RECHTE UND PFLICHTEN

Eine Fan-Fiction-Story aus der Vergangenheit der Harry-Potter-Serie

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Vorige Story

PR O L O G

Für die bald volljährige Junghexe Aurora Dawn beginnt die Zeit der wirklich zählenden Leistungen. Sie hat ihre ZAGs erhalten, darunter zwei überragende Benotungen in Zaubertränken und Kräuterkunde, doch auch die praktischen Zauberfertigkeiten gestatten ihr, diese weiterzulernen. Zur Belohnung und um ihr den Alltag ausgebildeter Kräuterkundeexperten zu zeigen reist ihr Vater mit ihr nach Millemerveilles in Südfrankreich, wo sie die warmherzige und lebenslustige Kräuterhexe Camille Dusoleil kennenlernt. Sie bekommt es mit, wie diese während der Konferenz ihr zweites Kind, Claire Dusoleil, zur Welt bringt und lernt einige ausländische Kräuterkundeexperten kennen.

Wieder in Hogwarts bekommen sie und ihre Klassenkameraden die Einschulung Bill Weasleys mit, der von den Slytherins nicht sonderlich gemocht wird, weil diese seine Eltern für Verräter an der Zaubererwürde halten. Der im Sommer von Sabberhexen verschleppte und zur Paarung mit diesen gezwungene Roy Fielding scheint sich nach der notwendigen Therapie im St.-Mungo-Krankenhaus wieder gut erholt zu haben. Dina Murphy, die in zauberstaborientierten Fächern gerade noch eine annehmbare ZAG-Wertung bekommen hat, nimmt nur Zauberkunst als direktes Zaubereifach, während Aurora, die auf eine Ausbildung zur Heilhexe ausgeht, auch Verwandlung und Verteidigung gegen die dunklen Künste nimmt. Alle Zauber sollen ab nun möglichst ungesagt gewirkt werden, was für Dina ein unüberwindliches Hindernis scheint, sich aber zu ihrer großen Überraschung als halb so schlimm herausstellt. Die attraktive Gryffindor-Vertrauensschülerin Eunice Armstrong tut sich als As in ungesagter Zauberei hervor, sehr zum Neid der Slytherin Tonya Rattler. Die Beziehung zwischen Roy und Dina ist durch den Zwischenfall mit den Sabberhexen ziemlich unterkühlt.

Nach Weihnachten wird es für Aurora und ihre Klassenkameraden sehr aufregend. Sie dürfen endlich die magische Ortsversetzungskunst, das Apparieren, erlernen. Auch hier erweist sich Eunice als überragend, weil sie von Anfang an die gestellten Aufgaben erfüllt. Doch auch Aurora und selbst Dina erlernen die durch die goldene Dreierregel gekennzeichnete Kunst des zeitlosen Ortswechsels.

Im Quidditch sieht alles nach einem unausweichlichen Pokalgewinn für Slytherin aus. Doch die Ravenclaws mit Aurora Dawn als beste Jägerin halten gut dagegen. Weil für das Spiel der Ravenclaws gegen die Slytherins Aurora und Mortimer Swift nicht am üblichen Apparierkurs teilnehmen können treffen sie am folgenden Sonntag mit ihrem wie flüchtig wirkenden Lehrer Wilkie Twycross zusammen. Auf dem Rückweg werden sie durch merkwürdige Geräusche aus dem verbotenen Wald beunruhigt, aber auch neugierig gemacht. Sie fliegen zu der Quelle und entdecken einen mehr als überlebensgroßen, unheimlich aussehenden Baum. Dieser versucht, die Schüler an sich zu ziehen. Aurora entkommt ihm gerade noch und kann nach Hogwarts zurückkehren, wo sie von Dumbledore erfährt, was es damit auf sich hat. Mit den Hauslehrern außer Snape kehrt sie mit einer Mischung aus Angst und Besorgnis um ihre Kameraden zu diesem Rex Arborium genannten Pflanzenungeheuer zurück, das sie mit Gedankenkraft an sich zieht und in seinem Stamm einkerkert. Sie soll mit ihrer Seele dem Rex Arborium zu weiterer Macht verhelfen. Doch Dumbledore und seine Kollegen wirken dem entgegen, schaffen es, Aurora und die anderen Gefangenen des Riesenbaumes zu befreien und diesen endgültig zu vernichten, da von diesem Gewächs eine zu tödliche Gefahr ausgeht. Von diesen Ereignissen sehr geschafft reist Aurora in die Osterferien. Bald wird sie siebzehn und damit den Zauberergesetzen nach volljährig.

