wenn die Slytherins sich ihren perfiden Spaß mit Muggelstämmigen machen wollen, Mummy."
"Ich habe ihr nicht gesagt, die wilde Amazone zu spielen und überall dreinzuschlagen, Hugo. Aber ich bin der Auffassung, daß deine Tochter sich einmal zu einer selbstbewußten Hexe entwickeln soll, damit Regina und du nicht all die Jahre für nichts und wieder nichts gearbeitet habt. Um das zu erreichen, muß sie lernen, auch mal über ihrer Angst zu stehen und Dinge zu tun, die richtig sind, auch wenn sie gefährlich sind. Ich habe das gelernt, und ich lebe immer noch."
"Genau das meine ich, Hugo", pflichtete Dustin seiner Mutter bei. "Der dunkle Lord wird noch schneller an Macht gewinnen, je mehr Duckmäuser es unter uns gibt. Sicher laufen wir alle Gefahr, von ihm oder seinen Erfüllungsgehilfen umgebracht zu werden. Aber in der Gefahr sind wir sowieso. Wölfe können Schafe leichter reißen als Hunde. Sicher können die Hunde auch totgebissen werden, aber das trägt den Wölfen oftmals bleibende Narben ein. Eher als beim Angriff auf unbehütete Schafherden."
"Ach, Dustin, doch nicht diese Philosophie aus dem Tierreich", nörgelte Hugo Dawn. Regan sah ihre beiden Söhne an und sagte:
"Besser als die Philosophie aus dem Pflanzenreich, daß Bäume im Sturm brechen, weil sie sich nicht so leicht beugen wollen wie Gras und Getreidehalme. Aber die Getreidehalme können am Ende auch unrettbar abknicken, während ein Baum im selben Sturm stehenbleiben kann, wenn er schon stark genug ist. Aurora, deine Eltern wollen haben, daß du in Hogwarts alles lernst, was eine gute Hexe ausmacht. Das heißt nicht nur, daß du gut zaubern können sollst, auch nicht, daß du immer gut zu anderen sein mußt, sondern auch, daß du lernst, dich selbst zu stärken, um nicht von wem auch immer hinweggefegt zu werden. In Hogwarts hast du dazu die beste Gelegenheit."
"Ich hoffe, ich kriege das alles hin, Oma Regan", erwiderte Aurora Dawn leicht verschüchtert.
"Nicht nur hoffen, sondern wollen, Mädchen. Ich denke, du willst das alles hinkriegen", setzte Regan Dawn nach. Aurora nickte.
"Wer weiß, ob du nicht eines Tages dazu ausersehen bist, einen anderen Zauberer oder eine andere Hexe auf dem richtigen Weg zu führen. Dazu mußt du eigene Stärke und Gewißheit entfalten, was du kannst, nicht kannst, willst oder nicht willst", schloß Dustin dieses Thema ab. Hugo Dawn schüttelte zwar den Kopf, weil er fürchtete, seine Mutter und sein Bruder würden seine einzige Tochter noch in Schwierigkeiten reden, doch er schwieg. Gegen seine Mutter hatte er sich nie durchsetzen können und manchmal überhörte er die Worte seines jüngeren Bruders.
Ellen kam nach einer Viertelstunde, in der sie über alles den dunklen Lord betreffend gesprochen hatten, mit Oscar wieder herein. Sie und ihr Mann blieben mit dem kleinen Oscar noch eine Stunde, dann reisten sie mit Flohpulver zurück. Auch Regan Dawn kehrte mit diesem Zauberpulver in ihr eigenes Haus zurück. Kaum war sie in einem smaragdgrünen Feuer verschwunden, nahm Hugo Dawn seine Tochter nochmal bei Seite.
"Sie haben ja beide recht, Oma Regan und Dustin. Doch ich bitte dich, dich nicht auf unnötige Streitereien mit den Slytherins einzulassen. Du magst zwar denken, daß deine beiden Klassenkameraden es nötig haben, jemanden auf ihrer Seite zu wissen, aber ob du denen dadurch helfen kannst, ist nicht gewiß."
"Entschuldigung, Daddy. Aber was Oma Regan gesagt hat stimmt völlig. Ich habe es erlebt, daß die sich alles rausnehmen. Und Feiglinge oder Jasager drangsalieren die noch mehr."
"Moment, du willst mir doch nicht etwa vorhalten, ich sei ein Feigling?" Empörte sich ihr Vater.
"Nein, das will ich nicht. Aber ich werde mir auch nichts mehr bieten lassen von denen. Wenn die meinen, mir den dunklen Lord auf den Hals schicken zu müssen, wovon ich nicht glaube, daß der sich von seinen Dienern sagen läßt, wen er heimsuchen soll, dann weiß ich zumindest, daß ich nicht zu denen gehört habe, die ihn haben machen lassen."
"Du bist eine Ravenclaw, Kind. Du wirst schon lernen, was gut und richtig für dich ist", seufzte ihr Vater, wohl eher aus Hoffnung als aus Gewißheit.
"Glaube mir, Daddy, daß ich an meinem Leben hänge. Aber das heißt auch, daß ich mich nicht ohne weiteres herumschubsen lasse", erwiderte Hugo Dawns Tochter.
Es war Ostersonntag. Regina Dawn, Auroras Mutter, war extra aus Hogwarts zurückgereist, um mit ihren Verwandten zusammen das alljährliche Osterfest zu feiern. Denn die Tradition verlangte, daß sich die beiden Schwestern, die unter dem Geburtsnamen Greenwich Jahre miteinander verbracht hatten, Weihnachten und Ostern trafen, abwechselnd mal bei den Priestleys, mal bei den Dawns. In den Jahren mit geraden Zahlen richteten die Dawns die Ostersonntagszusammenkunft aus. Deshalb hatte Regina Dawn auch eine Menge zu Tun. Sie putzte und schmückte das Haus, besorgte Fleisch, Gemüse und Obst, strich mit ihrem Mann unter Zuhilfenahme von Zauberkraft das komplette Haus neu, vom Dach bis zum Fundament. Aurora hatte derweil, weil sie nicht mithelfen konnte und wohl nur im Weg gestanden hätte entweder in ihrem Zimmer oder draußen zu sein. So vertrieb sie sich die Zeit mit Besenflugübungen, wobei sie darauf achtete, immer in der Nähe des Hauses zu bleiben. Sie glaubte zwar nicht, daß jemand sie überfallen wollte, doch sie traute den Handlangern des dunklen Lords nicht über den Weg. So probte sie alle möglichen Flugfiguren, schnelle Richtungsänderungen und Steig- und Sinkflüge bei unterschiedlichen Neigungswinkeln. Irgendwann rief ihre Mutter, daß sie nun ins Haus kommen könne.
Hugo Dawn entfernte den Zutrittsverwehrungszauber, den er in den Kamin gelegt hatte und sah mit Aurora, wie die Familie Priestley, erst der Vater, dann Philipp, dann Agatha, dann Tante June mit der kleinen Arcadia per Flohpulver im Kamin des Dawn-Anwesens landeten. Aurora freute sich, die Tante wiederzusehen und erzählte ihr, daß sie in Zaubertränken sehr gute Noten bekommen habe. June Priestley nickte zustimmend und erwiderte:
"Oh, dann denke ich, daß Professor Bitterling wohl demnächst deiner Mutter einen Brief schickt, daß du offenbar talentiert bist, in diesem Zweig der Magie großes zu leisten. Für mich hat sie das damals tatsächlich gemacht. Allerdings war ich da schon in der dritten Klasse. Aber recht hatte sie."
"Die Frau ist im Gegensatz zu denen, die sie betreut fair", antwortete Aurora und meinte damit die Slytherins, deren Hausvorsteherin Professor Bitterling war.
"Was man so fair nennt, Kind. Wenn sie einen Vorteil darin sieht, dich zu fördern, wird sie es tun. Wenn sie einen Nachteil darin sieht, wird sie dir schon früh gewisse Hürden in den Weg legen, um es dir schwer genug zu machen. Zumindest nimmt sie ihre Rolle als Lehrerin ernst genug, um nicht nur die eigenen Leute zu bevorzugen."
"Das tun doch alle anderen auch. Sicher, professor Sprout und Professor McGonagall lassen es nicht raushängen, ob sie den Gryffindors und Hufflepuffs mehr durchgehen lassen als uns, aber Flitwick hat wohl niemanden bevorzugt. Er freut sich nur, wenn Ravenclaw Punkte holt."
"Habe ich das eigentlich richtig mitbekommen, daß Gryffindor und Hufflepuff um den diesjährigen Quidditchpokal spielen?" Fragte Tante June. Aurora sah sie verwundert an.
"Hat Mum dir das erzählt? - Ja, es ist so. Slytherin hat alle drei Spiele verhauen. Die sind zurzeit sehr mies drauf, Tante June."
"Kann ich mir denken, diese Kronprinzen und -prinzesschen. Vor allem, weil sie sich für die einzig wahren Zauberer der Welt halten. Geschieht denen ganz recht, daß die mal auf was verzichten müssen. Dann lernen sie wenigstens, daß nicht alles auf sie gewartet hat, was sie haben wollen."
"Wird wohl richtig sein, Tante June", seufzte Aurora, die nicht daran glaubte, daß sich die Slytherins davon beeindrucken ließen.
"Hogwarts hat fast eintausend Jahre bestanden, am Anfang noch mit Salazar Slytherin persönlich, der damals schon meinte, alle Schüler sollten reinblütige Zaubererkinder sein. Er war damals einer der mächtigsten und machtbesessensten zauberer der bekannten welt, Kind. Was, denkst du, hat ihn damals davon abhalten können, seinen Willen über den der anderen drei Gründer zu setzen?"
"June, seit wann argumentierst und diskutierst du auf geschichtlichen Grundlagen?" Fragte June Priestleys Schwager Hugo.
"Wahrscheinlich fand Slytherin keinen Mitstreiter außer den Eltern der Kinder, die gut in diese Kiste paßten, die er aufgemacht hat", sagte Aurora. June Priestley nickte verhalten. Offenbar reichte diese Antwort nicht ganz aus. Sie sah ihre Nichte mit entschlossener Miene an und sprach:
"Salazar Slytherin scheiterte mit seinem Versuch, reinblütige Zaubererkinder in Hogwarts zu unterrichten, weil nicht nur Machtstreben und Abkunft zählen, sondern Vielfalt, Stärke durch Einigkeit ansonsten schwacher Leute, wenn sie ein gemeinsames Ziel haben. Slytherin selbst schaffte es nicht, seine angeblich so unbestreitbaren Ansichten durchzusetzen, weil er merkte, daß gerade die Vielfalt der Zaubererkinder aus mischblütigen Familien oder gar reine Muggelstämmige trotz ihrer anfänglichen Unterlegenheit durchsetzen würden, sobald es nur noch eine Schule für reinblütige Zaubererkinder gäbe. Das mußt du jetzt noch nicht begreifen. Aber vielleicht hilft dir ein Rätsel, daß mir in Pflege magischer Geschöpfe mal eine Sphinx gestellt hat. Mal sehen, ob du es knackst. Also:
Sein Dasein ist ein Steter Reigen,
von Niedergang und Aufwärtssteigen.
Flüchtig fährt durch Nas' und Mund,
was doch kann sein ein fester Grund.
Kennt niemals Hast noch Langeweile,
jedoch die Ruhe oder Eile.
Gefangen in der Dunkelheit,
doch gleichsam munter und befreit.
Von der Natur her schwach und flüchtig
ist im Verheeren äußerst tüchtig.
Malt manches Bild auf helles Tuch,
ist einmal Segen und mal Fluch.
Was leicht zu bannen scheint durch Stein,
gräbt bald sehr große Höhlen ein.
Ist stets im Spiel, bei jedem Wetter,
kann Tod sein oder Lebensretter.
Ist überall, wo wir wohl sind.
Nun, wer oder was kann's sein, mein Kind?"
"Hmm, wieso hast du dieses Rätsel bekommen, Tante June?"
"Weil ich an einen Gegenstand gelangen mußte, Aurora. Die Sphinx wartete in einem Parcours, den Professor Kesselbrand aufgebaut hat. Wir mußten dort hindurch. Das galt damals als Prüfung sowohl für Verteidigung gegen die dunklen Künste, als auch für Pflege magischer Geschöpfe. Für jeden hatte die Sphinx ein anderes Rätsel. Ich hatte dieses. Aber jetzt sag mir, was gesucht wird!"
"Interessant. Etwas, das schwach ist und doch verheeren kann, was wohl heißt, daß er sie oder es alle möglichen Sachen kaputt machen kann. Durch Nase und Schlund geht es, aber man kann drauf rumlaufen", dachte Aurora Laut. Dann schüttelte sie den Kopf. "Wenn ich was festes in die Nase kriege, ersticke ich doch. Also kann es nicht beides gleichzeitig sein. Hmm, überall wo wir sind soll die gesuchte Lösung auch sein. Heißt das, wir müssen es immer dabei haben?"
"Keine Antwort", sagte Tante June mit merkwürdigem Lächeln, als wolle sie nicht zu erkennen geben, ob Auroras laute Gedanken auf den richtigen Weg führten oder nicht.
"Leute, Essen ist fertig!" Rief Regina Dawn aus der Küche und ließ von Zauberkraft ein Tablett mit einer dampfenden Suppenschüssel vor sich herschweben.
"Er sie oder es ist leicht einzusperren, aber nicht zu halten. die Lösung gräbt Höhlen oder malt Bilder. Wie ging dieser Reim nochmal?" Fragte Aurora.
"Malt manches Bild auf helles Tuch,
ist einmal Segen und mal Fluch", wiederholte Tante June einen Reim aus dem Rätselgedicht. Aurora Dawn fragte sich, ob damit nicht ein Zauberwesen gemeint sein könne, ein Zauberer vielleicht oder ein Kobold.
"Setzen wir uns erst einmal hin und essen was!" Entschied June Priestley.
Aurora war aber zu neugierig, ob sie das Rätsel lösen konnte, und vor allem, was dieses Rätsel mit Slytherin, einem der Gründer von Hogwarts zu tun haben sollte. Sie setzte sich neben ihren Vater und ließ sich den Suppenteller mit dampfender Hühner-Nudelsuppe füllen. Aurora zog hungrig den würzigen Duft der heißen Vorspeise in die Nasenflügel. Sie nahm einen Löffel voll, führte ihn zum Mund, blies vorsichtig, um die Suppe im Löffel vorzukühlen und aß bedächtig, weil die Hühnersuppe doch sehr heiß geraten war. Dabei dachte sie über die Rätselsprüche nach und wunderte sich, wie gut ihr Gedächtnis für Gedichte doch war. Dann fiel ihr ein, wieso ihre Tante dieses Rätsel im Zusammenhang mit Salazar Slytherin erwähnt hatte. Sie meinte damit wohl, daß Schwache, wenn sie nur stark genug zusammenarbeiteten, sehr viel Kraft auf angeblich unüberwindliche Dinge anwenden konnten, je mehr, je stärker. Es mußte also jemand oder etwas sein, der oder das sowohl vereinzelt und schwach aber auch viel und sehr stark, ja unaufhaltsam war, immer rauf- und runterging, wenn sie diese allerersten Zeilen richtig verstanden hatte und bei jedem Wetter mitmachte.
Mit den Gedanken bei dem Rätsel, aß Aurora die Suppe, dann die Hauptspeise, Kaninchenbraten in Weinsoße mit Kartoffelklößen und Frühlingsgemüse. Dabei fragte sie sich, was sie und jeder andere überall dabei hatte. Ja, es mußte ein Ding, ein Gegenstand oder Naturgebilde sein.
Philipp hatte offenbar solchen Hunger, daß er förmlich seinen Arm vorschnellen ließ, als der Nachtisch, eine selbstgemachte Eistorte, hereingetragen wurde. Aus Versehen stieß er dabei eine Blumenvase um, die in Auroras Richtung fiel und ihren gesamten Inhalt auf das Sonntagskleid der Hogwarts-Schülerin ergoß.
"Ii, Philipp! Jetzt bin ich ganz naß. Das tropft ja nur so ...!" Setzte Aurora an und erschauderte, weil ihr in diesem Augenblick die Antwort einfiel.
"Na klar, Tante June. Die Sphinx hat wohl Wasser gemeint. Es kann tropfen oder in Flüssen fließen. Es gibt Seen oder Meere. Wolken entstehen, weil die Sonne Meerwasser zu leichten Dunstschwaden aufsteigen läßt. Die Wolken kommen als Regen runter und verschwinden so im Boden, wo es gefangen ist, bis es als muntere Quelle irgendwo wieder rauskommt. Da die Quelle ja eigentlich immer da ist, ist es also gefangen und frei. Na ja, und wir tragen wohl alle Wasser in uns herum, wenn ich das von dir einmal richtig gelernt habe, Tante June."
"Hmm, da habe ich zwar nicht solange drüber nachdenken müssen, aber ich wußte damals ja schon mehr über die Naturvorgänge."
"Ja, aber Wasser geht doch nicht durch die Nase, June", widersprach Hugo Dawn, der das Rätsel zum Teil mitbekommen hatte. "Wenn ich in der Badewanne die Nase unter Wasser halte, kriege ich arge Schwierigkeiten, wenn ich es einatme. Durch den Mund geht ja klar, aber durch die Nase?"
"Aber sicher doch, Hugo. Sonst hättest du die Suppe, die Soße oder den Wein ja gar nicht riechen können. Das was Aurora schon richtig erkannt hat, paßt da vollkommen hinein. Der Dunst, oder auch der Dampf, der durch Erhitzen aufsteigt, wird wie Luft geatmet. Dann hast du natürlich auch die Lösung, welche Bilder gemeint sind, Aurora."
"Hmm, das war wohl nur 'ne Ablenkung", vermutete Aurora. Doch dann rief sie entzückt aus: "Nein, stimmt auch! Die Wolken aus Wasser schweben am Himmel. Der kann als helles Tuch gemeint sein. Dann paßt das auch."
"In jedem Fall solltest du dir das Kleid trocknen, aurora. Du bist ja ganz durchnäßt", wies ihre Mutter sie auf das vordringlichste hin.
"Das mit dem festen Grund geht dann auch, wenn man damit einen zugefrorenen See oder diese leckere Eistorte meint", sagte Hugo Dawn belustigt, während Aurora sich von ihrer Mutter mit einem Trocknungszauber das aufs Kleid getropfte Blumenwasser forthexen ließ.
"Tja, manche Sphinxrätsel sind etwas einfacher, andere mordsschwierig."
"Was wäre passiert, wenn du das Rätsel nicht gelöst hättest?" Wollte Aurora von ihrer Tante wissen.
"Dann hätte mich das Biest angegriffen und womöglich umgebracht, Aurora. Aber ich hätte eher keine Antwort gegeben, als mich von einer Sphinx umbringen zu lassen", sagte June Priestley.
"Und jetzt verstehe ich auch, was du damit gemeint hast, mir dieses Rätsel zu geben, Tante. Einer alleine kann nicht in einer Flut von unterschiedlichen, aber gegen ihn anströmenden Ansichten stehenbleiben, weil irgendwann jeder Felsen niedergespült wird."
"Oder ausgehöhlt, Aurora", fügte Tante June hinzu.
Nach dem Essen spielten die kleineren Kinder im Garten, während Philipp Priestley seine Cousine über Hogwarts befragte. Immerhin würde er in einigen Jahren wohl selbst dort eingeschult werden. Aurora erzählte ihm alles, wovon sie glaubte, daß er es vertragen konnte, ließ aber den sprechenden Hut aus. Wenn Philipp fragte, wie rausgefunden wurde, wer in welches Haus zog, sagte Aurora nur, daß dies ein Geheimnis sei, daß nur die mitbekommen sollten, die dort zur Schule gingen. Philipp sah sie zwar verärgert an, weil sie ihm das nicht erzählen wollte, doch mußte sich damit abfinden. Denn seine Mutter und sein Vater sahen Aurora sehr ernst an, daß sie ja nicht ausplauderte, was in Hogwarts wen wohin einteilte.
"Professor Dumbledore würde mich sofort rauswerfen, wenn ich dir oder einem anderen Kind auftische, wie das bei uns geht, Phil", bekräftigte Aurora, daß sie nichts erzählen würde. Sie sprach von den Quidditchmannschaften, von den Spielen und von den Unterrichtsstunden, wo sie in Zauberkunst vor kurzem erst den Schwebezauber ausprobiert hatten und gerade mit Feueranzündern oder Brandlöschzaubern übten. Philipp hing regelrecht an den Lippen der älteren Cousine, erschauderte, wenn Aurora andeutete, daß es dort in Hogwarts einige böse Leute gab, die kleinere Schüler angriffen und freute sich, wenn Aurora ihm von den Geistern erzählte. Er lachte über die Streiche von Peeves, dem Poltergeist und jubelte, wenn Aurora jedes der bisherigen Quidditchspiele in Einzelheiten schilderte.
"Wenn du elf Jahre alt bist kriegst du das alles selber mit, Phil. Hoffentlich wirst du dann nicht so schnell traurig, daß du da viel viel lernen mußt", beendete Phils Mutter die Fragestunde nach einer langen Weile. Der Junge nickte nicht ganz zustimmend. Dann ging es auch nach Hause.
Kurz nach den Ostertagen reiste Aurora zusammen mit allen, die ebenfalls über die kurzen Osterferien ihre Familien besucht hatten nach Hogwarts zurück. Dort angekommen fand sie eine erdrückende Atmosphäre der gegenseitigen Belauerung zwischen den Slytherins, Hufflepuffs und Gryffindors vor. Da Gryffindor und Hufflepuff gegeneinander im Finale der Quidditchmeisterschaft der Häuser um den Pokal spielten, war es für die Bewohner der beiden Häuser so, daß sie sich gegenseitig argwöhnisch beäugten, ob nicht einer von ihnen sich an einem der nun so wichtigen Mannschaftsmitglieder vergreifen könne. Sicher, die Hufflepuffs galten als friedlich und arbeitssam. Doch wo sie nun schon einmal die lange nicht so greifbare Chance hatten, den Quidditchpokal zu gewinnen, waren sie doch sehr angespannt. Die Gryffindors, die vor allem den Slytherins eins auswischen wollten, beschirmten ihre Mannschaftsmitglieder auf jedem Weg. Ja, und die Slytherins, für die es in dieser Saison um nichts mehr ging, waren nicht faul, die beiden Häuser anzustacheln, sich gegenseitig das Leben schwer zu machen.
Als zum beispiel Isadora Meadows, die Kapitänin der Hufflepuffs zusammen mit ihren Klassenkameradinnen einmal an Aurora und Petula vorbeiging, flog von irgendwo her ein blauer Lichtblitz heran und verfehlte Isadora knapp. Die Mädchen warfen sich keine hundertstelsekunde nach dem Blitz auf den Boden, weil sie weitere Attacken erwarteten. Der Zauber, der auf diesem blauen Blitz getragen worden war, krachte wirkungslos an eine Wand und ließ etwas Putz davon fortwirbeln. Dann sirrte ein rot leuchtender Zauberfluch über die am Boden liegenden Junghexen hinweg und fand ein lebendes Ziel. Denn ein erschreckter Aufschrei und ein heftiges Wimmern klang aus dem Korridor, der in den Gang mündete, in dem die Hufflepuffs mit den beiden Ravenclaw- Erstklässlern zusammen ausharrten. Fußgetrappel erklang. Offenbar flüchteten die Angreifer. Als nach einer halben Minute nichts mehr zu sehen und zu hören war, erhob sich Isadora mutig und wartete, bis ihre Freundinnen und die beiden Ravenclaws aufgestanden waren.
"Das darf doch nicht wahr sein. Greift uns da wer einfach aus dem Hinterhalt an", schimpfte sie. Aurora Dawn fragte, wer das gemacht haben könnte.
"Bestimmt einer von den Slytherins", sagte Mirella Riverside, eine Hufflepuff-Sechstklässlerin. "Der erste Fluch könnte ein Permexhaustus-Fluch gewesen sein, um Isadora für lange Zeit alle Körperkraft abzusaugen. Der zweite war mit sicherheit ein Furnunculus-Fluch."
"Es könnten auch Black und Lupin von den Gryffindors gewesen sein, weil die ihrem Busenfreund James Potter helfen wollen", wandte Vera Summerset, ebenfalls aus Isadoras Klasse, ein. Aurora fragte, wieso die beiden Gryffindors sowas machen würden, weil das doch rauskommen konnte.
"Die hängen doch immer zusammen. Die und dieser kleine Pummelige, Pettigrew mit Namen. Ich kann mir vorstellen, daß die sich das zu Nutze machen, daß die Slytherins uns auch beharken, weil wir denen den Pokal vermasselt haben", sagte Vera.
"Achso, dann wollen die es so hinbiegen, daß die Slytherins euch angegriffen ... Runter!" Rief Aurora Dawn, nachdem sie ihre Antwort wegen verdächtiger Geräusche abgewürgt hatte. Tatsächlich fegten ein gelber und ein oranger Lichtblitz durch den Gang, kreuzten sich Funken stiebend und landeten mit Getöse an den Wänden. Sofort darauf erscholl professor Bitterlings Stimme.
"Schluß damit! In den Korridoren ist Zaubern verboten. Außerdem hat hier keiner mit dem Dessensorius-Fluch und dem Langgliedrigkeitsfluch herumzuhexen."
Wieder erklang Fußgetrappel. Dann tauchte die Zaubertranklehrerin und Hausvorsteherin von Slytherin auf, ihren eigenen Zauberstab in der Hand. Sie wirkte mit ihren schwarzen Locken und den großen dunkelbraunen Augen sehr hübsch anzusehen, funkelte mit ihren Augen jedoch böse durch die Gänge, als wolle sie jeden, der dort nichts verloren hatte, aus diesen Augen heraus vernichtende Blitze zuschleudern.
"Sie können wieder aufstehen, meine Damen. Die Schlacht ist vorüber. Offenbar haben die rivalisierenden Gruppen aus Gryffindor und meinem Haus gedacht, Hufflepuffs arbeitsunfähig fluchen zu müssen, damit sie nicht beim Jahresendspiel mitmachen können."
"dDas waren zwei Gruppen?" Fragte Petula Woodlane irritiert dreinschauend. "Ich dachte, daß wäre ein und dieselbe Bande, die meint, Isadora was tun zu wollen."
"Also, ich habe mindestens zwei Gruppen von Missetätern gesehen. Aber ich konnte nicht genau erkennen, wer es war. So bleibt mir wohl nur übrig, beiden Häusern pauschal Punkte abzuziehen, ohne die wahren Übeltäter belangen zu können", sagte die Lehrerin und kündigte an, dies mit dem Schulleiter besprechen zu müssen. Aurora und Petula blieben noch bei den älteren Hufflepuffs, weil Isadora sich mit Aurora über die gemeinsamen Verwandten unterhalten wollte, die von Auroras mütterlicher Seite her existierten. Aurora besprach, was im Sommer ablaufen sollte, wenn Auroras Großeltern und Großtanten eine Feier zum vierzigsten Hochzeitstag ausrichten wollten. Aurora fragte, ob Isadora das schon mit Professor Dawn besprochen habe.
"Ich mach das doch nicht in der Schule. Privatangelegenheiten kläre ich nur mit Schülern. Ich dachte, du würdest mit deiner Mutter darüber sprechen", sagte Isadora. Aurora verzog etwas das Gesicht. Zwischen ihr und ihrer Mutter herrschte die Übereinkunft, daß sie in Hogwarts nur auf der Ebene zwischen Lehrerin und Schülerin miteinander sprachen und sich sonst nicht unterhielten oder gar Gefälligkeiten oder Privatsachen besprachen. Aurora fand es gut so, denn so blieb ihr erspart, immer als Professor Regina Dawns Tochter angesehen zu werden und nicht als Schülerin Aurora Dawn.
"Professor Dawn hat mir aufgetragen, nicht auszunutzen, daß ich mit ihr verwandt bin, Isadora. Das ist auch gut so", sagte Aurora Dawn steif.
"Klar, kann ich sogar verstehen. Wenn eine Lehrerin ein Kind hier hat, kommt ja schnell der Verdacht auf, es würde besser behandelt als andere Schüler hier. Gut, dann werde ich meiner Mutter sagen, sie möchte eine Anfrage an Professor Dawn schicken. Das wäre doch mal wieder was schönes, wenn der Meadows-Zweig unserer Familie sich wieder trifft."
"Das wird Professor Dawn wohl entscheiden", gab Aurora gekünstelt vornehm zurück. Dann verließ sie mit Petula und einem Schwung Bücher die Bibliothek und ging durch die Korridore und Treppenhäuser vor die Tür zum Gemeinschaftsraum der Ravenclaws.
"Verflixt, dieser Kuhbändiger ist schon wieder nicht in seinem Bild!" Fauchte Petula, die einige Meter vor der Klassenkameradin herging. Tatsächlich war das Gemälde mit der Wiesenlandschaft, auf dem üblicherweise ein in Landjungenkleidung gehüllter Bursche und eine braun-weiße Kuh zu finden waren, total unbevölkert. Aurora holte aus ihrem Umhang den Pergamentzettel, auf dem sie die Schritte für einen erfolgreichen Reinitimaginus-Zauber notiert hatte, als eine Hexe in einem langen dunkelroten Kleid von rechts in die gemalte Landschaft hineinstürmte, verharrte und sich wütend umsah.
"Wo ist dieser vermaledeite Kerl Bruce und sein Rindvieh?" Fragte sie zornig mit den Augen funkelnd.
"Den suchen wir selber", sagte Aurora schnell. Ihr machten gemalte Leute nichts aus, egal, wen sie darstellten. Aus Bildern heraus konnte ihr niemand was tun.
"Dann weile ich hier, bis sich dieser verwünschenswerte Flegel einstellt", bestimmte die Hexe und sah sich um, wo sie sich niederlassen konnte. Doch offenbar behagte ihr die Wiese nicht, auf der Aurora vier große grünliche Kuhfladen sehen konnte, über denen sich detailgetreu große Fliegenschwärme tummelten.
"Wir möchten aber in unseren Gemeinschaftsraum", sagte Aurora und zog ihren Zauberstab.
"Du wirst es nicht wagen, mich aus diesem Bild zu verbannen, nur um diesen Bauernlümmel zur Stelle zu schaffen, Jungfer."
"O passiert das Ihnen, wenn ich Reinitimaginus benutze?" Fragte Aurora mit kindlicher Neugier in der Stimme.
"Ja, tut es, Jungfer. Untersteh dich also, mich derart brüsk zu behandeln und stecke deinen Zauberstab wieder fort."
"Nöh!" Sagte Aurora Dawn und zog die erste der vier zu ziehenden Linien für den Aufruf des Reinitimaginus-Zaubers, der gemalte Lebewesen, die ihr Bild verlassen hatten, in dieses zurückbeschwören konnte.
"Re-i-ni-ti-ma-go!" Betonte Aurora jede Silbe des ersten Zauberwortes, während sie den Stab von der linken oberen in einer schrägen Linie zur rechten unteren Ecke zog. Sofort leuchtete die so gezogene Linie auf dem Gemälde weiß auf.
"Jungfer, unterstehe dich, dieses Tun fortzuführen!" Rief die in Rot gekleidete Hexe sehr drohend auf die gezauberte Linie blickend.
"Re-i-ni-ti-ma-gi-nis!" Sagte Aurora beschwörend das zweite Zauberwort und zog die zu diesem Wort gehörige Linie. Dann sagte sie das dritte Zauberwort, dann das vierte. Die fremde Hexe schrie vor Wut und versuchte, aus dem Bild zu rennen, wobei sie voll in einen Kuhfladen trat und das Geschwader der Fliegen darüber in wilde Panik versetzte. Doch irgendwie entkam sie dem gemalten Hintergrund nicht mehr so einfach, wie sie diesen betreten hatte. Vielleicht waren die magischen Linien auf dem Bild eine Sperre gegen durchreisende Bewohner anderer Bilder. aurora tippte auf den gemeinsamen Kreuzungspunkt aller Linien in der Bildmitte und sagte:
"Reinitimagine!"
Die Linien wirbelten herum, schneller und schneller, bis sie einen flirrenden vollen Kreis aus weißem Licht formten. Brausen wie von einem Sturm klang aus dem Gemälde. Aus einer unbestimmbaren Ferne schrie Bruce und brüllte dessen Kuh Maggy vor Angst. Auch das teils schmerzhafte, teils angstvolle Geschrei der fremden Hexe tönte aus dem nun nicht mehr zu erkennenden Gemälde. Es krachte, das ganze bild wurde von einem undurchsichtigen Grau überdeckt, und dann tauchte übergangslos die gemalte Landschaft und ihre ursprünglichen Bewohner auf. Die fremde Hexe war jedoch verschwunden.
"Ihr hundsgemeinen Furien habt mich schon wieder mit diesem brutalen Zauber hergezerrt. Ich wollte meine Maggy doch nur von der Wiese Sir Cadogans holen. Doch dieser verrückte Ritter wollte mich nicht lassen. Wieso könnt ihr nicht Rücksicht auf uns nehmen, wie auf euresgleichen?"
"Terra Pulchra!" Riefen Petula und Aurora gleichzeitig."
Wutschnaubend fuhr die rotgekleidete Hexe auf einem Besen in das Bild hinein und richtete den Zauberstab drohend auf Bruce.
"Bauernlümmel! Habe ich ihm nicht in all den Jahrhunderten, die er und sein gehörntes Untier schon in diesen Mauern verweilen gesagt, er möge sein Vieh von meinem Garten fernhalten? Nehme er die Strafe hin, die ihm gebührt!"
"Nix da! Erst die Tür auf!" Rief Aurora sehr entschlossen und hielt ihren Zauberstab an die linke obere Bildecke.
"Jungfer, mit euch werd ich mich zu späterer Zeit befassen. Erst einmal ..."
"Rein und weg!" Rief Bruce und schwang so heftig mit dem Gemälde zur Seite, daß Petula und Aurora fast den Rahmen an die Köpfe bekamen. Schnell schlüpften sie in den Gemeinschaftsraum hinein. Das Bild fiel hinter ihnen mit lautem Krach in seine eigentliche Lage zurück. Sie hörten noch, wie Bruce offenbar überhastet davonlief, verfolgt von der schimpfenden Hexe.
"Kann die den verhexen?" Fragte Petula die Klassenkameradin, als sie im Gemeinschaftsraum der Ravenclaws standen.
"Gemalte Zauberer können gemaltes verzaubern, habe ich gehört. Ich weiß nicht, was dieses Weib mit Bruce anstellt", erwiderte Aurora.
"Glaubst du denn, daß diese Hexe dir was tun kann?" Wollte Petula wissen und sah leicht beklommen die Rückseite des Gemäldes an.
"Petula, die Hexe kann mir nichts. Sie ist nur gemalt. Gemalte Wesen können wirklichen Leuten nichts tun. Deshalb macht mir diese Drohung überhaupt nichts. Außerdem habe ich kein Zauberergemälde bei uns im Schlafsaal hängen. Dann kann diese alte Tante nicht mal zu mir kommen und mich beschimpfen. Die weiß offenbar nicht mehr, was sie alles nicht kann."
"Oh, ich hoffe, du hast recht", sagte Petula.
Amalia Hopfkirch saß allein im Gemeinschaftsraum und kritzelte mit ihrer Adlerfeder auf einem Stück Pergament herum. Als sie die beiden Erstklässlerinnen hörte, legte sie die Feder bei Seite und kam zu ihnen herüber.
"ich habe den Tumult draußen mitgehört. Du mußtest diesen Kuhbauern in sein Bild zurückbeschwören, Aurora?"
"Ja, Amalia", bestätigte Aurora Dawn.
"Dabei ist dir Lady Medea in die Quere gekommen. Diese altehrwürdige Hexe wohnt hier seit 1492 und beherrscht viele dunkle Zauber. Sie ist eine leidenschaftliche Gärtnerin und Köchin. Eigentlich wohnt sie im Trakt, wo Professor McGonagall ihr Büro hat. Sie kann dir zwar keinen Fluch aufhalsen, Aurora, aber andere gemalte Wesen so verhexen, daß sie dich heimsuchen, wenn du etwas im Schloß unternehmen mußt, baden, zur Bibliothek gehen oder du die Toilette aufsuchst."
"Ach, sie kann mir dann wilde Horden von gemalten Leuten auf den Hals hetzen, die mich aus ihren Bildern heraus anschreien?" Fragte Aurora mit einem gehässigen Grinsen.
"Das oder dafür sorgen, daß du überall im Schloß ausspioniert und eventuell bei Missetaten an Lehrer oder Vertrauensschüler verraten wirst. Normalerweise verhalten sich gemalte Leute teilnahmslos gegenüber Schülern. Aber wenn Lady Medea befindet, dich zu maßregeln, könnte das anders laufen. Die meisten gemalten Personen haben eine berechtigte Angst vor dieser Hexe. Die einzigen, die sich nicht darum scheren, sind die ehemaligen Schulleiter von Hogwarts, die in Dumbledores Gemächern zu finden sind. Mach dich also auf was gefaßt!"
"Wir werden sehen", erwiderte Aurora Dawn trotzig und zog sich mit Petula Woodlane an einen freien Tisch zurück, um dort die ausstehenden Hausaufgaben zu machen.
"Glaubst du, daß das mit den Slytherins und Gryffindors noch heftiger wird?" Flüsterte Petula Aurora nach dem Aufsatz über die Stufen der Fernlenkungszauber zu. Diese nickte beklommen schauend.
"Ich fürchte, vor dem Spiel kracht es nochmal heftig."
"Hoffentlich irrst du dich", erwiderte Petula betrübt."Das hoffe ich auch", erwiderte ihre Schlafsaalmitbewohnerin.
Einen Tag vor dem entscheidenden Spiel, einem Freitag, ging Aurora mit Petula, Roy und Bruster nach der Nachmittagsstunde durch das Schloß auf dem Weg zur Bibliothek, als ihr die Erstklässler aus Slytherin den Weg verstellten. Tonya Rattler und Samiel Sharkey führten die Gruppe an.
"Hallo, Leute", sagte Bruster ruhig. Samiel glotzte ihn herablassend an.
"Habt ihr schon gelesen, daß die vom Ministerium überlegen, ob es nicht zu gefährlich für Muggelbrütige ist, sie noch nach Hogwarts zu schicken?" Fragte der klapperdürre Slytherin-Junge. Bruster sah den Erstklässler ruhig an und sagte:
"Wenn du diesen Artikel im Tagespropheten von vor zwei Tagen meinst, wo sich die vom Ministerium drüber unterhalten haben wollen, ob der Schutzaufwand für Muggelstämmige noch gerechtfertigt sei. Meinst du, das der Unnennbare mittlerweile bestimmt, wer nach Hogwarts gehen darf oder nicht?"
"Kommt so rüber, Eierkopf", erwiderte die klobige Tonya Rattler.
"Euer Sir Du-weißt-schon-wer ist nicht der Herr der Welt, auch wenn er Leute umbringt. Sonst herrschten ja schon längst die Terrorbanden in den Staaten, wo sie auftreten", sagte Roy Fielding gereizt.
"Nun, ich denke mal, wenn ihr dieses Jahr übersteht, werden die euch nicht mehr herkommen lassen", sagte Tonya. Ein gehässiges Kichern klang von den Slytherin-Schülern, und alle zeigten mit dem Finger auf Roy und Bruster.