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"MORRRGEN!! RRRAUS AUS DERRR SCHNARRRCHKISTE!!" Brüllte es wild und furchteinflößend aus dem Zimmer von Auroras Eltern. Alle wurden wach.

"Ich werfe dieses Schrottding gleich auf den Müll!" Knurrte Hugo Dawn und schien nach irgendwas zu langen.

"PFOTEN WEG VON MIRRR!!" Brüllte diese überlaute, erschauernde Stimme wieder.

"Das kommt davon, wenn man sich von seinen Bekannten originelle Wecker schenken läßt", murrte Auroras Mutter.

"Was ist denn das gewesen?" Fragte Aurora laut.

"Ach, Johnny Pickles, einer aus dem Tierwesenbüro hat mir einen Weckwolf geschenkt. Ich dachte, der heult nur!" Rief Hugo Dawn. "Aber den werfe ich gleich auf den Müll ... Aua! Das Mistding beißt ja."

"Ganz RRRICHTIG!" Erwiderte die laute Angstmacherstimme.

"Das haben wir gleich", hörte Aurora ihre Mutter sagen. Sie lief schnell zu ihren Eltern ins Schlafzimmer, wo auf dem Nachttisch ein pelziges Ding stand, das dem Kopf eines Wolfes im halben Maßstab glich. Ihre Mutter hob gerade den Zauberstab und zielte auf das Objekt, an dem Aurora eine kleine Uhr entdecken konnte. "Desanimato!" Rief sie, wohl um den Zauber mit größter Stärke zu wirken. Silberne Funken trafen den Wolfskopf, der mit sich verdrehenden Augen zuckte, das scharfzähnige Maul öffnete und wieder schloß und dann unbeweglich stehen blieb.

"Ich denke, den kannst du jetzt anfassen und wegwerfen, wenn du das echt willst."

"Muss erst mal meine Hand verarzten. Wie ging der Wundschließungszauber noch mal?" Maulte Hugo Dawn und versuchte, seinen Zauberstab vom Nachttisch zu nehmen, was wegen einer blutenden Bisswunde an seiner Zauberstabhand nicht so leicht zu sein schien.

"Injuriclausa oder für durchtrennte Adern auch Episkiey", half ihm Aurora mit der richtigen Antwort aus. Selber zaubern durfte sie noch nicht. Aber sie zählte schon die Tage, bis sie alleine und ohne fragen zu müssen zaubern durfte.

"Ich sag's keinem weiter, wenn du das mal eben machst,Aurora", sagte ihr Vater und hielt ihr die Hand hin. Seine Frau räusperte sich zwar, erhob aber keinen Einwand. Aurora nahm den Zauberstab vom Nachttisch ihres Vaters und heilte die verwundung, wobei sie den Zauber laut aussprach. Nur genug Erfahrung mit Verletzungen, so hatte ihr die Schulkrankenschwester erklärt, erlaube die ungesagte Anwendung des Zaubers. In diesem Augenblick röhrte ein ohrenbetäubender Rülpser durch das Zimmer, und aus dem gerade noch schlaff halb offfen stehendem Maul des Wolfskopfs quoll eine silberne Dunstwolke, die einen stechenden Geruch nach Natronlauge verbreitete. Dann klappte das Maul ganz zu, um im nächsten Moment weit aufzuspringen und "SOOO GEHT DAS JA WOHL NICHT!!" IN SÄMTLICHE anwesende Ohren zu brüllen.