"Was für diesen Gangster Voldemort gilt, gilt erst recht für Leute, die ihn toll finden", schnaubte Roy und richtete sich zu seiner vollen Größe auf und stand kampfbereit vor allen dreizehn Schülern.
"Ach, was du nicht sagst, Schlammblut!" Tönte Samiel Sharkey. Tonya wandte sich an Aurora und Petula.
"Trollt euch, ihr seid hier nicht gefragt!"
Petula wandte sich um und wollte gehen. Aurora jedoch sah die gleichaltrige Mitschülerin aus Slytherin an und fragte:
"Hast du sowas wie einen Größenwahntrank geschluckt, daß du hier bestimmst, wer wohin geht? Nur weil ihr jetzt mit allen mann hier aufgelaufen seid hast du bestimmt nichts zu melden, Tonya."
Ein hönisches gelächter folgte. Tonya trat vor, breit und klobig, wie ihr Körper nun einmal beschaffen war und pflanzte sich drohend vor Aurora Dawn auf, die keinen Schritt zurückwich. Roy und Bruster stellten sich neben die Kameradin, während Petula angstvoll zurückwich.
"Haben wir in den Ferien gelernt, daß wir eine Heldin sein wollen?" Tönte Tonya spöttisch.
"Du offenbar nicht, Klotzweib", gab Roy ungefragt zur Antwort und ballte die rechte Hand zur Faust.
"Wer hat dich denn gefragt, Schlamm..."
Krach! Roys Faust flog von Wut getrieben auf Tonya zu und landete punktgenau auf ihrer Nase. Schmerzverzerrt dreinschauend deutete sie auf ihren Kameraden Sharkey. Doch dieser sah sich Bruster gegenüber.
"Friedlich, Gerippe!" Zischte Bruster. Doch Samiel fischte nach seinem Zauberstab. Bruster war darauf gefaßt und trat ihm wie beiläufig gegen die Hand, die den Stab hob. Klappernd landete der Zauberstab zwei Meter von Samiel entfernt auf dem Boden. Was nun folgte, war eine offene Keilerei. Offenbar wollten die Slytherins ihre Überlegenheit ausspielen. Aurora sah einige Sekunden zu, wie Roy und Bruster von den Jungen aus Slytherin eingekreist und mit Faustschlägen und Tritten traktiert wurden, dann zog sie ihren Zauberstab, als niemand damit rechnete und stieß einen Fluch gegen Tonya aus.
"Murattractus!" Tonya flog unvermittelt, ihre gaffenden Klassenkameradinnen zur Seite schleudernd gegen die nächste Wand und wurde dort festgeheftet, wie ein Eisenblech an einem Magneten. Die anderen Mädchen wollten auch ihre Zauberstäbe holen, doch da bekam Roy einen Arm Frei, drosch Samiel voll gegen den knöchernen Unterkiefer und trieb ihn damit zu Boden. Er rammte einem anderen Slytherin mal eben das Knie in den Unterleib, sodaß dieser schmerzvoll aufheulte und mit verzerrtem Gesicht und tränenden Augen zurückwankte. Roy, der offenbar ein erfahrener Kämpfer war, hatte die Angriffe der überzähligen Jungen gut weggesteckt und explodierte förmlich, als er in schneller Folge Ellenbogenstöße in die Rippen und Fausthiebe in die Gesichter der anderen austeilte. Bruster hatte zwar nicht soviel Erfolg, hielt sich aber wacker.
"Wer mit den Schlammblütern hält, wird mit ihnen eingestampft", kreischte Bellona Stingrey und stürzte auf Aurora los. Sie wollte der Ravenclaw ins lange Haar greifen. Doch Aurora sprang wendig zur Seite und ließ das Mädchen ins Leere laufen. Aurora sah, daß Petula wohl fortgelaufen war. Hätte sie ja eigentlich auch machen können. Doch nun war sie mitten im Gefecht. Sie schwang den zauberstab und schoß eine Garbe roter Funken auf die Angreifer ab. Diese schraken zurück und wollten selbst nach dem Zauberstab langen, als einer von ihnen unvermittelt den Boden unter den Füßen verlor und an die Decke geschleudert wurde. Dann krachte ein roter Knallfrosch mitten in den Haufen sich keilenderSchüler.
"Man kann euch auch wirklich nicht unbeaufsichtigt herumlaufen lassen!" Keifte eine äußerst verärgerte Professor Bitterling. Ihr braungetöntes Gesicht war total rot angelaufen. Ihre Augen funkelten. In ihrem langen dunkelblauen Seidenumhang stand sie vor ihren Schülern wie eine Rachegöttin, den Zauberstab in der zur eisernen Faust verkrampften Rechten, alle Muskeln des Körpers gestrafft.
"Auseinander!" bellte sie mit befehlsgewohnter Stimme. Unvermittelt schwirrten alle Slytherins wie aufgescheuchte Wespen davon, tauchten eilig in den Korridoren unter. Nur Tonya hing mit Körper, Kopf, Armen und Beinen an der Wand fest. Mit einer kurzen Schwingung des Zauberstabes befreite die Lehrerin die ihr untergeordnete Schülerin aus ihrer angehexten Lage. Tonya walzte sofort auf Aurora zu, wutrot, mit tränen in den funkelnden Augen.
"Du Miststück!" Fauchte sie wie eine wütende Katze. Aurora wich einen Schritt zurück. Unvermittelt landete auch Tonya an der Decke, wo einer ihrer Mitschüler hing.
"Ich ging davon aus, daß ihr nur die Ehre von Slytherin und die damit verbundenen Werte achtet, Tonya Rattler. Was fällt dir ein, diesen Aufruhr anzuzetteln?"
"Die haben angefangen, Professor", wimmerte Tonya von der Decke her.
"Ja klar. Die haben gemeint, in Unterzahl einen Streit anzetteln zu müssen. Ich habe hier zwei Zeugenaussagen, die bestätigen, daß Sie, Ms. Rattler und Mr. Sharkey meinen, hier die verlängerten Klauen Lord Voldemorts spielen zu müssen und sein Gesetz durchsetzen zu müssen, indem Muggelstämmige mit Gewalt vergrault werden sollen. Aber hier gelten die Regeln von Hogwarts, die Dame und der Herr. Hier herrschen Zucht und Ordnung. Und ein Teil dieser Ordnung lautet, daß Schüler sich gegenseitig achten sollen, sofern sie alle gleich sind. Sicher, Sie meinen, weil Ihre Eltern einflußreich sind, hier die Vorherrschaft auszuüben. Aber was Slytherin-Schüler tun, bestimme ich, nur ich. Ist das da oben angekommen?" Gab Professor Bitterling eine heftige Schimpftirade zum besten.
"Klar", erwiderten Tonya und ihr Schulkamerad. Dann landeten sie wieder auf dem Boden, sachte wie Federn herabschwebend. Unvermittelt liefen sie davon, ihren Kameraden nach. Aurora sah die Lehrerin an. Diese sah immer noch verärgert zurück und fragte:
"Sie hätten mit ihrer Kameradin zusammen zu mir kommen sollen, Ms. Dawn. Prügeleien sind nichts für Damen", maßregelte die Zaubertranklehrerin Aurora. Diese sah hinter die Lehrerin und entdeckte Petula Woodlane, die sich in sicherem Abstand gehalten hatte.
"Ich sah und sehe nicht ein, daß ich mich von Ms. Rattler rumkommandieren lassen soll, Professor Bitterling. Die ist hier genauso wenig Befehlsberechtigt wie ich", erwiderte Aurora mit fester Stimme.
"Das mag sein. Aber Dennoch hätten Sie mit Ms. Woodlane zusammen zu mir kommen müssen. Diese Keilerei wirft kein gutes Licht auf mein Haus."
"Ach neh, wirkllich?" Gab Roy mit spöttischem Unterton von sich.
"Werden Sie wohl den Mund halten, wenn Sie nicht gefragt sind?!" Schnaubte Professor Bitterling und drohte mit dem Zauberstab. "Wieso haben Sie beiden, Mr. Fielding und Mr. Wiffle sich eigentlich auf diese äußerst törichte Prügelei eingelassen?"
"Die hätten uns sowieso vermöbelt", sagte Bruster schnelll. Roy nickte. "Die wollten uns doch einbläuen, wie wertlos wir doch seien und daß wir hier nichts zu suchen hätten", fügte Roy noch hinzu.
"Seit wann denn dieses?" Fragte die Lehrerin und sah Roy an.
"Die faselten was von einem Zeitungsartikel, daß die Heinis im Ministerium keine Zauberer aus sogenannten Muggelfamilien mehr nach Hogwarts lassen wollten."
"Und deshalb riskieren Sie ihre Gesundheit in einer sinnlosen Schlägerei?" Fragte Professor Bitterling. Roy lief rot an. Aurora wußte nicht, ob es ein Wutrot oder Schamröte war.
"Ich lasse mich nicht von denen bepöbeln, zusammendreschen und treten, ohne mich zu wehren, Professor. Außerdem hat diese liebreizende Tonya Rattler Aurora angegriffen, weil die nicht gekuscht hat."
"Achso, Sie wollten nur den edlen Ritter spielen und Ihre jungfräuliche Schutzbefohlene vor einem brutalen, bösen Biest bewahren", gab Professor Bitterling mit leichtem Spott in der Stimme zurück. Dann steckte sie ihren Zauberstab fort und klatschte in die Hände.
"Sie, Mr. Wiffle, Ms. Woodlane und Ms. Dawn in mein Büro!" Befahl sie und führte die vier Ravenclaws in ihr Büro, einem Raum in den Kerkerbereichen von Hogwarts. Aurora sah neugierig die in Gläsern mit Alkohol eingelegten Exemplare von kleinen Zauberwesen, größere und kleinere Organe anderer Tiere, sowie teilweise verrottete Pflanzenteile, die sich in langen Regalen reihten. Sie fragte sich, was in den großen Schränken für wertvolle oder gefährliche Zutaten eingeschlossen waren und wozu man das alles brauchte.
"Jeder von Ihnen erzählt mir jetzt seine Eindrücke der ganzen Angelegenheit! Ich bitte mir aus, nur die Wahrheit zu erzählen. Keiner, den ich nicht ansehe, sagt auch nur ein Wort! Sonst muß ich jeden Störer mit einem Schweigezauber belegen."
Petula erzählte, was passiert war und endete damit, daß sie losgelaufen sei, um einen Lehrer zu holen und ihr eingefallen sei, daß Professor Bitterling wohl noch im Zaubertrankunterrichtsraum sein mochte, wo sie sie auch fand. Aurora berichtete ihre Erlebnisse und fügte an, daß sie sich nicht von einer gleichaltrigen herumkommandieren lasse. Bruster und Roy erzählten, daß sie eigentlich versucht haben wollten, einer Prügelei aus dem Weg zu gehen, aber Tonyas Angriff auf Aurora sie dazu getrieben habe, zu kämpfen.
"Alles in allem war Ihr verhalten sehr unüberlegt, die Damen und die Herren", beschloß Professor Bitterling die Befragung. Dann sagte sie:
"Fünfzig Punkte Abzug für Ravenclaw wegen mutwilliger Gewaltanwendung gegen Mitschüler und Strafarbeit für Mr. Fielding und Mr. Wiffle. Für Sie, Ms. Dawn ziehe ich nochmal fünf Punkte ab, wegen unerlaubter Zauberei in den Korridoren. Ich sehe jedoch von einer weiterführenden Bestrafung ab, da sie durchaus keine gewalttätigen Tendenzen haben, wie ich von den anderen Lehrern weiß. Im Gegensatz zu Ihren Klassenkameraden. Und jetzt verlassen Sie alle mein Büro!"
"Dieses Weib macht erst auf rettenden Engel und würgt uns dann fünfzig Punkte Abzug rein", maulte Roy Fielding. Bruster fragte laut:
"Was kriegen die Slytherins? Die werden wohl keine fünfzig Punkte weniger kriegen wie?"
"Schauen wir doch nach!" Schlug Aurora vor.
In Hogwarts gab es große Glasgefäße, die sogenannten Punktegläser, die mit einer bläulichen, magischen Flüssigkeit gefüllt waren und, so wußte es Aurora von ihrer Mutter, den Punktestand jedes Hauses anzeigten. Die Flüssigkeit verhielt sich dabei so, daß ihre Oberfläche sank oder stieg, wenn ein Lehrer oder ein Vertrauensschüler Punkte vergab oder abzog, sobald ein Lehrer diese Beurteilung laut ausgesprochen oder anderweitig mitgeteilt hatte. Im Moment schwamm der rote, scheibenförmige Flüssigkeitsstandanzeiger der Gryffindors am Höchsten in seinem wuchtigen Glas. Die Gryffindors hatten zurzeit 350 Punkte. Die Slytherins waren knapp dahinter mit 330, was für Aurora bedeutete, daß die von ihr mitbekommenen Punktabzüge für dieses Haus von anderen Slytherins ausreichend wettgemacht worden waren. Hufflepuff war laut dem kanariengelben Schwimmer im Punkteglas im Moment mit 280 Punkten auf Platz drei. Ravenclaws blauer Flüssigkeitsstandanzeiger schwamm auf der Höhe des Teilstrichs, der die 200-Punkte-Marke bezeichnete. Doch unvermittelt sackte der grüne Schwimmer im Punkteglas der Slytherins um ganze 80 Punkte ab und unterschritt den Wert der Hufflepuff-Punkte. Roy grinste.
"Ich glaube nicht, daß Dumbledore ihr das hätte durchgehen lassen, daß sie uns Punkte abnimmt und die, die wirklich rumgepöbelt und geprügelt haben unbeschadet wegkommen läßt."
"Wie dem auch sei, wir hängen nun auf dem letzten Platz", stellte Petula leicht ungehalten fest. Dann sackte der grüne Schwimmer im Punkteglas der Slytherins noch weiter ab, unter 200 Punkte.
"Tärä! Irgendwer wird der Herrscherin der Slytherins da wohl ein böses Wort gesagt haben", flötete Bruster Wiffle. Damit lag Slytherin im Moment auf dem letzten Platz.
"Hoffentlich biegen die älteren von denen ihren Neuen bei, daß sie uns anderen demnächst in Ruhe lassen sollen. Wenn sich das nämlich bei den Mamis und Papis der Slytherins rumspricht, werden die sauer", meinte Roy.
"Hoffentlich nicht auf uns", unkte Petula.
"Wenn die was gegen uns haben, Petula, dann brauchen die mit Sicherheit keine miesen Punkte für Slytherin", wandte Aurora Dawn ein.
"Auf jeden Fall sollten wir uns trollen, bevor von denen einer herkommt und sich den neuen Punktestand anzusehen", meinte Bruster Wiffle. Seine Klassenkameraden stimmten zu und gingen mit ihm zurück in die Bibliothek, um für ihre Hausaufgaben zu lernen.
Während des Abendessens fragte Mortimer seinen Vetter Bruster, ob das wirklich hatte sein müssen. Bruster erwiederte:
"Nein, wir hätten uns ja zusammenschlagen lassen können, ohne Gegenwehr. Dann hätten wir vielleicht noch Punkte dazugewonnen."
"Klar, Bruster! Ein Mann muß tun, was ein Mann tun muß", gab Mortimer frustriert zurück.
Miriam Swann fragte Aurora und Petula, was genau passiert war und wandte sich dann an Aurora.
"Das war aber mutig von dir, dich hinzustellen und denen deine Meinung zu sagen. die kennen doch keine Hemmungen, Leute anzugreifen."
"Wenn die mich heute nicht angegriffen hätten, dann vielleicht in einer Woche, in einem Monat oder einigen Jahren, Miriam. Ich sehe es nicht mehr ein, denen aus dem Weg zu gehen, nur weil die mit dem Unnennbaren so gut auszukommen vorgeben. Mag sein, daß die mich irgendwann wieder zwischenhaben. Aber ich werde mir nicht von denen befehlen lassen, wo ich wann hinzugehen habe."
"Ja, stimmt schon. Aber die sind doch gefährlich", warf Miriam ein.
"Nur, wenn wir vor denen Angst haben", sprang Roy Aurora bei. "Wenn die uns einschüchtern können, sind die stark. Wenn sie aber nichts gegen uns machen können, ohne gleich was drüberzukriegen, können die sich nicht so aufspielen, wie die wollen."
"Ich hoffe mal, daß die sich nun, wo die über 80 Punkte verloren haben, besser beherrschen", sagte Petula Woodlane. Roy erwiderte:
"Dann müßten die mehr wert auf ihre Hauspunkte legen als auf ihre angeblich so wichtige Zaubererehre und dem ganzen Reinblütigkeitsgedöns."
"Das werden die nicht ablegen", warf Mortimer Swift ein. "Deren Eltern werden schon aufpassen, daß die nicht die "gute Gesinnung" vergessen. Die haben Dumbledore doch auf dem Kieker. Immerhin ärgert er ja Du-weißt-schon-wen."
"Mortimer, würdest du bitte nicht so abschätzig über Dumbledore reden!" Tadelte Amalia Hopfkirch den Erstklässler. Dieser sah die Vertrauensschülerin an und erwiderte:
"Ich denke nicht, daß Dumbledore das anders genannt hätte."
"Dann liegt zwischen ihm und dir aber noch ein langes respektables Zaubererleben. Was er darf, ist Leuten wie dir wohl noch verboten."
"Dem Höchsten gewährt, dem Ochsen verwehrt! Muh!" Bemerkte ein Viertklässler, der neben Amalia saß und sich postwendend einen strafenden Blick von ihr einfing.
"Den Ochsen nimmst du aber zurück, Randolph", wandte sich Mortimer an den Viertklässler, der einfach nur "Nöh!" Antwortete und überlegen grinste.
"Warum ihr nicht nach Gryffindor geschickt worden seid, ist mir ziemlich schleierhaft", mußte Nathan Mentry, der Vertrauensschüler, einwerfen.
"Ganz einfache Kiste, Nathan: Da war kein Platz mehr", sagte Mortimer Swift mit spitzbübischem Grinsen. Alle am Tisch lachten. Denn immerhin wohnten sowohl in Gryffindor als auch in Slytherin mehr neue Schüler, als in den beiden anderen Häusern von Hogwarts.
"Ja, dann ausgerechnet Ravenclaw! Der Hut wird wohl doch langsam alt", beklagte sich eine Sechstklässlerin.
"Hast du es in deiner Erstklässlerzeit erlebt, daß Jungs vernünftig sind, Muriel?" Fragte Amalia der ein Jahr älteren Hauskameradin zugewandt. Diese schüttelte den Kopf zur Bestätigung, daß auch sie in ihrer Erstklässlerzeit keinen angeblich vernünftigen Jungen erlebt hatte.
"Wer glaubt ihr, macht morgen das Spiel?" Fragte Mortimer Swift, um ein ihm angenehmeres Thema anzufangen.
"Hmm, beide sind im Moment gut. Aber ich denke, daß Gryffindor sich den Pokal holt", erwiderte Aurora Dawn mit dem Gesichtsausdruck einer Kennerin, die einen ihr vertrauten Punkt erläutert.
"Na, das werden wir ja wohl sehen, wenn die Hufflepuffs mit ihrem Sucher wieder den Schnatz kriegen, bevor Potter und die Seinen genug Tore geschossen haben", warf Miriam Swann ein. Sie war zwar nicht so sehr auf Quidditch aus wie Aurora, Mortimer oder Erin Runfield, eine der Jägerinnen der Ravenclaws, aber mitreden konnte sie doch schon ein wenig.
"Ist mir egal, wer den Pokal morgen gewinnt. Die Roten müssen morgen gegen Nottingham Forest ran und haben noch einige Punkte zu holen, um an dieser blauen Gurkentruppe vorbeizu... mmmmpf" Mortimer hatte Roy ein etwas größeres Stück Schokoladenkuchen ohne Vorwarnung in den zum Sprechen halb geöffneten Mund gestopft und damit wie vorher schon einige Male, jede unwichtige Streiterei um diesen Ein-Ball-Sport Fußball abgewürgt.
"Heh, Morty, lass ihn doch quatschen. United fährt dieses Jahr die Meisterschaft ein und spielt im Landesmeisterpokal."
"Ich glaub's bald, Bruster! Ich dachte, du wärest letztendlich von diesem mordslangweiligen Muggelspiel weg und tönst hier herum, als wenn es hier morgen total langweilig zugehen würde. Ist Quidditch wirklich so unwichtig für dich?"
"Sagen wir's mal so, Morty: Da ich hier nicht Radio hören oder fernsehen kann, hilft's mir gut, die Zeit umzubringen."
"Öi!" riefen Erin Runfield, Marion Witt und Kelvin Hightowers, alles Spieler der Hausmannschaft. "Redest du nur so, weil du Angst vor'm Besenfliegen hast, Bruster, oder hast du bei unseren drei Spielen immer geschlafen?" Wollte der Quidditchkapitän noch von ihm wissen.
"Ohne Besen könntet ihr doch gar nicht spielen, Kelvin. Fußball ist eben noch richtiger Sport, was für den eigenen Körper und .... mmmpf" Mortimer hatte ein zweites Stück Schokoladenkuchen in einem von Fußballfreude überlaufenden Mund untergebracht.
"Mortimer, die ersticken dir noch, wenn du das immer wieder machst", warnte Miriam Swann den Sohn von Regulus Swift. Dieser wandte sich Miriam zu und rief:
"Am Besten kriegen wir raus, ob es einen Körpertauschtrank gibt. Den trinken wir dann und sehen uns dann nach einer Woche wieder, wenn du dir jeden Abend dieses manchmal heftige Gezänk der Beiden hast anhören müssen."
"Mit meinem Körper kämst du nicht zurecht", sagte Miriam schnippisch. "Du würdest schon nach zwei Tagen drum betteln, den Tausch umzukehren."
"Leute, worüber ihr da redet berührt den Bereich der dunklen Künste", schaltete sich Amalia Hopfkirch sehr ernst dreinschauend ein. "Es gibt solche Zauber und Tränke. Aber die meisten sind verboten, und die die erlaubt sind, dürfen nur mit Genehmigung des Ministeriums angewendet werden."
"War doch nur ein Vorschlag, Mylady Gouvernante", versetzte Mortimer gehässig. Wegen dieser Frechheit zog Amalia Ravenclaw fünf Punkte ab, was Mortimer kalt ließ.
Nach dem Abendessen gingen Aurora, Miriam, Petula und Dina in den Schlafsaal der Erstklässlerinnen von Ravenclaw und machten dort noch einige Hausaufgaben, da sie hier ungestörter waren, als im Gemeinschaftsraum. Außerdem mußten sie sich dann nicht noch was über Fußball anhören. So um zehn Uhr legten die vier Mädchen ihre Bücher und Schreibsachen fort, zogen sich bettfertig um und gingen schlafen.
Aurora Dawn war die erste, die am nächsten Morgen aufwachte. Leise verließ sie den Schlafsaal für Erstklässlerinnen und besuchte einen der Waschräume für Mädchen, wo sie Erin Runfield und Marion Witt traf.
"Schon so früh auf, Aurora?" Fragte Erin fröhlich und munter.
"Ich bin richtig aufgeregt, wer heute den Pokal holen wird", gestand die Erstklässlerin. "Ich habe ja schon einige Spiele vor Hogwarts gesehen. Aber so richtig wichtige Spiele waren das nicht, obwohl da echte Profis gespielt haben, die noch um einige Stufen schneller und wendiger flogen als hier."
"Tja, das liegt an der familiären Atmosphäre in Hogwarts. Die Häuser für sich sind wie kleine Volksstämme, die sich gegenseitig anstacheln. Gut, daß die Slytherins nicht mehr um den Pokal mitmischen können, sonst gäbe das noch ein Gemetzel", sagte Erin.
"Ja, wie das beim ersten Spiel, Erin. Danke, brauchen wir nicht nochmal", erwiderte Aurora verbittert. Sie sah ihrem Spiegelbild kerzengerade in die graugrünen Augen, zupfte sich mit der rechten Hand das Haar zurecht, während das Mädchen im Spiegel vor ihr ihr langes schwarzes Haar mit der linken Hand glättete. Dann lächelte Aurora ihrem Spiegelbild zu, das zeitgleich zurücklächelte. Gewaschen, mit geputzten Zähnen und ordentlich gestriegeltem Haar verließ Aurora zusammen mit Erin und Marion den Waschraum und ging hinunter in den Gemeinschaftsraum, wo Mortimer auf einem Der Sofas lag, den Schulumhang als Decke über sich ausgebreitet.
"Dich hat keiner mehr hier rausgeschickt?" Fragte Aurora, ohne den Klassenkameraden zu begrüßen. Dieser rollte sich herum. Der Umhang glitt raschelnd zu Boden und zeigte den Jungen in seiner Unterwäsche. Erin tauchte nach dem Umhang und warf ihn schnell wieder über Mortimer.
"Mach am besten, daß du ins Badezimmer kommst, Mortimer", sagte sie. "Wenn Nathan oder Amalia dich hier so herumliegen sehen, könntest du eine Strafarbeit aufgehalst bekommen."
"Ja, Mummy", grummelte Mortimer, schlang sich den Umhang so um den Körper, daß er nicht nochmal entblößt werden konnte und trollte sich in den Waschraum.
"Was ist denn mit dem los? Wieso schläft der im Gemeinschaftsraum?" Wollte Marion wissen.
"Wahrscheinlich haben sich Bruster und Roy wieder über Fußball gezankt. Weil er ihnen ja gestern keine Gelegenheit dazu geben wollte, haben die das wohl im Jungenshlafsaal gemacht, zumal sie sich dann wohl gegen ihn gewendet haben", vermutete Aurora Dawn.
"Bei Roy kann ich ja noch verstehen, warum der sich an diesen Muggelsport klammert. Das mit den Slytherins drängt ihn ja förmlich dazu, unsere Welt schlechtzufinden. Aber Bruster? Der hat doch eine Hexe als Mutter. Wieso nimmt die den nicht zu Profi-Spielen mit? In der Nähe von Manchester gibt es doch mindestens einen guten Verein."
"Marion, niemand kann einen Muggelstämmigen oder Halbmuggelstämmigen zwingen, Quidditch toll zu finden. Entweder kriegen die das alleine hin oder lassen es", erwiderte Erin und strich sich nochmal über ihr seidenweiches, langes blondes Haar.
"Und eins und zwei und drei und vier!" tönten zwei Jungenstimmen von der Treppe zu den Schlafsälen für Jungen her. Ken Dasher und Alessandro Boulder, die beiden Treiber der Hausmannschaft marschierten im Gleichschritt in den Gemeinschaftsraum. Alessandro, ein stämmiger, breitschultriger Junge mit nackenlangem, pechschwarzem Haar und stahlblauen Augen, grüßte mit einem kurzen Griff an den Zaubererhut die Mädchen.
"Was ist denn in euch gefahren?" Wunderte sich Erin und lächelte amüsiert über das Gehabe der beiden Treiber. Alessandro und Ken waren in der dritten klasse, zwei Jahre älter als Aurora und vier Jahre jünger als Erin und Marion.
"Tim Abrahams, unser Klassenkamerad, hat Ken und mir ein Buch über Seestreitkräfte der Muggel geliehen. Da stand auch was über Marineinfantristen drin. Die sollen ja ziemlich heftig trainiert werden."
"Ja, um sich und andere zu töten", warf die leicht untersetzte Marion Witt verbittert ein. "Soldaten sind nur da, um andere umzubringen oder sich bei dem Versuch, das zu tun, umbringen zu lassen."
"Ja, aber sie müssen ohne Magie auskommen. Deshalb ackern die wohl auch so heftig. Sollten wir in unser Training einbauen", widersprach Ken der älteren Schülerin.
""Tims Vater ist doch Leutnant bei den Marinefliegern", sagte Alessandro. "Die müssen mit lauten Flugmaschinen arbeiten, die dafür, daß sie eben nicht bezaubert werden können, schneller als der Schall fliegen", gab Alessandro zum besten. Ken fügte dem hinzu:
"Ja, und wenn so'n Flugdings von den Muggeln schneller als der Schall fliegt, knallt es immer laut, wo es gerade über wen oder etwas hinwegfliegt, und es dauert, bis sein eigener Krach zu hören ist."
"Ach du meine Güte. Ich fürchte, wir müssen Flitwick fragen, ob das 1923 aufgehobene Verbot für Muggelliteratur wieder eingeführt werden sollte", bemerkte Erin Runfield. Ken rief nur:
"Nix da, Erin! Wie sollen wir in Muggelkunde dann lernen, was für tolle Gerätschaften die haben?"
"Eben nur aus den entsprechenden Büchern", antwortete Marion Witt.
"Aber das wäre doch genial. Ein Überschallbesen. Du saust an jemandem vorbei. Bumm! Da kommtniemand mehr hinter dir Her", quoll Alessandro vor Begeisterung über und strahlte über das ganze, vor Aufregung leicht gerötete Gesicht.
"Wie schnell ist denn Schall überhaupt?" Fragte Aurora Dawn, die nicht wußte, was sie von diesen Sachen halten sollte.
"Hmm, weiß ich nicht", sagte Ken Dashehr. Alessandro dachte offenbar nach und erwiderte dann:
"Hängt davon ab, wo er gerade durchgeht. Wenn Schall durch Luft geht, dauert es drei Sekunden, um einen Kilometer zu schaffen. Ich weiß das daher, weil ein Onkel väterlicherseits über Naturerscheinungen und Magie forscht. Er hat mir mal erzählt, daß man bei einem Gewitter ausrechnen kann, wie weit entfernt ein Blitz einschlägt, wenn man vom Sehen bis zum hörbaren Donnerschlag die Sekunden zählt und die Zahl dann durch drei teilt. Dann hat man die Entfernung in Kilometern. Also muß Schall, der durch die Luft geht, so um die 330 oder 340 Meter in der Sekunde oder 1200 Stundenkilometer schnell sein."
"Das darf doch nicht euer ernst sein, daß ihr einen so schnellen Besen haben wollt", erregte sich Erin, mußte jedoch dabei grinsen. "Das wäre ja sechsmal so schnell wie der Nimbus 1000 oder achtmal so schnell wie der Drei-Sterne-Silberpfeil."
"Überschall heißt doch auf jeden Fall schneller als der Schall in der Luft", wies Ken die ältere Hauskameradin hin.
"Da müßte ja soviel zauberwerk eingebaut werden, damit du nicht bei dem Affenzahn runterfällst oder bei einer Kurve vom Besen geschossen wirst", konnte Aurora sich nun in die unbedeutende aber spannende Unterhaltung einklinken.
"Hmm, stimmt. Unsere Besen sind zwar leicht innertralisiert, aber bei einem so heftig abgehenden Gerät müßte die Innertralisatus-Bezauberung fast bei hundert Prozent liegen, was du dann bei niedrigen Geschwindigkeiten störend empfinden mußt", vermutete Marion Witt. "Außerdem ist der Flugwind bei einem derartigen Tempo wohl zu stark, um dich aus eigener Kraft am Besenstiel festzuhalten. Mal abgesehen, daß du Probleme mit Augen und Ohren kriegen könntest, wenn die einen solchen Wind aushalten müssen."
"Was heißt das, Innertralisatus-Bezauberung?" Wollte Aurora wissen.
"Das ist ein Zauber, der Flieh-, Beschleunigungs- und Bremskräfte für die, die in seinem Wirkungsbereich sind, abmildern, ja völlig aufheben kann. Er wurde vor zweihundert Jahren in Toulouse erfunden, von Taurus Giscard Vendredi, dem Begründer der französischen Flugbesenwerke, die später in die Ganymed- Superbo- und ExcelsiorFabriken aufgesplittert worden sind, weil die drei Söhne von Vendredi sich nicht auf eine gemeinsame Führung einigen konnten", sagte Erin. Aurora fragte, wieso dieser Innertralisatus-Zauber dann auch bei englischen Besen verwendet wurde.
"Weil zwei Spitzenkönner von den Flugbesenwerken Frankreichs wegen so einer blutigen Revolution unter den Muggeln geflohen sind, weil sie Muggelverwandte aus dem Hochadel hatten und die Muggel damals was gegen Adelige hatten. Die waren denen wohl zu verfressen und übergeschnappt", erklärte Marion, die wohl eine Expertin für Flugbesen und Geschichte war.
"Ach so", sagte Aurora.
"Ja, und 1804 ist dann das Monopol, das Alleinverkaufsrecht, was die Flugbesenwerke Frankreichs für innertralisierte Besen besaßen, von der internationalen Zaubererkonferenz aufgehoben worden. Seitdem dürfen alle Besenfabriken ihn benutzen", schloß Marion ihren kurzen Spontanvortrag ab.
"Dann hätte Bruster ja recht, daß Quidditch nicht mehr so anstrengend ist. Aber er hat natürlich nicht recht, weil es immer noch anstrengend und gefährlich genug ist und viel Kraft und Gewandheit braucht", sagte Aurora Dawn.
"Früher konnten die Besen nur auf gerader Strecke über 100 Stundenkilometer beschleunigen. Wollte einer da in die Kurve, mußte er schon Bärenkräfte in Armen und Beinen haben, um sich zu halten", sagte Erin Runfield.
"Ja, aber heute ist das doch wesentlich besser, weil man schnell und wendig fliegen kann", warf Alessandro Boulder ein. Dann sagte er:
"Hoffentlich kriegen die Gryffindors heute was auf die Haube. Ich habe gestern nachmittag Potter und ein paar andere von deren Mannschaft in der Bibliothek getroffen. Die triefen ja nur so von Überlegenheit."
"Ich denke, dann wäre Kelvin auch sehr sehr glücklich", flötete Ken Dasher. "Der ist doch ganz dicke mit der lieblichen Isy und ..."
"Pass auf, was du sagst, Kleiner!" Warnte eine leicht erboste Stimme vom Treppenaufgang zu den Jungenschlafsälen her. Kelvin Hightowers kam in seiner ganzen erhabenen Größe von einhundertneunzig Zentimetern in den Gemeinschaftsraum. Ken grinste ihn an und meinte:
"Ist das etwa noch nicht amtlich, daß du und Isadora Meadows verbandelt seid?"
"Meine Sache, Bursche", grummelte Kelvin und sah jetzt erst die drei Mädchen, die im Raum waren. Erin lächelte dem Kapitän aufmunternd zu und ließ wie beiläufig ihre linke Hand, an der ein goldener Ring schimmerte, durch das glatt gestriegelte Haar fahren. Kelvin sah sie leicht entgeistert an, lächelte jedoch.
"Die schafft das immer wieder", knurrte er und begrüßte Aurora Dawn.
"Ich habe deinen Klassenkameraden Mortimer im Waschraum getroffen, bereits im Umhang. Hat der etwa wieder hier unten geschlafen?"
"Wieso wieder einmal?" Stellte Aurora eine Gegenfrage.
"Mädel, weil er das schon vier Mal gemacht hat. Immer war es an einem Freitag abend vor einem im Muggelsportkurier vorangekündigten Spiel zwischen dem Fußballclub Liverpool und Manchester United, ob in der Liga oder in dem Ehrenpokal, wo Mannschaften aus allen Divisionen gegeneinander spielen können. Vielleicht sollte er sich mal mit Flitwick unterhalten, ob das so gut ist, wenn die beiden Schlafsaalgenossen sich immer über diesen Blödsinn in die Haare kriegen. Nachher wird er noch wegen sittenwidrigem Verhaltens von Hogwarts gefeuert."
"Weil er im Gemeinschaftsraum schläft?" Wunderte sich Aurora.
"Eben deshalb. Gemäß der Schulregel Bla-bla-bla dürfen Schüler nur in den für ihr Geschlecht zugelassenen Schlafräumen übernachten, da die Gemeinschaftsräume für Schüler beider Geschlechter frei zugänglich sein müssen. Damit wollen die verhindern, was bei Erin und Emerald ... Ist schon gut, Erin."Erin hatte Kelvin sehr bedrohlich angeblickt und mit dem Kopf geschüttelt, daß er bloß nichts erzählte, was keinem was anging.
"Achso, die haben Angst, daß Jungen und Mädchen sich hier irgendwie austoben, obwohl sie das nicht dürfen", vollendete Aurora den Gedankengang, den Kelvin angeregt hatte.
"Für sowas bleibt man aber nicht im Gemeinschaftsraum", wandte Erin hintergründig lächelnd ein. Kelvin räusperte sich nur und nickte.
"Aber was vorhin gesagt wurde würde dir schon gefallen, Kelvin. Wenn Hufflepuff den Pokal gewinnt, würdest du dich doch freuen, oder?" Fragte Aurora und lächelte sehr unbekümmert, wie ein kleines Kind. Kelvin lief leicht rot an, schluckte und sagte dann:
"Öhm, wäre mal was feines, wenn Hufflepuff den Pokal nach solanger Zeit wieder gewinnt."
"Aber das mit dem Überschallbesen, Leute, um da nochmal drauf zu kommen", erinnerte Alessandro die Schüler im Gemeinschaftsraum, "das könnte doch durch einen Schildzauber gelöst werden, der den Flieger umschließt und die Luft nicht so dicht gegen ihn staut. Dann könnte er schneller als der Schall fliegen."
"Ach du meine Güte, habt ihr euch von diesem Tim Abrahams Glanz und Gloria der Muggelfluggeräte auftischen lassen?" Seufzte Kelvin den beiden Treibern zugewandt. Diese grinsten gehässig und nickten gleichzeitig.
"Eine Gloria war nicht dabei. Aber toll glänzen sollen diese Dinger, hat Tim erzählt", sagte Ken Dasher.
"Diese Flugapparate können nur Krach machen, stinken und beim Runterfallen Leute erschlagen. Von den Waffen, die in solche Geräte eingebaut werden mal ganz abgesehen", dämpfte Kelvin die Begeisterung der beiden Drittklässler. Doch diese ließen nicht locker:
"Immerhin haben die Muggel ohne Zauberkraft fliegen gelernt und zwar schneller als der Schall. Tim sagt, die waren auch schon auf dem Mond und hätten im Weltraum eine um die Erde fliegende Station, ein Himmelslabor."
"Das gerade einmal so schnell fliegt, daß es von der Fliehkraft nach außen gezogen wird, um nicht auf die Erde runterzufallen", hakte Kelvin ein. "Wenn durch irgendwas oder irgendwen die Umlaufgeschwindigkeit gebremst wird, kracht uns dieses Himmelslabor eines Tages auf den Kopf. Die amerikanischen Muggel sind nicht viel gescheiter als die dort lebenden Zauberer und Hexen. Die halten sich doch allesamt für die größten und stärksten der Welt, daß die keine Rücksicht auf andere Leute nehmen."
"Oh, das kannst du aber so nicht sagen", widersprach Erin Runfield. "Meine Tante Endora kommt aus Salem in den Staaten. Die sagt, daß die Hexen dort seit dieser wahnwitzigen Jagd auf ihre Vorfahren, bei der viele viele unschuldige Muggel ermordet wurden, die Zaubererschaft dort mehr Verantwortung für die Welt übernommen hat."
"Ja, wie die Muggel es drüben auch behaupten", grummelte Kelvin. "Auch ich habe 'ne Tante drüben. Die hängt im Laveau-Institut in New Orleans herum. Die sieht manchmal sehr merkwürdig auf meine Eltern und mich herab. Die fragt uns immer wieder, wielange wir uns Du-weißt-schon-wen noch gefallen lassen wollen, bevor wir sie und ihre Kollegen bitten, ihn uns vom Hals zu schaffen. Dann könnte ich ihr immer einen Fluch anhexen, wenn die so arrogant rüberkommt."