"Ach du große Güte, da hat jemand einen Dreifach-Animierzauber auf dieses Ding gelegt. Wenn man die nicht gleichzeitig aufhebt regenerieren die sich gegenseitig", erkannte Aurora Dawn. Sie hatten das ja gerade in den Verwandlungsklassen, tote Dinge mit einer gewissen Menge Eigenleben zu versehen.

"SCHLAUBALG!!" Knurrte der Weckwolf.

"Gib mal den Stab her, Aurora!" Forderte Hugo entschlossen dreinschauend. Seine Tochter gab ihm seinen Stab zurück, den ihr Vater entschlossen schwang, worauf das Schlafzimmerfenster mit Getöse aufsprang und mit Wucht seine Angeln zerbrach und zu Boden stürzte, wobei die Glasscheibe klirrend zerbarst.

"Hugo, nicht so wild!" Beschwerte sich seine Frau. Der Weckwolf fletschte die weißen Zähne und blickte finster mit seinen braungetönten Glasaugen auf den sich ihm angriffsbereit entgegenstreckenden Zauberstab.

"Dismitto Weckwolf!" Rief Hugo Dawn.

"WUUUUAAAAAHUUUUUUUUUUU!!!" Heulte das magicomechanische Weckgerät, als es im hohen Bogen durch den fensterlosen Rahmen hinausflog und wohl etliche Meter zurücklegte, bis es, immer noch klagend heulend, irgendwo landete.

"Wir haben gleich die Muggelpolizei und dann die Leute vom Ausschuß gegen den Mißbrauch der Magie am Hals, Hugo", übertönte Regina Dawn das wehklagende Heulen des aus dem Haus verbannten Weckwolfs.

"Dann soll Johnny die Strafe zahlen", schnaubte Auroras Vater. "Wenn ich ein animiertes Artefakt in Tierform als Wecker kriege, dann soll das nur Tierlaute von sich geben und nicht so rumbrüllen wie einer dieser Soldatentrimmer vom Muggelmilitär."

"Vielleicht hört den ja keiner und der gibt das Heulen dran", meinte Aurora.

"Wenn das eines von Johnny Pickles Freund Lefty Screwball berüchtigten Geräten ist hat der ganz sicher genug nervtötende Sachen eingebaut", seufzte Auroras Mutter.

"Dann mach ich den mit dem Reducto-Fluch alle", zähneknirschte Hugo Dawn und stand auf, griff seinen Morgenrock und machte Anstalten, in Pantoffeln das Haus zu verlassen.

"Hallo, wirst du dir wohl anständige Schuhe für draußen anziehen, Hugo!" Rief ihm seine Frau tadelnd nach.

"Ich geh doch nur zum Müllkasten", sagte Hugo.

"Eben darum!"Rief seine Frau.

"Kann man den nicht mit dem Silencius-Zauber oder einem Verschwindezauber abstellen?" Fragte Aurora.

"Natürlich, Kind. Habe lange nicht mehr mit dem Verschwindezauber gearbeitet", sagte ihr Vater und ging ohne sich Straßenschuhe anzuziehen hinaus.

"Also manchmal sind Männer wie kleine Jungen, denen man die einfachsten Verhaltensregeln beibringen muß", knurrte Regina Dawn.

"Warum haben wir noch keinen Verschwinde-Mülleimer wie Miriams Eltern?" Fragte Aurora. "Das würde doch alles verschwinden lassen und nicht so stinken."

"Weil der einhundert Galleonen kostet, und dein Vater und ich lieber Geld für deine restliche Ausbildung haben möchten als für einen Luxus-Abfalleimer. Miriams Vater ist ja bei Dervish & Banges und ..."

"Verfluchtes Teil, verschwinde doch!" Schimpfte Hugo Dawn. Das Geheul war zwar verschwunden, aber offenbar nicht dessen Quelle.

"RRREINBRRRINGEN!! SOFORRRT!!" Brüllte die Stimme des Weckwolfs. Es klapperte im Briefkasten.

"Zumindest kündigen sie ihr Kommen an", sagte Regina Dawn und machte sich mit dem Schnellankleidezauber öffentlichkeitstauglich. Aurora bat darum, sich ebenfalls mit Zauberkraft anzuziehen. Ihre Mutter ging darauf ein. Denn wenn wirklich eine Rüge des Ministeriums eingegangen war konnten die Beamten in jedr Sekunde auftauchen.