"Wieso arrogant. Heißt das nicht überheblich, so wie's die Slytherins sind?" Wollte Aurora wissen.
"Natürlich, Aurora. Wenn dir ständig wer sagt, daß wir ohne ihn oder sie schlecht dran sind, ist das genau das gleiche, wie bei den Slytherins."
"Ja, doch die Osteuropäer sind da nicht besser", warf Marion Witt ein. "Meine Mutter kennt Hexen aus Transsylvanien, die Kinder im Durmstrang-Institut, einer Zaubererschule in Osteuropa haben. Die redeten immer davon, daß die Leute, die in Durmstrang Zauberei und Hexerei gelernt hätten, besser als der Rest der Welt seien."
"Na klar, weil die mit dem dessen Name nicht genannt werden darf kungeln", empörte sich Erin unvermittelt. "Die Leute dort unterrichten offen die dunklen Künste. Kein Zaubereiministerium klopft denen auf die Finger. Ich hörte sogar, daß der stellvertretende Schulleiter Karkaroff auch einer von seinen Leuten sei und nur darauf warte, seinen Chef umzubringen, um für Du-weißt-schon-wen einen Stützpunkt zu errichten."
"O mit sowas würde ich sehr vorsichtig sein", warnte Marion Witt. "Nachher werden noch unbescholtene Hexen und Zauberer ermordet, weil alle Angst vor ihnen haben, sie könnten mit dem schwarzen Lord zusammenarbeiten."
"Stimmt, Leute! Es ist schon schlimm genug, daß seine echten Helfer und Helfershelfer die Zaubererwelt heimsuchen. Wenn wir uns davon noch anstecken ließen, Zauberer und Hexen zu jagen, nur, weil wir denken, die könnten was mit dem Unnennbaren zu schaffen haben, sind wir nicht besser als Du-Weißt-schon-wer", stellte Kelvin klar.
Langsam trafen weitere Ravenclaws im Gemeinschaftsraum ein und beteiligten sich an der Diskussion über Sinn und Unsinn der Strafverfolgung dunkler Magier. Doch irgendwann meinte ein Fünftklässler:
"Leute, das ganze ist zwar schön zu diskutieren, bringt aber im Moment nichts ein. Ich denke, ich gehe frühstücken, damit ich vor dem Entscheidenden Spiel noch was im Magen habe."
Wie von einem Leittier aufgefordert folgten alle Schüler dem Fünftklässler in die große Halle, wo bereits ein großteil der Hogwarts-Schüler an den Haustischen saß. Über dem Tisch der Hufflepuffs wehte das kanariengelbe Banner mit dem schwarzen Dachs, dem Hauswappen der Hufflepuffs. Gryffindor hatte an jeder Tischecke eine Fahnenstange mit der scharlachroten Flagge mit goldenem Löwen aufgepflanzt. Als Professor McGonagall die Halle betrat, sah sie mißmutig auf den Tisch ihres Hauses und ging dort hin. Keine Minute später verschwanden die vier Flaggen. James Potter, der neben Lily Evans, offenbar seiner Freundin saß, machte zwar ein mürrisches Gesicht, doch als er sah, daß auch die Hufflepuffs ihr Banner einholen mußten, grinste er nur und tuschelte mit seinen Quidditchkameraden.
Das Frühstück verlief in einer Atmosphäre gespantter Erwartung. Aurora saß zwischen Miriam Swann und Petula Woodlane und unterhielt sich mit ihnen über den Ausgang des Spiels. Als irgendwer vom Slytherintisch die kuriose Idee hatte, eine Flagge auszurollen, die eine sich bewegende silberne Schlange zeigte, die erst einen Dachs verschlang und dann einen Löwen erwürgte, mußten die Gryffindors und Hufflepuffs lachen. Der Schüler, der diese Flagge ausgerollt hatte, rief unbeeindruckt:
"Wir sind allemal überlegen, ihr Würstchen. Wer immer heute den Pokal kriegt, wird von uns im nächsten Jahr niedergemacht."
Die Professoren Sprout und McGonagall sahen Professor Bitterling an. Diese stand auf, ging zu dem Slytherin-Tisch hinüber und holte die Flagge wieder ein. Sie sprach kurz mit den älteren Schülern und kehrte an den Lehrertisch zurück.
"Die sah nicht gerade belustigt aus", flötete Miriam. Aurora nickte ihr zu und bemerkte:
"Die ist es langsam satt, denen Punkte abzuziehen, denke ich. Die sehen zwar so aus, als hätte es diesmal keinen Punkteabzug gesetzt, aber offenbar haben sie eine Vorwarnung bekommen."
"Kuck dir diesen Severus Snape an, wie gehässig der zu Potter und seiner Freundin rüberstarrt", wies Petula ihre Schlafsaalmitbewohnerinnen auf den älteren Slytherin-Jungen mit dem schmierigen schwarzen Haar und der Hakennase hin. "Der würde es wohl gerne sehen, daß Potter vom Besen fällt."
"Mach keine Witze, Petula! Ich kann mir gut vorstellen, daß der sogar einen Fluch auf James Potter legt, um ihn am Spiel zu hindern", warf Aurora Dawn ein.
"Das wird ihm nicht einfallen, Aurora. Nachher fliegt er wegen sowas noch von der Schule", wandte Miriam ein. "Immerhin sind sämtliche Lehrer dabei, auch Dumbledore. Der würde dem was erzählen, wenn er sich sowas rausnähme."
"Da magst du recht haben, Miriam", stimmte Petula Woodlane zu. Erin Runfield, die Aurora gegenübersaß, rief gerade laut genug, um über den breiten Tisch gehört zu werden: "Wen tipst du denn für den Pokal, Aurora?"
"Wie schon einmal gesagt weiß ich nicht, wer den sich holt, Erin!" Rief Aurora zurück.
"Gut, dann tippe ich mal auf Gryffindor", brachte die Jägerin der Ravenclaws einen Vorschlag ein. Aurora nickte zustimmend. Kelvin Hightowers, der Kapitän der Hausmannschaft, wandte sich seinen Klassenkameraden zu und sprach mit ihnen. Aurora bemerkte, wie er zwischendurch zum Tisch der Hufflepuffs hinüberblickte, etwas scheu zwar aber dennoch offen. Isadora Meadows, die Quidditchkapitänin der Hufflepuffs, sah kurz zurück, zuversichtlich, offenbar siegesgewiß.
"Nun denn! Wollen sehen, wer sich heute mit Ruhm bekleckert", sagte einer der Viertklässler aufmunternd und erhob sich von seinem Stuhl. Langsam, aber sicher, erhoben sich sämtliche Schüler und Schülerinnen von Hogwarts von ihren Plätzen und gingen hinaus zum Quidditchstadion. Nun, wo es offenbar nicht mehr verboten war, Flagge zu zeigen, entrollten die Gryffindors rote Banner mit brüllenden Löwen und die Hufflepuffs große gelbe Banner mit dem Dachs.
"Sollen wir auch noch den Adler hissen?" Fragte Mortimer Swift mit spöttischem Blick auf das Getue der Gryffindors und Hufflepuffs. Sein Cousin Bruster grinste nur und meinte:
"Wird wohl nicht so nötig sein, Mortimer. Ich denke eher, daß die anderen alle Hufflepuff- und Gryffindorfahnen mithaben, mal von den Slytherins abgesehen."
"Darauf kannst du wetten, Vetter. Die Slytherins werden ja nicht die Gryffindor-Fahne hochhalten, nur weil sie was gegen die Hufflepuffs haben oder andersrum", erwiderte Mortimer.
"Dann werden die wohl ganz ruhig da sitzen und hoffen, daß zumindest ein schönes Spiel dabei herumkommt", sagte Bruster.
Die Ränge auf der Zuschauertribüne füllten sich sehr rasch. Aurora Dawn setzte sich mit Miriam, Petula und Dina in eine Reihe, rechts flankiert von Roy Fielding, der Mortimer zwischen sich und Bruster sitzen hatte. Somit saß die komplette erste Klasse der Ravenclaws in einer Reihe. Roy, dessen Schwester Erica ihn gefragt hatte, ob er sich zu ihr setzen wolle, hatte durch ein leichtes Kopfschütteln abgelehnt. Ihm war es zu blöd, sich andauernd mit seiner großen Schwester zu zeigen, auch wenn jeder wußte, daß Erica und Roy Fielding aus derselben Familie stammten.
"Hallo, Leute!" Begrüßte Gregory Lograft, ein Fünftklässler der Gryffindors, der hier als Stadionsprecher auftrat, die Zuschauer. Er hielt das scharlachrote magische Megaphon in den Händen und sah zu den beiden Professoren Sprout und McGonagall hinüber, die in seiner Nähe saßen. Dann sah er hinüber auf das Quidditchfeld, wo gerade die beiden Kapitäninnen erschienen.
Rosina Oaktree, die Führerin der Gryffindor-Mannschaft, war etwas kleiner als Isadora Meadows, welche die Hufflepuffs führte. Dennoch wirkte sie nicht so, als könne man leicht an ihr vorbeikommen.
"Begrüßt euch!" Hörten die Schüler über das vielstimmige Raunen und Murmeln der Zuschauer hinweg die übliche Anweisung von Madame Hooch. Als sich die beiden Mädchen die Hand gereicht hatten, ermahnte die Fluglehrerin sie wohl noch mal, fair zu spielen, auch wenn's um den Pokal ging. Zumindest vermutete Aurora Dawn das, weil die Fluglehrerin sehr streng dreinschaute und mal die eine, mal die andere Kapitänin sehr genau beäugte. Doch dann war es endlich so weit.
Auf Madame Hooches schrillen Pfiff hin stießen sich alle vierzehn Spieler vom Boden ab. Schon in der ersten Sekunde war klar: Hier ging's um was! Die Spieler rangelten und bedrängten einander, Gryffindor bekam den Quaffel in der ersten Spielsekunde zu fassen, verlor ihn jedoch keine zwei Sekunden später, weil ein Jäger der Hufflepuffs sehr schnell von oben links nach unten rechts die Bahn der Gryffindor-Jägerin querte. Die Hufflepuffs drängten offenbar auf ein schnelles Tor gleich am Anfang, weil der erfolgreiche Jäger den Quaffel in einem sehr hohen Bogen quer über das Feld paßte, wo einer seiner Kameraden gerade in Stellung ging. Aurora sah beeindruckt, wie gut die Hufflepuffs wohl aufeinander abgestimmt waren, denn der Weitwurf kam zielgenau an und wurde keine halbe Sekunde später zum Tor hin verlängert. Der Hüter der Gryffindors warf sich entschlossen in die Flugbahn, verfehlte den roten Ball jedoch um wenige Zoll, sodaß dieser gerade noch soeben unter dem oberen Rand des rechten Ringes hindurchschlüpfte.
"Toooooor!!!!" Explodierte ein überaus erfreuter Aufschrei aus den Reihen der Hufflepuffs, die sofort ihre kanariengelben Banner und Fahnen ausrollten. Die Gryffindors wedelten trotzig mit ihren Fahnen, auf denen brüllende Löwen aus goldener Farbe zu sehen waren. Die Slytherins klatschten Beifall, weil der uralte Streit mit Gryffindor wohl wichtiger war, als daß sie den Hufflepuffs eigentlich nichts gönnen wollten, da sie ja selber gegen diese verloren hatten.
"James Potter holt sich den Quaffel ... Ui, da hätte es ihn fast vom Besen gehauen", kommentierte Gregory Lograft das Spiel. Einer der beiden Klatscher war in dem Moment gegen den Paradejäger der Gryffindors geschlagen worden, als dieser sich den roten Ball ergattern konnte. Doch Potter wirbelte kurz mit seinem Besen herum und ließ den gefährlichen schwarzen Ball ins Leere zischen. Dann ging er sofort zum Angriff auf das Hufflepuff-Tor über, wurde von zwei Jägern der kanariengelben Spieler abgefangen, fair aber wirkungsvoll und mußte den Quaffel an seine Kameradin und Kapitänin Rosina Oaktree abspielen, um nicht davon getrennt werden zu können. Rosina sauste auf ihrem Sauberwisch 5 auf das Hufflepuff-Tor zu, flog ein paar wilde Figuren vor den drei Ringen und warf den roten Ball dann so, daß er eigentlich durch den mittleren Ring gehen sollte. Der Hüter der Hufflepuffs verlegte diese eigentlich einzige Flugbahn, sah dann jedoch mit Verärgerung, daß der Ball sich so drehte, daß er einen sanften Bogen beschrieb, der ihn durch den linken Torring führte.
"Toooor!!!" Brüllten nun die Gryffindors. Irgendwie waren die Löwen auf ihren Fahnen wohl so bezaubert, daß sie auch "Toooor!!!" brüllten, was dem Jubel einen baßlastigen Unterton vermittelte.
"Zehn zu zehn für Gryffindor und Hufflepuff!" Rief Gregory Lograft über den nur langsam abebbenden Jubel der Gryffindors hinweg. "Doch da ist Hufflepuff wieder im Quaffelbesitz. Doch Potter kann sich die rote Kugel zurückholen! Schön hat er das wieder gemacht. Er zirkelt mal eben und ... Toooor!!!"
James Potter hatte aus einer Rückwärtsbewegung heraus den Quaffel aus kurzer Entfernung in den Torraum der Hufflepuffs abgeworfen, wo er mit sehr großer Geschwindigkeit durch den mittleren Ring sauste. Auf der Anzeigentafel wurde nun das neue Ergebnis angezeigt: Gryffindor 20 : Hufflepuff 10.
"Buuuuuh!" Machten die Slytherins und zeigten wüste Gesten in Richtung der Jäger des in Scharlachrot spielenden Teams. Roy Fielding stubste Aurora an und deutete auf drei Slytherins, die eine giftgrüne Fahne mit eitergelben Lettern "Fahr zur Hölle, Potter!" hochhielten.
"Die sind aber dreist", fiel Aurora dazu nur ein. Sie erkannte in den drei Slytherins Severus Snape und seinen Kameraden Rossier, sowie Nero Roots, den Hüter der Slytherins.
"Hufflepuff holt sich durch eine Doppelkombination der Klatscher den Quaffel und greift an!" Rief Lograft. "Das wird gefährlich! Uuuh! Gerade noch mal gutgegangen. ... Nein! Charissa Longbow schnappt sich den Quaffel kurz vor dem Gryffindor-Tor ... und macht die zehn Punkte!"
"Tooooor!!!" Brüllten die Hufflepuffs. "Halt drauf, Hufflepuff! Halt drauf, Hufflepuff!" Skandierten die mit gelben Fahnen, Schals und Bannern winkenden Zuschauer.
"Das ist ein herrlicher Schlagabtausch", wandte sich Petula an Aurora. Diese nickte zustimmend und ergänzte: "Wenn das so weitergeht, kommt es wirklich auf den Sucher an."
Es ging jedoch nicht so weiter. Offenbar gefiel es einigen Gryffindor-Spielern nicht, daß Hufflepuff so gut mithalten konnte. Denn eine Minute Später wurde ein Jäger der in Gelb spielenden Mannschaft so drastisch vom Quaffel getrennt, daß Madame Hooch auf Foulspiel erkannte und Hufflepuff einen Freiwurf zusprach, den die Jägerin Longbow verwandelte. Danach beschleunigten die Hufflepuffs ihr Spiel und bestätigten Aurora, daß die Kanariengelben sich wirklich sehr gut aufeinander eingespielt hatten. So folgte eine Serie von drei Toren in nur zwei Minuten, wobei die Jägerin Charissa Longbow immer den entscheidenden Wurf machte. Zwar wurde sie nach dem sechsten Tor für Hufflepuff von einem Klatscher am Arm getroffen, was jedoch nicht ausreichte, um die Hufflepuffs in ihrem entscheidenden Lauf zu stoppen. Madame Pomfrey kurierte den offenbar gebrochenen Arm der Jägerin, wofür das Spiel unterbrochen wurde. Dann ging es jedoch so schnell weiter, daß manchmal nicht genau gesehen werden konnte, wer nun wem den Quaffel zuspielte. Lograft begnügte sich beim Kommentieren nur noch mit den Hausnamen, wenn er die Spielzüge ansagte.
"Gryffindor im Quaffelbesitz, verlängert zum Torraum! Hufflepuff hält!"
"Mann, seid ihr doof! Mann, seid ihr doof!" Sangen die Slytherins ungehemmt über die Gryffindors. Professor Bitterling, die mit den übrigen Lehrern etwas weiter vom Spielfeldrand fortsaß, zeigte zwar ein etwas mißmutiges Gesicht, schritt jedoch nicht ein.
"Die sind doof!" Rief Roy Fielding. "Reißen das Maul auf, obwohl die es selbst doch total vergeigt haben!"
"Das ist dieser Bandenkrieg zwischen James Potter und Hakennase Snape", wußte Mortimer Swift, weshalb die Slytherins sich hier so aufspielten. Als jedoch James Potter eine Minute später den mickrigen Zehn-Punkte-Stand der Gryffindors auf zwanzig Punkte erhöhte, versiegte der Spott in den Kehlen der Slytherins. Offenbar wollten die Gryffindors sich nicht auf ihren Sucher allein verlassen.
"Rosina Oaktree nimmt wohl das Tempo aus der Partie. Schön ruhig, Mädel!" Kommentierte Gregory Lograft. Professor McGonagall warf ihm einen sehr erzürnten Blick zu. Doch das hielt den Stadionsprecher nicht davon ab, weiter die spielerischen und körperlichen Vorzüge der Kapitänin Gryffindors zu preisen. "Ja, sehr geschmeidig arbeitet sie sich da vor. O da fliegen ihr ein paar wütende Kanariengelbe in die Bahn, aber unser Sonnenschein läßt sich davon nicht ausmanövrieren. Schön, Rosie! Sie kommt in den Torraum ... Hmm, hätte sie fast vom Besen gepflückt, so'n böser schwarzer Ball ... wirft ab und trifft!!!"
Der Torschrei der Gryffindors, unterlegt vom Brüllen der auf ihren Fahnen abgemalten Löwen, rüttelte an Ohren und Magenwänden der Zuschauer. Nun stand es siebzig zu dreißig für Hufflepuff.
"An und für sich Mist, daß es keine Rückrunden gibt", stellte Roy fest. Aurora fragte ihn, was er damit meine. Roy sah sie erst verdutzt an, nickte jedoch, weil ihm einfiel, daß seine Klassenkameradin wohl nie eine Fußballsaison mitbekommen hatte und erzählte ihr:< "Im Fußball ist das immer so, daß alle Mannschaften im ersten Halbjahr gegeneinander spielen müssen. Im zweiten Halbjahr spielen sie dann wieder gegeneinander, aber so, daß die Mannschaften, die beim ersten Mal anreisen mußten, auf eigenem Platz spielen dürfen und umgekehrt. Das bringt den Heimvorteil mancher Mannschaften besser rüber. Andere Mannschaften können dagegen besser auswärts spielen. Auf jeden Fall spielt jede Mannschaft zweimal gegen jede andere Mannschaft, was die Rangliste besser auswerten läßt."
"Ja, aber in Hogwarts gibt es ja nur ein Stadion", meinte Aurora. Dann verriet sie Roy, daß es bei der Quidditchliga zwar keine Rückrunde gab, da die Saisonspiele alle zwei Wochen stattfanden, aber ausgelost wurde, wer im eigenen Stadion spielte und wer auswärts antreten mußte. Roy schüttelte nur den Kopf.
"Das kommt wohl daher, daß es nur zwanzig Mannschaften gibt, die in der Quidditchliga spielen."
"Richtig. Wir haben keine hundert Mannschaften, wie in diesen Fußballdivisionen, Roy. Das beweist wiedermal, daß Quidditch eben anspruchsvoller ist, wenn nicht jeder es spielen kann, wie diesen Laufsport mit nur einem Ball", mischte sich Mortimer Swift ein.