"Reducto Amplifico!" Hörte Aurora ihren Vater rufen. Es gab einen lauten Knall und einen Schmerzensschrei, der von ihrem Vater stammte.

"Oha, das ging wohl nicht gut ab", sagte Aurora, holte ihren Zauberstab und wetzte hinaus zu dem Müllkasten, beziehungsweise dem, was davon übrig war. Ihr Vater lag vor dem zertrümmerten und verkohlten Kasten. Es stank nach verbranntem Metall und etwas wie erhitztes Erbrochenes. Aurora würgte hörbar und hielt sich die Nase zu. Ihr Vater lag am Boden, die Augen halb geöffnet, Gesicht und Oberkörper von blutenden Wunden übersäht.

"Ich bring Pickles um", röchelte er und spuckte Blut von sich.

"Ist der explodiert?" Fragte Aurora ängstlich.

"Nennt man wohl so, wenn der mit lautem Knall in einem grünen Feuerball zerplatzt anstatt zu Staub zu zerfallen", quälte sich ihr Vater ab. Aurora wollte schon die Wunden heilen, als sie sah, daß ihn offenbar mehrere Trümmerstücke getroffen hatten. Sie riss ihren Zauberstab senkrecht über ihren Kopf hoch, ließ ihn einmal links und einmal rechts herum über dem Kopf kreisen und rief gerade noch mit beherrschter Stimme: "Advoco Medicum!" Aus dem Zauberstab schoss eine rotgoldene Lichtfontäne, die im Steigen zu einer immer schneller nach außen wirbelnden Spirale wurde, die sich soweit ausdehnte, daß sie aus Auroras Blickfeld verschwand. Keine zwei Sekunden später tauchten gleich vier Zauberer in grüner Kleidung auf, auf der das Wappen eines Zauberstabs mit davor gekreuztem Knochen prangte. Sie sahen sofort, was los war.

"Esus Goodwin, St.- Mungo-Krankenhaus", stellte sich der ältere der beiden vor und gab seinem Kollegen die Anweisung, den Verletzten abzutransportieren. In zwei Sekunden war eine Trage da, Auroras Vater darauf und der Heiler mit diesem disappariert.

"Das sieht nach einem schweren Fluchrückprallschaden aus", sagte Esus Goodwin. "Wer bist du?"

"Aurora Dawn", sagte Aurora. Mein Vater heißt Hugo Dawn. Meine Mutter .. Da kommt sie gerade", sagte Aurora immer noch sehr geschockt von den Verletzungen ihres Vaters. "Mum, Dad hat sich beim Reducto-Fluch gegen den Weckwolf verletzt. Ich mußte die Heiler rufen."

"Um Himmels Willen", erschrak Mrs. Dawn. Dann sah sie den Heiler an, der zuversichtlich sagte:

"Er wurde sofort eingewiesen. Unsere Notfallabteilung wird ihn wohl sehr schnell heilen. Was sagte Ihre Tochter, ein Weckwolf?"

"Ein gewöhnungsbedürftiges Weckartefakt in Form eines Wolfskopfes mit einer Uhr drunter", sagte Mrs. Dawn genauso erschüttert wie ihre Tochter. "Mein Mann hat das Ding gestern von einem Bekannten geschenkt bekommen. Angeblich sollte man damit nicht mehr verschlafen können. Aber das Gerät war viel zu laut und ließ sich nicht abstellen. Mein Mann wollte es erst nur auf den Müll werfen. Doch es heulte so laut, daß wir fürchten mußten, daß wir Schwierigkeiten bekommen würden und wollte das Ding beseitigen."

"Ich notiere mir das mal eben für die Aufnahme", sagte der Heiler und schrieb die Angaben der Dawns und was den Unfall verursacht hatte nieder. Aurora fragte sich schon ob sie wegen unerlaubten Zauberns Probleme kriegen würde. Doch der Heiler erinnerte sie daran, daß der Notrufzauber selbst dann noch zulässig war, wenn er in Muggelsiedlungen gewirkt wurde, wenn er berechtigt war. In diesem Fall war das ja mehr als eindeutig.

"Die Behandlungsgebühren", meinte Regina Dawn.

"Sie kriegen gleich die schriftliche Aufnahmebestätigung mit allen notwendigen Angaben. Falls sie wollen, können Sie Ihren Mann wohl schon heute besuchen, wenn nicht sogar abholen." Er verbeugte sich vor Mutter und Tochter Dawn und disapparierte.

"Ich kontaktfeuere diesen Johnny Pickles und frage den, ob sein Kumpel Lefty Screwball dieses gemeingefährliche Ding verschuldet hat", sagte Regina Dawn sehr zornig.

"Der Brief im Kasten. War der vom Ministerium?" Fragte Aurora.

"Nein, war er nicht. Es war Tante June. Sie schrieb, daß sie in diesem Jahr nicht mit uns Ostern feiern könne, weil sie mit ihrer Familie in den Staaten sei, um da mit einem Kollegen aus dem Muggelkontaktbüro dort über etwas namens Arpanet zu diskutieren, was die Nachrichtenverbreitung der Muggel erheblich steigern und damit die Zaubereigeheimhaltung gefährden könnte."

"Ach, dann können wir dieses Ostern nicht bei Tante June feiern?" Fragte Aurora. Es gehörte zu den Traditionen der Familien Dawn und Priestley, Weihnachten und Ostern miteinander zu feiern. in ungeraden Jahren feierten sie bei den Priestleys, in geraden Jahren bei den Dawns. Da sie mit 1983 wieder ein ungerades Jahr hatten wären also die Priestleys als Gastgeber drangekommen.

"Tja, das ist eben so, wenn Tante June als eine der wenigen Hexen ohne Muggelverwandtschaft in der Muggelwelt forscht und da was aufspürt, was unsere Geheimhaltung gefährden könnte, was immer ein Arpanet ist."

"Könnte diese Weltbibliothek sein, von der Philipp mal gesprochen hat, Mum. Die elektrischen Rechenmaschinen, die sie Computer nennen, hängen über elektrische Nachrichtenleitungen oder Telefonkabeln zusammen und können so Wissen oder wichtige Neuigkeiten untereinander verteilen, so daß jeder der da dranhängt alles von den anderen erfahren oder allen seine Sachen weitergeben kann", sagte Aurora.

"Oh, dann wird es aber lustig im Ministerium, wenn ein Muggel irgendwann mit diesen Rechnermaschinen Beobachtungen von magischen Vorkommnissen weitergeben kann. Dann könnten ja tausende von Leuten weltweit zur gleichen Zeit davon erfahren", sagte Regina Dawn. Ihre Tochter nickte bestätigend. Dann sprachen sie davon, was mit Hugo Dawn passiert war und beschlossen, sobald es ginge ins St.-mungo-Krankenhaus zu reisen.

Es dauerte keine zehn Minuten, da hatten sie bereits die Bestätigung, daß Mr. Hugo Dawn in die Abteilung für magische Unfälle aufgenommen worden war, daß der behandelnde Heiler, Fergus O'Sullivan ihn wohl einen Tag zur vollständigen Gesundung stationär behandeln wolle und die Gebühr dafür ein Prozent des Jahreseinkommens pro Behandlungswoche betrage, da der Rest aus Privatspenden und dem Zaubereiministerium getragen würde.

"Na toll, jetzt wird Hugo von dem Geld zusammengeflickt, daß die Malfoys dir damals geschenkt haben, weil du ihren Stammhalter gerettet hast", grummelte Auroras Mutter. Die Hogwarts-Schülerin erwiderte darauf:

"Das ist doch schon zwei Jahre und noch was her. Das Geld ist bestimmt schon aufgebraucht."