"Öi! Das es im Quidditch nur zwanzig Mannschaften gibt liegt ja bloß daran, daß Zauberer und Hexen nicht gerade häufig vorkommen", widersprach Bruster.
"Achtung, Leute! Gryffindor hat den Quaffel", wies Miriam Swann ihre Klassenkameraden darauf hin, daß das Spiel wieder spannend wurde. James Potter und Rosina Oaktree schafften in schneller Folge drei Tore und kratzten am Unentschieden. Doch Hufflepuff spielte sich im Gegenzug einen neuen Vorsprung von drei Toren heraus. Wieder winkten Snape und Genossen mit der "Fahr zur Hölle, Potter!"-Fahne. Hufflepuff ließ sich nicht einfach zurückfallen, nur weil sie am Anfang so gut vorgearbeitet hatten. Das fand Aurora Dawn sehr schön. So hielten die beiden Mannschaften das Spiel gut in Schwung und schienen nicht zu ermüden. Roy bemerkte einmal, daß es wohl auf ein Spiel hinauslief, wer die bessere Ausdauer hätte. Petula Woodlane sagte dazu nur:
"Dann werden die Hufflepuffs wohl doch irgendwann verlieren, weil die Gryffindors heftiger trainieren."
"Ach ja, Petty? Kuck dir an, wie die Hufflepuffs spielen! Die stellen sich sofort nach einem Tor so auf, daß sie beim Quaffelbesitz eine schnelle Staffette hinkriegen und ihre Treiber den Gegnern den Weg verlegen können. Das sieht nicht so aus, als würden die sich zu sehr anstrengen, selbst wenn sie für die Aufstellung schnell fliegen müssen. Aber dafür sind ja die Besen zuständig. Schnelle Wenden, Würfe oder Ausweichmanöver zehren die Kräfte aus. Wenn Hufflepuff es so beibehält, kriegen die so schnell keinen Ärger mit der Kondition", sagte Roy. Offenbar hatte er sich von Mortimer und Aurora doch bekehren lassen, sich mehr für Quidditch zu begeistern. Aber, das wußte Aurora, das täuschte. Roy war wie Bruster immer noch ein großer Fußballanhänger, was dadurch noch gewürzt wurde, daß sie jeder für sich zu der rivalisierenden Mannschaft des anderen Hielten. Wer da zuerst aufsteckte, gab indirekt zu, daß seine Mannschaft es nicht mehr wert war, angefeuert zu werden.
"Ja, hol ihn! Hol ihn!!!" Rief Lograft, als der Sucher der Gryffindors unvermittelt in einen Sturzflug überging und auf einen winzigen golden glitzernden Punkt zuraste. Doch zwei Klatscher vereitelten einen Sieg durch Schnatzfang für Gryffindor. die Gryffindor-Zuschauer buhten die Treiber der Hufflepuffs aus. Die Slytherins sangen neue Spottlieder auf Gryffindor, und die Hufflepuffs jubelten, als hätte ihr Sucher den Schnatz gefangen.
"Der Hufflepuff-Sucher ist doch auch abgeblockt worden", meinte Miriam Swann. "Dann geht das Spiel erst einmal weiter."
Ja, es ging weiter. Die Mannschaften schenkten sich wahrlich nichts und lieferten sich einen offenen Schlagabtausch, droschen jeweils die beiden Klatscher gegen die Gegner, sogar die Sucher, obwohl die selbst nicht unterwegs waren, um den Schnatz zu fangen und erzielten Tor um Tor. Irgendwann, so eine Stunde war wohl schon gespielt worden, stand es bereits 130 zu 170 für Gryffindor. Die Spannung lag über den Zuschauerrängen, und langsam kamen auch die Ravenclaws, für die es um nichts mehr ging, darüber ein, zu den Hufflepuffs zu halten, die lange nicht mehr den Pokal gewonnen hatten und alles taten, um dies zu ändern. Aurora sah, wie James Potter gerade wieder mit dem Quaffel vor dem Tor der Hufflepuffs auftauchte und warf und freute sich, daß der Hüter der Hufflepuffs den roten Ball gerade noch fangen konnte. Das Spiel wurde wieder härter, wenngleich beide Mannschaften sich weitestgehend an die Regeln hielten. Zwar gab es sowohl auf der einen als auch auf der anderen Seite einen Strafwurf, doch dadurch wurde das beste Spiel, daß Aurora in diesem Jahr in Hogwarts sah, nicht unschön, sondern eben nur etwas härter als für Schulquidditch wohl zu erwarten war. Die Anfeuerungsrufe für Hufflepuff wurden auch von den Ravenclaws übernommen, während die Slytherins sich damit begnügten, Gryffindor auszubuen, wüste Beschimpfungen auf Rosina Oaktree und James Potter zu singen und Gryffindor im allgemeinen als Luschentruppe zu beschimpfen. Aurora sah, daß sich Professor Bitterling Notizen machte. Offenbar wollte sie ihre Schützlinge nach dem Spiel zusammenstauchen. Vielleicht, aber das war wohl nur ein Wunschtraum, zog sie Slytherin andauernd Punkte ab, wenn diese sich zu häßlich über Gryffindor ausließen.
"Hufflepuff mal wieder vor dem Tor!" Kommentierte Gregory Lograft, dessen Gesicht vor Aufregung stark errötet war den Spielverlauf. "Ich denke, Gryffindors Hüter ist nun warm geschossen, um einen schnuckeligen Direktwurf zu parieren. ... Nein! Er hat ihn wieder durchgelassen!"
Die Hufflepuff-Anhänger sowie die Slytherins lachten spöttisch über diese parteiische Äußerung des Stadionsprechers. "Heul doch! Heul doch!" Riefen fast alle Slytherins und deuteten auf den Sprecher mit seinem Megaphon. Professor McGonagall wandte sich an den Jungen aus ihrem Haus und flüsterte ihm was zu. Gregory nickte und sprach weiter.
"Doch Gryffindor hat ja ein gutes Team von Jägern, und James Potter wird die Antwort auf diesen Torwurf geben, da sind sich wohl alle sicher. Da fliegt er auch schon auf das Tor zu, zwar noch ohne Quaffel, aber Rosina tätschelt den schon warm, um ihn gleich abzuwerfen, wie ich sicher vermute. Sie wirft ab, direkt zum Torwurf! - Tooooor!! Gryffindor bleibt dran!"
Aurora sah zu den Suchern hoch, da sie über den Spielverlauf Lografts Kommentare in den Ohren hatte und bemerkte wohl als erste Zuschauerin, daß der Sucher Gryffindors ansatzlos einen Rückwärtslooping schlug und dann nach oben aufstieg, um dann beinahe Senkrecht auf einen winzigen glitzernden Punkt nahe am Boden zuzustürzen wie ein Greifvogel. Offenbar hatte er sich dieses Manöver deshalb so ausgesucht, damit er nicht zu lange durch die Linien der Treiber und Jäger fliegen mußte. Auf jeden Fall bemerkte der Hufflepuff-Sucher es etwas zu spät, daß sein Gegenspieler den Schnatz anvisiert hatte und wirbelte durch die Angriffslinien seiner Mannschaft, die dadurch auseinandergeriet, fegte im steilen Winkel auf das Quidditchfeld zu ... und kam genau zwei Sekunden später als der Gryffindor-Sucher an. Dieser bekam gerade den Schnatz zu fassen und rollte sich so heftig herum, daß das Reisigwerk seines Besens von den Luftströmen zerfetzt wurde. Er schaffte es gerade soeben, noch eine einigermaßen weiche Landung zu bauen und die rechte Faust mit dem Schnatz hochzureißen.
Ein bis jetzt ungeahnter Beifallssturm brach in den Rängen der Gryffindors los. Ein Meer von roten Fahnen, meterlangen Schals und Bannern, Sonnenschirmen und Wimpeln wogte über die Zuschauerränge hinweg. Ravenclaw und Slytherin, für die es um nichts gegangen war, sahen zwar etwas enttäuscht drein, weil Gryffindor den Pokal geholt hatte. Doch die Hufflepuffs ertranken förmlich in einem Meer aus Tränen und Verzweiflung. Sie waren auf dem besten Weg gewesen, den Pokal zu holen, nach solanger Zeit endlich wieder in ihr Haus zu holen. Doch offenbar war es ihnen wieder nicht vergönnt gewesen, diese hohe Ehre zu erfahren. Die kanariengelben Fahnen, Schals und Banner fielen von kraftlosen Händen nicht mehr zu halten zu Boden. Professor Sprout sah mit versteinerter Miene zum Quidditchfeld hinüber, wo Madame Hooch die Begegnung des Schuljahres abpfiff.
"Gryffindor gewinnt zum nun fünfundzwanzigsten Mal in der Geschichte des Quidditchturniers zu Hogwarts den Pokal. James Potter, Rosina Oaktree und vor allem Douglas Eaglerock, dem Sucher Gryffindors, ist es zu verdanken, daß der Pokal des Quidditchturniers wieder einmal nach Gryffindor geht", begeisterte sich Gregory Lograft. Die Slytherins buten wieder laut, doch zeigten keine Schimpffahnen mehr vor.
"Wollen wir denen gratulieren?" Fragte Petula Aurora. Diese schüttelte den Kopf. Sie deutete auf die Masse der Gryffindors, die sich auf das Feld zubewegte. "Warum sollen wir denen gratulieren, Petula? Die kommen doch eh nicht aus Glückwunschstürmen raus.
"Hast recht, Aurora", stimmte Petula Woodlane zu.
"Ich hab's doch gesagt, daß Quidditch ein Glücksspiel ist", tönte Roy Fielding. "Wer diesen Schnatz fängt, gewinnt doch eh. Fußball ist da doch besser, Petty und Aurora."
"Läßt du mich mal vorbei?" Flüsterte Petula Aurora eine Frage zu. Aurora nickte und stand auf, damit Petula an ihr vorbeischlüpfen konnte. Unvermittelt hatte das hellblonde Mädchen Roy am Umhangkragen gepackt und zog ihn spielerisch vom Stuhl hoch. Ihre rehbraunen Augen funkelten böse.
"Wie oft habe ich dir in diesem Jahr gesagt, daß du mich nicht Petty nennen sollst? So nennt mich nicht einmal meine Schwester oder meine Eltern. Ich heiße Petula. Nicht Patricia oder Petunia oder dergleichen. Also merk dir das gefälligst!"
"Eh, was spulst du dich denn so auf, Petty? Das ist doch ... Autsch!" Roy fühlte sich schmerzhaft an seiner Nase gepackt und nach vorne gerissen. Mortimer meinte:
"Dem kannst du nicht helfen, Petula. Schmerz gehört bei dem zur Freude dazu. Sonst würde der sich nicht für Fußball interessieren."
"Meine Eltern haben sich was dabei gedacht, mir keinen Allerweltsnamen zu geben. Da bestehe ich drauf", fauchte Petula. Dann ließ sie von Roys Nase ab, die ziemlich rot angelaufen war.
"Mann, Mädel, wo hast du denn trainiert?" Näselte Roy und betastete seine geschwollene Nase.
"Frage ich mich auch", gestand Mortimer Swift ein.
"Ja, da staunt ihr wohl, daß ein Mädchen so stark sein kann, wenn es will oder muß", grinste Petula Woodlane.
"Leute, die bringen den Pokal an", richtete Aurora Dawn die Aufmerksamkeit ihrer Klassenkameraden auf das Geschehen auf dem Feld.
Dumbledore persönlich trug den mächtigen Quidditchpokal auf dem der Schriftzug "Gryffindor 1978" in verschnörkelten Lettern eingraviert war, zur Ehrenloge hinauf und wartete dort auf die siegreichen Spieler. Unter Jubel und Beifall stiegen die sieben Gryffindor-Spieler hinauf zu ihrem Schulleiter, gefolgt von Professor McGonagall. Unter tosendem Applaus übergab Dumbledore den Pokal an Rosina Oaktree, die fast unter dem Gewicht der Trophäe zusammenbrach. Doch James Potter und einer der Treiber halfen ihr, den Pokal aufrecht und hocherhoben zu tragen.
"Gryffindor! Gryffindor!" Riefen die Gryffindors rhythmisch und stampften mit den Füßen auf. Irgendwann so nach zehn Minuten des Überschwanges, ließ sich Dumbledore das Megaphon von Gregory Lograft geben und verkündete:
"Meine lieben Kollegen und Schüler. Heute war wieder einer der großen Spiele, die unsere Schule so bereichern. Ich bedanke mich bei Ihnen und euch, daß wir alle heute großes erleben konnten. Ich bedanke mich bei der Mannschaft von Hufflepuff, daß sie bewiesen hat, daß es sich lohnt, hart zu arbeiten, auch wenn am Ende nicht das herausgekommen ist, was sie sich erhofft haben. Aber, so denke ich doch voller Zuversicht, ihr habt gezeigt, daß ihr diesen Pokal genauso verdient hättet, wie die Spieler von Gryffindor. Manchmal hilft einem ein glücklicher Moment, doch oft ist es die Leistung, die über Erfolg oder Mißerfolg entscheidet. Deshalb bedanke ich mich bei den Spielern von Hufflepuff, daß sie sich wacker gehalten haben und dieses Spiel so spannend und kurzweilig gehalten haben. Ich möchte Sie und euch nun bitten, ins Schloß zurückzukehren, um das fällige Mittagessen einzunehmen. Zum Feiern ist danach noch genug Zeit.
Die Schüler gehorchten dem Schuldirektor und kehrten ins Schloß zurück. Die Hufflepuffs sahen wieder etwas zuversichtlicher aus. Dumbledore hatte ihnen Mut gemacht, den Pokal im nächsten Jahr gewinnen zu können, wenn sie sich ranhielten. So nahmen alle Schüler das etwas verspätete Mittagessen ein und zogen sich dann in die Bibliothek oder ihre Gemeinschaftsräume zurück
Der restliche Tag verstrich mit Diskussionen über das verstrichene Spiel, über Fußball und über die Zukunft des Ravenclaw-Quidditchteams. Aurora Dawn wurde von Kelvin Hightowers und Erin Runfield umworben, in der nächsten Saison Stammspielerin zu werden, was diese nicht sofort annahm, aber auch nicht ablehnte. Doch irgendwann waren alle so müde, daß sie sich in die Schlafsäle zurückzogen. Die Mädchen der ersten Klasse unterhielten sich noch leise über Petulas kurzen Wutausbruch gegen Roy Fielding. Im Hintergrund hörten sie das Jubeln und Johlen aus dem Gryffindor-Turm.
"Mußte das wirklich sein, Roy Fielding die Nase breitzuquetschen?" Fragte Miriam Swann.
"Der Junge muß es langsam lernen, daß er nicht über jeden herziehen oder ihm beliebig Namen anhängen kann, wie er will. Offenbar läuft das bei den Muggeln nicht ohne Gewalt. Deshalb habe ich das gemacht, Miriam. Hättest du vielleicht auch, wenn er dich andauernd anders nennt, als du es willst."
"Ja, aber der schlägt Mädchen", wandte Aurora ein, die sich noch gut daran erinnerte, daß Roy der klobigen Slytherin-Erstklässlerin Tonya Rattler einen Kinnhaken versetzt hatte, weil die über ihn hergezogen hatte.
"Tonya ist kein Mädchen, Aurora", wandte Petula Woodlane schnippisch ein. "Zumindest legt sie es nicht darauf an, wie eines behandelt zu werden."
"Lassen wir die doch aus dem Spiel", warf Dina Murphy etwas ungehalten ein. "Roy ist kein Schlägertyp. Der haut nur wen, der ihn haut."
"Ui, Dina, könnte es sein, daß du Roy verehrst?" Fragte Miriam mit kindlicher Fröhlichkeit.
"Ach hör doch auf, Miriam!" Versetzte Dina verärgert. "Der Junge hat es hier nicht leicht mit diesem ganzen Krempel. Hogwarts ist für Muggelstämmige eben zu viel auf einmal. Wenn da noch diese Slytherins rumlaufen, wird er das nicht so leicht verdauen, hier zu sein."
"Ach so", erwiderten Miriam und Aurora mit einer Betonung, als glaubten sie nicht, daß das Dinas einziger Grund war, Roy zu verteidigen.
"Jedenfalls weiß Roy jetzt, daß er es sich mit mir nicht andauernd verderben sollte", sagte Petula Woodlane überzeugt.
"Für heute zumindest", entgegnete Aurora gehässig. Dann wünschten sich die vier Mädchen gegenseitig eine gute Nacht und schliefen ein.
Die nächsten Tage und Wochen verliefen relativ ruhig. Nachdem die Gryffindors eine ganze Woche lang ihren Pokalerfolg gefeiert hatten, kehrte der Alltag nach Hogwarts zurück. Aurora, Petula und Miriam begannen, sich auf die ersten Jahresendprüfungen vorzubereiten. Dina Murphy, die trotz neuem Zauberstab immer noch Probleme bei einfachen Zauberübungen hatte, war sich sicher, daß sie durch sämtliche praktischen Zauberprüfungen rasseln mußte. Roy Fielding und Bruster Wiffle diskutierten oft laut über Fußball. Offenbar schienen sowohl Manchester als auch Liverpool nicht gerade auf dem Erfolgskurs zur englischen Meisterschaft zu sein, was die beiden Jungen fuchste. Einmal trat Mortimer zu Aurora und fragte sie:
"Sag mal, kannst du mir sagen, was ich mit den beiden noch anstellen soll? Die reden jeden Abend über diesen bescheuerten Muggelsport. Ich kenne bald alles von jedem Typen aus jeder der beiden Mannschaften, von der Körpergröße bis zum Lieblingsessen. Wenn ich denen versuche, mit gutem Quidditch zu kommen, grinsen die nur und meinen, ich hätte ja keinen Dunst davon, was Fußball ausmacht."
"Der eine ist dein Cousin, Mortimer. Schreibe doch deiner Tante, daß sie mit Bruster in den Sommerferien doch mal ... ach neh, die Saison geht ja nur bis zum 30. Juni. Aber vielleicht gibt es ja ein paar Freundschafts- oder Länderspiele, die sie sich ansehen können", sagte Aurora.
"Ich fürchte, Tante Norma wird mit Bruster nirgendwo hingehen, wo zu viele Leute sind, nachdem, was Weihnachten auf Gleis 9 3/4 los war. Außerdem ... aber da hörst du's ja selbst", sagte Mortimer und deutete auf den Eingang zu den Jungenschlafsälen, von wo gerade wilder Gesang ertönte:
"Wer holt dieses Jahr den Pott? Man United! Denn die anderen sind bloß Schrott. Man United!"
""Zieht den Blauen die Unterhosen aus, Unterhosen aus, Unterhosen aus!" Sang eine andere Stimme.
"Huch, ist das nicht die Melodie aus dem Lied mit dem gelben U-Boot, oder wie dieses Unterwasserding heißt?" Fragte Aurora.
"Ach, woher kennst du denn die Beatles?" Staunte Mortimer.
"Eine Tante von mir hat alte Schallplatten, schwarze runde Scheiben, wo die Muggel Musik drin eingravieren, die dann von Geräten, die Plattenspieler heißen, abgespielt werden kann. Die hat mir mal die berühmtesten Muggelmusiker und ihre bekanntesten Sachen vorgespielt, als ich acht Jahre alt war. Die Rolling Stones, Elvis Pressley und eben die Beatles."
"Heh, hier wollen welche lernen, verdammt noch mal!" Schimpfte einer der Fünftklässler und starrte mit wutrotem Gesicht auf den Eingang, von wo der Kampfgesang zweier rivalisierender Fußballfans herkam. Nathan Mentry, der Vertrauensschüler, kletterte gerade durch den Einstieg zum Gemeinschaftsraum und hörte den immer lauter werdenden Gesang von Bruster und Roy.