"Ich merke, euch bringen sie langsam den Sinn für das praktische Denken bei, Kind. Natürlich ist das Originalgeld schon verbraucht. Aber sogesehen hätten die heute im St. Mungo fünfhundert Galleonen weniger, wenn du es ihnen damals nicht gespendet hättest", erwiderte Regina Dawn. Dann rechnete sie aus, was sie zu zahlen hatte und ging an den Kamin, um mit Johnathan Pickles zu sprechen. Aurora lauschte dem Gespräch, wobei der Kopf ihrer Mutter weit weit weg in einem anderen Kamin saß und es deshalb wie aus einem tiefen Brunnenschacht klang. Sie hörte heraus, wie wütend ihre Mutter war und stellte sich vor, daß sie diese Art von Wut bestimmt auch schon in Hogwarts gebraucht hatte, um sich gegen aufsässige Schüler zu behaupten. Am Ende vom Lied war Johnny Pickles wohl ziemlich kleinlaut. Er gelobte, die fällige Behandlungsgebühr an das Gringotts-Verlies der Dawns zu schicken. Doch Regina Dawn wollte es bar von ihm haben. So einigten sie sich darauf, daß sie es am selben Tag noch in London abholte. Aurora wurde anschließend gefragt, ob sie mit in die Winkelgasse wolle.

"Wenn ich mich da mit Petula oder Miriam treffen kann", erwiderte diese.

"In Ordnung, versuche die beiden zu kontaktfeuern!" Sagte Mrs. Dawn. Aurora kniete sich hin, als eine Prise Flohpulver im Kaminfeuer smaragdgrünes Feuer erzeugt hatte und nahm Verbindung mit Petula und dann mit Miriam auf. Denen erzählte sie kurz (jeweils in zehn Minuten) was passiert war und schlug vor, sich mit ihnen zu treffen. Die beiden Freundinnen sagten zu, und so reisten die Dawns am Nachmittag in die Winkelgasse in London. Während Regina Dawn sich in Gringotts mit Johnny Pickles traf, verbrachten die Sechstklässlerinnen den Nachmittag mit einem Schaufensterbummel und einem Schwatz in Florean Fortescues Eiscafé, wo sie auch Vivian Acer und Nelly Flowers aus der zweiten Klasse trafen.

"Deine Mum hat dich einfach alleine hierherkommen lassen?" Fragte Aurora Vivian. Diese grinste.

"Sie hat mir nur erlaubt, mit Nelly zusammen den Tag zu verbringen. wo ich das mache hat sie nicht festgelegt."

"Die muß doch auch durch den Kamin reisen können, wenn ihr die als neue Jägerin in der Mannschaft habt", sagte Nelly. Dann kam noch Cynthia Flowers zusammen mit Melinda Bunton, beide voll beladen mit Einkaufstüten.

"Hallo, Aurora, Petula und Miriam!" Grüßte Cynthia. Die Mädchen luden ihre Klassenkameradinnen aus Hufflepuff ein, sich zu ihnen zu setzen. Aurora erzählte, was am Morgen passiert war und sie wohl heute noch ins St.-Mungo-Krankenhaus gehen würden.

"Ui, da hast du echt mal was zu tun gekriegt, wo du später bei denen arbeiten willst?" Fragte Cynthia mit spitzbübischem Lächeln.

"Ich wollte schon selber zaubern. Aber als ich sah, daß Daddy von Trümmerteilen getroffen wurde hab' ich's lieber gelassen. Madame Pomfrey hat mir gesagt, daß man bei Stichverletzungen oder eingedrungenen Scherben oder Trümmerstücken nicht einfach alles rausziehen und das dann zuheilen kann. Da muß jemand zuerst in eine Art Ruhezustand versetzt werden, damit es nicht heftig nachblutet ..."

"I, hör auf, wie eklig!" Unterbrach sie Nelly angewidert. Aurora entschuldigte sich und meinte, daß die Heiler im St. Mungo das dann besser und sicherer hinbekämen.

Als Regina Dawn auf der Suche nach ihrer Tochter am Eiscafé vorbeikam sagte Cynthia:

"Ich wünsche deinem Dad gute Besserung, Aurora. Wir sehen uns dann im Zug wieder."

"Yoh, ist nett, Cynthia", erwiderte Aurora den Gruß. Cynthia sammelte ihre kleine Schwester und deren Klassenkameradin, die die einzigen Ravenclaws ihrer Jahrgangsstufe waren ein und ging davon, wobei sie das, was sie Aurora gesagt hatte auch deren Mutter sagte.