"Was ist denn da los?!" Rief er in den Eingang zu den Jungenschlafsälen. Der Gesang verstummte. Dann ging der Vertrauensschüler zu den Schlafsälen hoch, kehrte nach zwei Minuten wieder zurück und sagte:
"Ich denke mal, 20 Punkte Abzug sollten denen reichen."
"Mist, wenn ich wegen denen durch die Zauberkunst-ZAG-Prüfung falle nützt es mir auch nichts, wenn Ravenclaw wegen diesen beiden Lausern auf dem letzten Platz der Hausrangliste landet", beschwerte sich der Fünftklässler, der von dem Fußballschlachtgesang der beiden Muggelstämmigen genervt worden war.
"Hätte nicht einer von denen Arsenal-Fan oder für Nottingham Forest sein können? Mußten es unbedingt Liverpool und Manchester United sein?" Fragte Mortimer leise ohne jemanden gezielt anzusehen.
Außer diesen kleinen Störungen durch die engagierten Fußballfans Roy und Bruster waren da noch die Nickligkeiten der Slytherins, die in den Kräuterkundestunden passierten. Tonya und Samiel waren nicht müde, den beiden Muggelstämmigen ständig zu verstehen zu geben, daß sie nicht mehr viel Freude haben würden. Einmal fragte Samiel Sharkey Roy:
"Wäre es nicht besser, du wirfst die Prüfungen über den Haufen und machst den Abgang? Dann holt dich der Lord nicht."
"Weiß dein Lord Voldi-Dings das auch?" Fragte Roy gehässig zurück. Samiel grinste nur fies und zog sich zu seinen Klassenkameraden zurück.
Es war wohl so im Mai, als Aurora endgültig den Eindruck bekam, daß, egal was sie anstellte, sie genauso von den Slytherins behelligt werden würde, wie die anderen auch.
Aurora war mit Dina und Miriam unterwegs von der Nachmittagsstunde und wollte noch in die Bibliothek, als sie wüstes Gebrüll und Kampfgeräusche aus einem Nebengang hörte, der, wie sie wußte, zu den Kerkern führte. Unmittelbar vor dem Gang tauchten vier grobschlächtige Jungen aus der sechsten Klasse auf, alle Slytherins. Sie sahen Aurora Dawn und Dina Murphy an und grinsten gehässig.
"Eure Muggelbastarde werden gerade aufgemischt, Dawn. Die kommen nächstes Jahr nicht mehr wieder."
"Findet ihr das so toll, andere Leute zu ärgern?" Fragte Dina. Einer der Burschen lachte bösartig. Dann sagte er:
"Die müssen doch nicht herkommen. Die können doch bleiben, wo der Drache sein Klo hat, Murphy. Mal nebenbei, was machst du eigentlich noch hier. Delila und Tonya erzählen ja nur, daß du nicht zaubern kannst."
"Bor seid ihr mutig", bemerkte Aurora trotzig und sah einem nach dem anderen in die Augen. Dann fragte sie:
"Besteht die Möglichkeit, daß wir hier vorbeigehen dürfen oder sollen wir uns von euch weiter anhören, wie toll ihr Slytherins seid?"
"Damit ihr zu den Lehrern rennt und uns verpfeift? Nix da, Dawn!" Stellte ein anderer der Sechstklässler fest. Dina erschrak, was auf den Gesichtern der Slytherins ein noch fieseres Grinsen hervorrief. Aurora merkte, wie Angst sie ergriff. Doch dann richtete sie sich zur vollen Größe auf und sagte:
"Ihr seid wirklich die mutigsten Leute von Hogwarts. Überfallt kleinere Schüler, bedroht zu viert drei Mädchen und meint, das sei wahre Stärke. Ich gehe jetzt weiter. Wer so schwach ist, Mädchen zu schlagen, kann das ja beweisen."
"Hier kommst du nicht durch, blöde Gans!" Fauchte der größte der Sechstklässler. Ein spitzer Schreckensschrei aus dem Gang, wo das Kampfgetümmel zu hören war, erklang. Es war der Schrei eines Mädchens.
"Eh, Scheiße, was ist da los?" Fragte der kleinste der vier Wegelagerer. Er tauchte in den Gang ab, während die anderen drei sich wie unüberwindliche Hindernisse in den Weg von Aurora, Dina und Miriam stellten. Aurora ging los. Wenn die Jungen sie verprügeln wollten, würde sich zeigen, wie feige sie waren. Wenn sie etwas von Jungs wußte, dann, daß sie sich nicht gerne als Feiglinge bezeichnen ließen. Sie kam dem größeren der drei verbliebenen so nahe, daß der sie locker packen konnte. Doch der Junge stand nur da und verlegte ihr den Weg. Aurora sah nicht zu ihm auf. Sie wand sich kurz und tänzelte locker um ihn herum. Der Junge drehte sich und griff einfach in das lange schwarze Haar Auroras. Diese blieb sofort stehen und rief ihn schrill an:
"Heh, läßt du wohl los!"
"Ich sagte, ihr wartet hier, bis unsere Show vorbei ..." Setzte der Junge an, doch Aurora drehte sich um. Sie ignorierte den reißenden Schmerz, den das Ziehen an ihrem Haar bereitete und rammte dem ungehobelten Klotz mit Wucht das linke Knie in den Unterleib. Schmerz und Schreck brachten den Jungen dazu, loszulassen. Wimmernd und mit tränenden Augen starrte er auf Aurora, die bereitstand, einen Vergeltungsangriff abzuwehren, obwohl der Bursche ihr von Größe und Gewicht hoffnungslos überlegen war.
"Verdammte ..." Winselte der Slytherin, als drei Flüche von irgendwoher durch den Gang schossen und jeden der drei trafen. Aurora sah drei Jungen, die mit großem Tempo heraneilten. Sie sah, wie einem der Slytherins lange Ohren wuchsen, der andere große rote Geschwüre ins Gesicht bekam und der dritte mit zusammengeklammerten Armen und Beinen auf den Boden fiel.
"Das ihr Saukerle euch mit kleinen Mädchen schlagt ist ja die Höhe!" Brüllte einer der drei Jungen. Aurora sah, daß es ein Vertrauensschüler war und erkannte ihn. Es war James Potter, der Jäger der Gryffindor-Quidditchmannschaft.
"Hat er dir was getan?" Fragte James, als er nahe genug an Aurora herankam, um nicht brüllen zu müssen.
"Er wollte mir wohl nur ein Haar ausreißen, weil er meine Mähne zu schön findet", erwiderte die Tochter Professor Dawns.
"Dieses Biest hat mir in die Familienjuwelen getreten", wimmerte der von Aurora erfolgreich zurückgeschlagene Slytherin, dem nun lange Eselsohren gewachsen waren.
"Pech für dich", sagte der zweite Neuankömmling, ein schwarzhaariger Junge, den Aurora als Sirius Black, einen Freund von James wiedererkannte. Der dritte Junge war wohl auch ein Gryffindor, mit braunen Haaren und sich im Hintergrund haltend.
"Was läuft da eigentlich ab?" Fragte James.
"Diese Brut hat gemeint, Bruster und mich krankenhausreif prügeln zu können", kam es aus dem Gang. Mit blauen Flecken und Beulen am Kopf kam Roy Fielding aus dem Gang heraus. Er hielt seinen Zauberstab in der Hand.
"Diese Schickse Tonya Rattler war die Anstifterin. Die stand schön im Hintergrund, als die größeren Jungen meinten, uns verkloppen zu können. Aber ich habe denen heimgeleuchtet, Leute. Die sehen jetzt noch besser aus als Bruster und ich. Und diese klobige Kanallie Rattler hat jetzt wunderschöne lange Zähne, wie Draculas Tochter, und die wachsen immer noch."
"Wer hat dich angegriffen?" Fragte James Potter.
"Ach das war so'n schmierhaariger Bursche mit Hakennase. Der wollte Tonya wohl nur zeigen, wie toll er ist. Er hatte noch einen guten Kumpel mit. Aber dem habe ich einen rechten Haken Marke Muhammad Ali verpaßt und der Hakennase eine kurze linke in den Magen gerammt, als die uns zu dumm kamen.
"Diese feigen Kerle legen sich gerne mit kleineren an", wußte Sirius Black. "Wundere mich, daß du das so gut überstanden hast."
"Boxen und Kung Fu sind meine Hobbies und natürlich Fußball. Wer lernt, gegen die United-Idioten aus der eigenen Klasse zu kämpfen, kann auch mit größeren Kerlen fertig werden."
"Das ist aber gefährlich", sagte Miriam Swann ängstlich.
"Sich verkloppen zu lassen ohne zu wissen, wann die aufhören, ist auch gefährlich, Miriam", widersprach Roy. Bruster, der wesentlich ramponierter aussah als Roy, aber ein zufriedenes Grinsen auf dem blutig geschlagenen Gesicht zeigte, kam aus dem Gang und sah die Gryffindors.
"Was war denn hier? Haben diese Saftsäcke auch hier wen ...? Äh, neh, die prügeln sich mit Mädchen?" Fragte Bruster und begutachtete die drei Slytherins. Der eine war noch mit dem Unterleibsstoß Auroras beschäftigt, während der andere wohl nicht wußte, ob er seinen Zauberstab rausholen und den drei Gryffindors einen Vergeltungsfluch aufbrennen sollte. Doch der braunhaarige Junge und Sirius Black hielten ihre Zauberstäbe noch in den Händen. Das würde also böse ausgehen.
"Packt euch und ab in den Krankenflügel, ihr Möchtegernhelden. Kein Mädel ist es wert, sich für es wie die hinterletzten Feiglinge zu benehmen!" Gab Black den drei Jungen einen guten Ratschlag mit. Sie klaubten ihren ganzkörpergeklammerten Kameraden auf und eilten davon. Der vierte Junge, der in den Gang hineingelaufen war, kam mit Tonya Rattler heraus und sah Roy böse an.
"Das büßt du uns, du Schlammblut!" Zischte er, während Tonya wimmernd dreinsah, während ihre Vorderzähne bereits über den Umhangkragen hinausragten.
"Oh, Miss Rattler die jüngere hat sich zu einer kosmetischen Verbesserung entschlossen. Sehr schick", spottete Sirius Black, und seine Freunde lachten.
"Sag Hakennase Snape, den du wohl um deinen Finger zu wickeln versuchst, daß er sich lieber mit größeren Leuten anlegen soll!" Sagte James Potter in einem sehr ernsten Ton. "Wenn der Typ nämlich so weitermacht, braucht der sich um seine UTZ-Prüfungen keine Gedanken mehr zu machen. Dann fliegt er nämlich raus", fügte James noch hinzu.
Tonya trollte sich mit dem vierten Slytherin-Sechstklässler, der Roy noch einmal voller Haß ansah. Roy zeigte ihm, soweit sein demoliertes Gesicht es zuließ, ein breites Grinsen.
"Wo kamt ihr eigentlich her?" Fragte Miriam James Potter.
"Wir wollten an und für sich in die Bibliothek, als wir einen von euren Zweitklässlern trafen, der uns erzählte, daß vier von den Slytherins hier herumlungerten. Da wollten wir mal nachsehen, was hier gespielt wird und kamen wohl noch rechtzeitig. Ich gehe gleich zu Dumbledore und erzähl ihm das alles. Das kann so nicht weitergehen. Hier drinnen wollen wir unsre Ruhe haben. Schon schlimm genug, daß Voldemort mit seinen Anhängern die anständigen Zauberer und Hexen terrorisiert. Da müssen die Abkömmlinge seiner Stiefellecker nicht hier auch noch den großen Maxen machen. Offenbar kommt Snape mit seinem Körper nicht klar, daß der so hirnlos auf diesen Klotz Rattler anspringt und für die ungemochte Leute aufmischt. Aber das werden die abstellen müssen. Glaube es mir, Aurora, daß ich hier aus Hogwarts rausgehen will und sagen möchte, daß diese Schule immer noch ein Ort friedlicher Zaubererstudien ist und kein Rummelplatz für Voldemorts Anhänger."
"Mann, du kannst den doch nicht einfach beim Namen nennen", quängelte Miriam. James sah sie bedauernd an. Miriam sah ihn mit angstgeweiteten Augen an.
"Du-weißt-schon-wer ist mir zu blöd, Miriam oder Petula, oder wer du bist."
"Miriam bin ich. Und ich sage dir, daß es Unglück bringt, sich einfach über den dunklen Lord lustig zu machen."
"Nur weil ich den beim Namen nenne, Miriam? Ich mache mich bestimmt nicht lustig über den. Lily, meine Freundin, stammt wie unser Held Roy von Muggeln ab und hat noch dazu genug Streß mit ihrer Schwester. Ich weiß genau, daß der Dreckskerl Voldemort sie umbringt, wenn er sie in die Finger kriegt. Da werde ich mich nicht über ihn lustig machen. Aber ich sehe nicht ein, daß ich den Du-weißt-schon-wen nennen soll. Angst vor einem Namen steigert die Angst vor der Sache an sich, sagt Dumbledore. Recht hat er, wie üblich. Sollte der dunkle Lord weiterwüten, wenn ich selber Kinder habe, werde ich meinen Kindern bestimmt beibringen, ihn immer beim Namen zu nennen, egal wie grausam er ist. Aber wenn du meinst, ihn nicht mit Namen anreden zu dürfen, werde ich dir keine weitere Angst machen und dich zu was zwingen, das du nicht willst, Miriam", sagte James Potter, winkte seinen Freunden und verschwand mit ihnen um die nächste Ecke.
"Wo er recht hat, Miriam und Dina, da hat er recht", stellte Aurora fest. Dann sagte sie noch: "Auf jeden Fall werde ich mich nicht mehr davonstehlen, wenn Slytherins Muggelstämmige verprügeln wollen. Wenn die nämlich weggegrault sind, sind wir nämlich dran, Miriam und Dina. James hat auch recht, daß wir alle hier friedlich lernen wollen. Wenn wir uns das weiterhin von denen gefallen lassen, was die tun, kommen wir hier nicht weit. Ich sehe nicht ein, mir das Leben von denen verpfuschen zu lassen, nur weil die mit mir oder Roy oder Bruster nicht klarkommen wollen. Also kommt!"
Schweigend folgten Dina und Miriam Aurora, während Roy und Bruster in den Krankenflügel gingen, um sich dort behandeln zu lassen. Aurora wußte nicht, ob sie sich nicht zu viel aufgeladen hatte. Aber im Grunde stand es fest, daß sie machen konnte, was sie wollte. Die Slytherins würden immer versuchen, sich als die Herren von Hogwarts aufzuspielen. Da konnte sie auch hocherhobenen Kopfes mit ihnen umgehen und sich nicht von ihnen einschüchtern lassen. Sicher, sie konnten noch brutaler werden. Aber würde sie die nicht eher dazu einladen, sie zu quälen, wenn sie zeigte, daß sie sich einschüchtern ließ? Jedenfalls hatte Snape wohl erst einmal genug davon, für eine wesentlich jüngere Slytherin, die noch dazu nicht gerade überragend toll aussah, seine ohnehin schon krumme Nase noch mehr verbeulen zu lassen.
Die letzten Wochen vor den Prüfungen verliefen nun wesentlich ruhiger. Tonya hatte zwar einmal versucht, Roy einen Fluch aufzuhalsen, doch Roy hatte einen Gegenfluch gewirkt und den Angriff erfolgreich zurückgeschlagen. Dummerweise für Tonya war Professor Bitterling des Weges gekommen und hatte der Slytherin zehn Punkte abgezogen.
"Wenn Sie sich nicht zusammenreißen wollen, Miss Rattler, werde ich auch Sie der Schule verweisen lassen, wie Mr. Gallows", konnte Aurora deutlich hören. Von da an verhielt sich Tonya friedlicher. Sie beließ es nur bei leisen Beschimpfungen und Gehässigkeiten gegen Roy und Bruster, die das aber hinnahmen. Sie wußten ja, daß das klobige Mädchen mit dem hellblonden Haar mehr verlieren konnte, wenn sie so weiter machte. Snape und seine Bande hatten sich mit Potters Bande angelegt und ließen die kleineren in Ruhe. Der Sechstklässler, der Aurora an den Haaren gezogen und dafür fast seine wichtigsten Teile eingebüßt hatte, war von Dumbledore und Bitterling gemaßregelt worden, sich wie ein Junge zu benehmen und nicht auf jüngere Mädchen einzuprügeln.
Was auch immer zwischen den Slytherins und den übrigen Hogwarts-Schülern ablief, es wurde unwichtig, als die Jahresendprüfungen begannen.
Zu den Prüfungen bekamen die Schüler besondere Schreibfedern, die jedes Abschreiben oder sonstige Schummeleien vereitelten. In den Prüfungen ohne praktische Zauberei zeigte sich Dina Murphy besonders gut vorbereitet. So schaffte sie neben Aurora und Petula die beste Kräuterkundeprüfung. Sie bestand vor Aurora die Zaubertrankprüfungen, während Roy und Bruster mit je einer Vier die schlechtesten Prüfungen in diesem Fach schafften. Professor Bitterling sagte zu den beiden:
"Ich habe mich nicht für Ihre Unversehrtheit verwendet, damit Sie hier nach belieben nachlässig werden können, meine Herren. Sollte Ihre Zaubertranknote im nächsten Jahr nicht mindestens eine Note besser werden, werden Sie im dritten Jahr sehr große Schwierigkeiten mit mir bekommen."
Dina fürchtete sich vor den Prüfungen, in denen sie mit dem Zauberstab arbeiten mußte. Zwar halfen ihr Roy, Mortimer, Petula und Aurora bei den Vorbereitungen, doch ihr wollte kein Zauber so recht gelingen. So schaffte sie in Verwandlung nur deshalb eine drei, weil der theoretische Teil bei ihr sehr gut verlief. Professor McGonagall meinte abschließend, als sie eine unförmige, fleischige Masse, die Dinas Versuch, eine Maus in eine Schnupftabaksdose zu verwandeln hinterlassen hatte, in Staub verwandelte: "Sie sollten sich im Sommer einen auf Ihre Eigenarten abgestimmten Zauberstab anfertigen lassen, Miss Murphy. Im nächsten Jahr werden die Aufgaben schwerer und die damit verbundenen Gefahren größer."
"Eine Eigenanfertigung ist meinen Eltern zu teuer. Ollivander will zwanzig Galleonen haben, weil er prüfen muß, welche Materialien für mich am besten geeignet sind, Professor McGonagall", sagte Dina traurig. Die Verwandlungslehrerin sah sie streng an.
"Das ist kein Argument, hier einfach mit ungeeigneten Zauberstäben herumzulaborieren, Miss Murphy. Wenn Ihre Eltern dafür kein Geld ausgeben wollen oder können, sollen sie sich mit der Abteilung für magische Ausbildung auseinandersetzen. Ich denke, Ihr Hauslehrer wird Ihnen diesbezüglich noch was entsprechendes mitteilen."
"Wie sie meinen, Professor", gab Dina kleinlaut zurück.
Wie in Verwandlung, so erging es auch in Verteidigung gegen die dunklen Künste und Zauberkunst. Dina richtete mit ihrem Zauberstab mehr Schaden als Nutzen an. Im Unterricht von Professor Bitterling zersprengte sie das Lehrerpult, weil sie einen ihr geltenden Fluch nicht richtig zerstreuen konnte und behexte sich aus Versehen mit einer grün-schwarzen Schuppenhaut, obwohl sie den Stab nicht auf sich gerichtet hatte. Zu Professor Bitterlings Zufriedenheit schafften es Roy und Bruster in diesem Fach bei ihr, die besten Leistungen zu erzielen.
"Offenbar hat die ständige Mißliebigkeit mit anderen Schülern Sie darauf gebracht, sich in diesem Fach gesondert intensiv zu präparieren", stellte sie fest, als es ihr nicht gelang, Roy mit den Flüchen zu behexen, die sie alle im ersten Jahr hatten abwehren müssen.
Bei Flitwick passierte fast eine Katastrophe, als Dina eigentlich mehrere Ananasfrüchte auf einem Tisch tanzen lassen sollte. Die Früchte stiegen auf, blähten sich auf und glühten rot auf. Unvermittelt explodierten sie zu kochendheißen Nebelschwaden. Dabei begannen alle nicht niet- und nagelfesten Gegenstände im Zauberkunstraum, wild herumzufliegen, wie in einem heftigen Wirbelsturm. Flitwick, der kleine Zauberkunstlehrer, flog ebenfalls unkontrolliert herum und schaffte es nur durch einen Entwaffnungszauber gegen Dina, die unkontrollierte Zauberkraft zu brechen. Atemlos landete der kleinwüchsige Lehrer auf einem der Tische und wandte sich an Dina:
"tut mir Leid, daß ich Ihnen nur eine Vier für diese Vorstellung geben kann. Eigentlich hätte ich auch eine Sechs vergeben müssen. Aber ich kenne die spezifischen Probleme mit Ihrem Zauberstab. Ich werde Ihre Eltern anschreiben und ihnen die dringende Anweisung erteilen, Ihnen einen korrekt funktionierenden Zauberstab anfertigen zu lassen, egal, wie teuer es sein mag. Es gibt für solche Fälle einen Fond der Ausbildungsabteilung. Sie dürfen gehen."
Als Dina unter Tränen dieses Vorkommnis berichtete, meinte Aurora:
"Am besten machen wir das wirklich, daß wir für deinen neuen Zauberstab sammeln, Dina. Du willst doch nicht noch mal einen Lehrer durch die Gegend fliegen lassen."
"Meine Eltern wollen das nicht zahlen. Wenn Flitwick sie anweist, daß sie das tun müssen, können wir in den Ferien nicht in Urlaub nach Amerika", wimmerte Dina mit verheulten Augen.
"Ich denke mal, deine Zaubereiausbildung sollte deinen Eltern wichtiger sein", mischte sich Roy Fielding mit ruhiger Stimme ein.
"Wir haben Verwandte da. Die feiern in diesem Jahr silberne Hochzeit", wandte Dina ein.
"Dann sollen die doch eure Anreise bezahlen, wenn die euch unbedingt dahaben wollen", sagte Petula gehässig. Roy schüttelte den Kopf.
"Oder ihr laßt die für deinen speziellen Zauberstab sammeln. Am besten läßt du dir gleich zwei oder drei machen, damit du immer einen in Reserve hast, wenn der erste kaputtgeht."
"Dann wird das ja noch teurer", schniefte Dina und nahm ein Taschentuch, um die neuen Tränen aufzufangen.
"Neh, wird's nicht", wußte Aurora. "Die Anpassung an sich ist teuer, weil dafür viele Versuche mit allen möglichen Zaubersachen und Hölzern gemacht werden müssen. Wenn aber rauskommt, welcher Stab aus welchem Holz mit welchem Kern auf deine Gaben am besten abgestimmt ist, ist die Anfertigung von Ersatzstäben nur noch ein Viertel so teuer wie die Anpassung."
"Wenn du meinst, Aurora", sagte Dina. Roy nickte ihr aufmunternd zu.
"Das wird schon werden, Dina. Und wenn du einen Zauberstab aus dem teuersten Edelholz der Welt haben mußt, wirst du später froh sein, wenn deine Eltern dir den bezahlt haben, als nur wegen einer Verwandtenfete im nächsten Jahr durch alle Prüfungen zu rasseln, wo du zaubern mußt. Ich denke mal, Flitwick und McGonagall haben dir nur noch Noten gegeben, mit denen du weiterkommst, weil sie davon ausgehen, daß du einen besseren Zauberstab kriegst. Nächstes Mal lassen sie dich durchrasseln. Ich denke schon, daß gerade die beiden Hexen Bitterling und McGonagall das wahrmachen, was sie androhen."
"Aber du hast dich daran gewöhnt, ein Zauberer zu sein?" Fragte Petula Roy mit hintergründiger Betonung.
"Ich habe es eingesehen, daß ich anderswo genauso dumm angemacht werde wie hier. Da kann ich auch gleich richtig zaubern lernen", sagte Roy nur.
Als alle Prüfungsergebnisse bekannt gegeben wurden, freute sich Aurora über ihre Noten. Sie hatte in Zaubertränken und Kräuterkunde die bestmöglichen Noten und war im Fach Kräuterkunde sogar Jahrgangsbeste. Verwandlung war für sie mit einer glatten zwei, Verteidigung gegen die dunklen Künste mit einer Zwei plus und Zauberkunst mit einer glatten Eins bewertet worden. Besenflug hatte sie mit zwölf von zwölf erreichbaren Punkten bestanden und den langweiligen Unterricht beim Geisterlehrer Binns hatte sie in der Jahresendprüfung mit einer Drei beendet. Astronomie fiel bei ihr mit einer Zwei minus im Mittelmaß aus. Jedenfalls konnte sie mit diesen Prüfungen zufrieden sein. Petula hatte in Zauberkunst eine Eins plus, in den anderen Fächern Noten zwischen Zwei plus und zwei minus. Roy räumte mit Bruster eine glatte Eins bei Verteidigung gegen die dunklen Künste ab, gab sich mit der Vier bei Binns zufrieden und nahm die Vier in Zaubertränken mit trotzigem Grinsen zur Kenntnis. Ansonsten hatte er zwischen Zwei und Drei in allen anderen Fächern keine Probleme mit den Noten.
Von den Hufflepuffs hatte Melinda Bunton die drittbeste Zaubertranknote des Jahrgangs, konnte Aurora erfahren. Cynthia Flowers dagegen war wohl eher eine praktische Hexe, die in Zauberkunst und Verwandlungen glatte Einser und ansonsten eine glatte Drei in den anderen Fächern bekam.
Mißmutig hatte Tonya Rattler darauf reagiert, daß sie in Kräuterkunde nur eine Drei bekam, wo ihre Schwester Delila doch zu der Jahrgangsbesten in diesem Fach geworden war.
Der letzte Schultag war für alle ein besonderer Anlaß. Zum einen würden die Siebtklässler hier und heute zum letzten Mal als Schüler an den Haustischen sitzen, was für Schüler wie Erin Runfield bedeutete, ab dem ersten Juli eigene Wege zu gehen. Zum anderen wurden an diesem Tag die letzten Punktestände und damit der Gewinner des Hauspokals bekanntgegeben, wenngleich es schon seit einigen Tagen sicher feststand, daß Gryffindor den diesjährigen Hauspokal bekommen würde. Dementsprechend wunderte sich niemand, daß die große Halle mit einem scharlachroten Banner über dem Lehrertisch geschmückt war. Das Banner zeigte den goldenen Gryffindor-Löwen in seiner strahlenden Pracht. Aurora entging nicht, wie haßerfüllt die meisten Slytherins den Wandschmuck anglotzten, als könnten sie ihn durch ihren Blick zu Asche verbrennen. Die Hufflepuffs sahen eher enttäuscht auf den Wandschmuck, weil sie es wieder einmal nicht geschafft hatten, den begehrten Hauspokal zu gewinnen.
Die vier Haustische bogen sich gar unter der Last der aufgetragenen Speisen und Getränke. Aurora Dawn, die zwischen Petula und Miriam saß, freute sich mit Erin und ihren Klassenkameraden, die allesamt gute Abschlußnoten erreicht hatten. Die Jägerin der Hausmannschaft wandte sich zusammen mit Marion Witt an Aurora.
"Ich habe es mit Kelvin geklärt, daß du nächstes Schuljahr in die Stammauswahl kommst. Würde mich nicht wundern, wenn du Ravenclaw irgendwann den Quidditchpokal einbringst."
"Na ja, da kommt es ja auch auf die restliche Mannschaft an", wiegelte Aurora die Erwartungen Erins ab. Diese nickte und ergänzte:
"Sicher ist die Mannschaft ausschlaggebend. Aber gute Einzelspieler sind ebenso wichtig."
"Was machst du denn nach Hogwarts?" Fragte Petula Woodlane die blondhaarige Jägerin. Diese sah zu Emerald Stoker hinüber, der errötete. Sie lächelte ihm zu und erklärte:
"Wenn Emerald und ich heiraten ziehen wir erst einmal wohin, wo es schön ruhig ist, nicht zu abgeschieden aber auch nicht zu belebt, wie London. Bei den Noten, die ich in Zauberkunst bekommen habe, denke ich, daß ich in die Herstellung magischer Gebrauchsgüter einsteigen kann. Emerald hat da ja was ähnliches geplant. Vielleicht mache ich aber auch mit Quidditch weiter, als Profi-Spielerin. Die Canons oder die Wasps haben ja schon Talentsucher ausgeschickt, die sich erkundigt haben, wer aus den vier Häusern gut geeignet ist."
"Na hoffentlich gehst du dann nicht im Räderwerk der Sportvermarktung unter", wandte eine Klassenkameradin von ihr ein. Erin schüttelte den Kopf.
"Mit meinen Noten muß ich nicht Quidditch spielen. Das war nur eine Möglichkeit."
Professor Dumbledore wartete, bis alle sich satt gegessen hatten. Dann bat er um Ruhe.
"Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen, liebe Schüler!
Wieder einmal ist ein Schuljahr vorbei, und für viele unter euch heißt es heute Abschied von Hogwarts zu nehmen. Ich hoffe, ihr bereut keine Minute, die ihr hier verbracht habt und ärgert euch auch nicht darüber, wenn wir Lehrer euch zeitweilig etwas härter anfassen mußten. Glaubt mir, wenn ihr nun ins Leben hinausgeht, so werdet ihr irgendwann zurückschauen und sagen: "Also damals in Hogwarts, bei Dumbledore, da war es doch sehr interessant und schön." Für alle die, die nächstes Jahr wieder zu uns kommen: Ich freue mich darauf, wenn ihr alle wohlbehalten aus den Ferien zurückkehrt. Es ist schlimm, was im Moment in der Zaubererwelt vorgeht. Niemand von uns weiß heute, was ihm der nächste Morgen bringt. Viele haben sogar Angst, ihnen oder von ihnen geliebten Menschen könnte etwas schlimmes passieren. Aber ich sage euch als altgedienter Zauberer, daß egal was kommt das Leben immer und überall jede Hoffnung wert ist, jedes Lachen, jede schöne Minute über Angst und Schrecken triumphiert. Also laßt euch nicht unterkriegen!
Nun komme ich zu der ehrenvollen Aufgabe des Schulleiters, den diesjährigen Hauspokal zu überreichen, und so wie es sich herausstellte, haben wir folgende Punkteverteilung:
Hufflepuff hat sich mit 190 Punkten wacker geschlagen und kann stolz auf das erreichte sein, wenn ich auch verstehen kann, daß ihr aus Hufflepuff sehr gerne mehr Punkte erreicht hättet. Aber das könnt ihr ja nächstes Jahr schaffen.
Tja, das Haus Slytherin, sonst immer sehr vorbildlich in Beharrlichkeit und Zielstrebigkeit, hat dieses Schuljahr gerade 200 Punkte erreicht und steht damit auf Platz drei der Hauswertung." Gryffindors und Hufflepuffs konnten ihr Lachen nicht unterdrücken. Die Slytherins grummelten unmißverständlich. Delila Rattler und Severus Snape standen gar auf, schienen etwas einwenden zu müssen. Doch Schulkameraden zogen sie auf die Stühle zurück. Dumbledore fuhr fort:
"Ich sehe in Einklang mit meinen Kollegen des Lehrkörpers keinen Anlaß, dem Haus Slytherin irgendwelche Vorwürfe zu machen, daß dieses Jahr keine höheren Punktzahlen drin waren, weil ich weiß, daß die besonderen Umstände, die auch vor Hogwarts nicht Halt gemacht haben, gewisse Einschränkungen bewirkt haben."
Die Ravenclaws grinsten mit den Hufflepuffs und Gryffindors um die wette. Dumbledore hatte den Slytherins indirekt unterstellt, gezielt Punkte vergeudet zu haben, ohne es wörtlich erwähnt zu haben. Die Slytherins verzogen zwar ihre Gesichter zu Wutfratzen, doch fviele blickten dabei auf Snape, Rossier und die Rattler-Schwestern. Offenbar hatten die sonst so tollen Slytherins sich Sündenböcke für diesen peinlichen dritten Platz ausgeguckt.
"Ravenclaw konnte mit 250 Punkten offenbar auch nicht an das Vorjahresergebnis heranreichen, was ich nicht den neuen Schülerinnen und Schülern unterstellen möchte, sondern den kritischen Entwicklungen außerhalb von Hogwarts, die natürlich die Aufmerksamkeit forderten. Ich hoffe nur, wir alle können im nächsten Jahr hier sitzen und jedem Haus mehr Punkte zuerkennen.
Die Ravenclaws klatschten über den zweiten Platz, mit dem sie nach einigen dramatischen Punktabzügen nicht mehr gerechnet hatten.
"Bleibt Gryffindor. Dieses Haus erzielte dieses Jahr mit vierhundert Punkten die höchste Punktzahl des Schuljahres und bekommt daher den Hauspokal zugesprochen. Allerdings haben auch die Schüler von Gryffindor dieses Jahr weniger Punkte zusammengetragen als im letzten Jahr. Das wird sich, da bin ich sicher, im nächsten Jahr ändern."
Die Gryffindors klatschten und jubelten. Sicher, ihnen war nach dem ganzen Krawall um Slytherin und Ravenclaw der Pokal sicher, zumal sie ja auch den Quidditchpokal gewonnen hatten. Aber offenbar war ein hoher Punktestand nicht gleich der Gewinn des Hauspokals.
Unter feierlichem Applaus überreichte Professor Dumbledore Professor McGonagall den großen Pokal, den diese würdig zu ihrem Haustisch hinübertrug und auf den Tisch stellte. Aurora sah James Potter, dessen schwarzes Struwelhaar wild und dunkel um seinen Kopf wehte, während seine Freundin und Klassenkameradin Lily ihr rotes Haar seidig und glatt gestriegelt hatte. Sirius Black und der braunhaarige Freund, der wohl Remus Lupin hieß, wenn Aurora das richtig mitbekommen hatte, winkten den übrigen beiden Häusern, mit denen sie keinen Krach hatten und bedachten die Slytherins mit hämischen Gesten. Die Slytherins sahen nur wütend zurück, verkniffen sich aber weitere Bosheiten. Sie wollten nicht noch im letzten Moment hinter Hufflepuff zurückfallen.
"Dann geht der Pokal eben mal wieder nach Gryffindor", bemerkte Erin Runfield auf den Weg in den Ravenclaw-Gemeinschaftsraum. "Seit Potter und Lily Evans hier sind, hat Gryffindor den schon viermal geholt. Sonst war das immer sehr knapp, weil die Slytherins sehr viele Punkte zusammengetragen haben."
Als sich die Ravenclaws zur Nacht verabschiedeten, hörten sie noch die Pokalgewinnfeier aus dem Gryffindor-Turm herüberschallen. Miriam grummelte müde: "Mann, geh doch einer mal zu denen und sage denen, die sollen leiser sein!"
"Ich fürchte, im Moment käme das bei denen nicht an", warf Aurora ein.
Die meisten Hogwarts-Schüler waren sehr zufrieden, als sie am 1. Juli morgens in den Hogwarts-Express einstiegen und nach London Kings Cross fuhren. Miriam, die ja in Hogsmeade wohnte, durfte ihre Schulkameradinnen Aurora Dawn und Petula Woodlane noch verabschieden, bevor ihre Eltern mit ihr den Bahnsteig verließen und der Zug sich schnaufend und ratternd in Bewegung setzte.
Aurora Dawn saß mit Petula, Roy, Mortimer, Bruster und Dina in einem Abteil. Sie unterhielten sich über ihre Ferienpläne. Bruster und Roy erzählten, daß sie sich gerne die Fußballweltmeisterschaft in Argentinien im Fernsehen angesehen hätten, doch daß dies ja innerhalb des Schuljahres gelaufen sei. Mortimer fragte Roy gehässig:
"Und hat sich diese Zankerei um Manchester und Liverpool gelohnt, wo am Ende doch Nottingham Meister geworden ist?"
"Sowas kann ja nur wer fragen, der die Tradition nicht kennt", wandte Roy Fielding ein. "Im nächsten Jahr packen wir es."
"Ach komm, Mortimer, lassen wir uns doch von was anderem reden!" Gab Petula genervt von sich. Dina nickte zustimmend. So ging es um die Ferien, wo wer hinfahren oder was wer anstellen würde. Dina erzählte, daß ihre Eltern gleich am nächsten Tag mit ihr in die Winkelgasse gehen würden, um bei Ollivander einen für sie geeigneten Zauberstab anfertigen zu lassen. Weil sowohl Flitwick, als auch Professor Dumbledore ihre Eltern eindringlich darauf hingewiesen hatten, daß man im nächsten Schuljahr keine Rücksicht mehr auf Dinas Probleme nehmen würde, hatten Dinas Eltern sich mit der Ausbildungsabteilung abgesprochen und bei ihren Verwandten in Amerika einen Teil der Anreisekosten erbeten, um doch noch nach San Francisco zur Silberhochzeit reisen zu können. Das freute die Klassenkameraden.
"Meine Mutter hat mir noch nicht gesagt, was wir in den Ferien machen. Daddy hat ein Projekt mit europäischen Singvögeln laufen, und vielleicht besuchen wir meine Großeltern mütterlicherseits", sagte Aurora.
"Wieso redest du nie mit deiner Mutter? Die läuft dir doch jeden Tag in der großen Halle über den Weg", wunderte sich Bruster.
"Weil wir das so vereinbart haben, daß ich nur eine Schülerin und sie eine Lehrerin ist, bei der ich im Moment keinen Unterricht habe", erwiderte Aurora schnippisch. Petula meinte dazu nur:
"Hat schon was für sich, wenn man alleine alles hinbiegen kann. Ich würde das auch nicht haben wollen, daß jeder mich anquatscht, weil ich eine Mutter oder einen Vater als Hogwarts-Lehrer habe."
"Stimmt", sagte Roy. "Nachher meinen die Slytherins noch, sie könnten deine Mutter um irgendwelche Gefälligkeiten bitten."
"Ich denke nicht, daß die sich noch mal so weit aus dem Fenster lehnen", bemerkte Mortimer. "Die Bitterling war dieses Jahr wohl nicht gerade freundlich zu denen. Und die zweihundert Punkte, die Slytherin gerade noch so am Jahresende hatte, hinter uns, wo wir noch hundert Punkte von den Gryffindors wegwaren, dürfte denen erst einmal reichen."
Am Bahnhof Kings Cross verabschiedeten sich die Schülerinnen und Schüler voneinander. Aurora sah mit Genugtuung, daß die Eltern von Delila und Tonya Rattler ihre jüngere Tochter kräftig zusammenstauchten, weil sie wohl maßgeblich zur Punktemisere der Slytherins beigetragen hatte. Dann kam ihre Mutter angelaufen und holte sie ab.
"Ich schick dir mal meine Eule, Petula!" Rief Aurora der blondhaarigen Schulkameradin zu, die mit ihrer Schwester Priscilla und ihrer beiden Eltern zusammenstand. Petula rief zurück:
"Ja, das wäre toll von dir, Aurora! Schöne Ferien noch!"
"Danke, Petula!" Erwiderte Aurora und ging mit ihrer Mutter durch die magische Barriere hindurch und verließ den Bahnhof, um vom tropfenden Kessel aus per Flohpulver in das alteherwürdige Landhaus der Dawns zu reisen. Sommerferien! Endlich die nötige Erholung vom ersten Schuljahr, dem anstrengenden, teilweise schönen, teilweise häßlichen Treiben in Hogwarts.
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