"Wir können übrigens schon hin, Aurora. Ich habe den Betrag direkt in Gringotts den Heilern im St. Mungo gutschreiben lassen und die schriftliche Einzahlungsbestätigung losgeschickt. Wir können gleich hingehen."

"Ist das weit von hier?" fragte Aurora.

"Hmm, ich fürchte, wir müssen durch das London der Muggel. Aber das ist kein Problem", sagte Regina Dawn, zog den Zauberstab, vollführte eine schnelle Drehung und stand in Rock und Bluse da, wie sie in der Muggelwelt typisch waren. Eine Weitere Zauberei half Aurora innerhalb einer Sekunde in eine Verkleidung, wie sie sie bei jungen Mädchen der Muggelwelt schon einmal gesehen hatte, als sie zum Schulzug wollte.

Sie liefen durch die von den Abgasen der lärmenden Automobile verpesteten Teerstraßen Londons, mußten dabei aufpassen, nicht von hektischen Passanten oder als solche auftretenden Taschendieben angerempelt zu werden und gelangten am Rande eines Erstickungsanfalls zu einem verschmutzten Schaufenster eines heruntergekommen wirkenden Kaufhauses, das Reinlich & Tunkunter hieß und als vorübergehend geschlossen galt. Regina Dawn blickte durch das von Staub und Ruß eingetrübte Schaufenster. Eine weibliche Kleiderpuppe stand da in einem grünen Kleid aus einem Aurora fremden Stoff.

"Hallo", flüsterte Regina Dawn in das Fenster, als sie sich noch einmal umgesehen hatte, ob Muggel sie beobachteten. "Wir möchten Hugo Dawn besuchen." Die Schaufensterpuppe nickte unmerklich. Dann schlüpften sie einfach durch die Schaufensterscheibe, als wäre sie Luft. Aurora war ja mit ihrer Mutter und Erica Fielding schon hier gewesen, auch als Patientin hatte sie das St.-Mungo-Hospital für magische Verletzungen und Krankheiten schon von innen gesehen. Daher fühlte sie sich trotz der geschäftigen Vorhalle und der leuchtenden Kristallsphären an der Decke unbehaglich. Sie gingen in die Abteilung für Zaubereiunfälle und betraten ein gemütlich aussehendes Zimmer, in dem zwei Patienten in Betten lagen, von denen einer Hugo Dawn war. Der andere sah merkwürdig aus, als habe jemand grüne Götterspeise in menschliche Form geknetet und dann mit dem Invivus-animatus-Zauber belebt. Aurora ertappte sich dabei, wie sie eine Sekunde zu lange auf den anderen Patienten starrte. Sie lief rot an und entschuldigte sich leise, bevor sie ihren Vater ansah. Dieser schien äußerlich wieder ganz gesund zu sein. Keine Wunden, keine Narben verunzierten sein Gesicht.

"Hallo, meine Königin, hallo Prinzesschen!" Grüßte Hugo Frau und Tochter. "Ja, meinen bedauernswerten Bettnachbarn hat's ein wenig doller erwischt als mich. Mir sind ja nur heiße Trümmerstücke in den Körper geschlagen. Hat schon ganz schön wehgetan. Die Heiler sagten, die hätten meinen Körper regelrecht umkrempeln müssen, um jedes Stückchen aus unserem Müllkasten herauszuholen. O'Sullivan möchte mich bis morgen Nachmittag hier behalten, wegen der Bluterneuerung und Keimabwehr."

"Du machst aber auch Sachen", knurrte Regina Dawn. "Ich habe mit deinem Freund Johnny gesprochen. Der hat deine Behandlung bezahlt, nachdem ich damit gedroht hatte, den Tagespropheten auf seine netten Geschenke anzusetzen. Ich habe nämlich den Eindruck, daß diese Weckwölfe nicht vom Büro für magische Gebrauchsgegenstände abgesegnet sind."

"Kann mir vorstellen, daß der Lefty sofort gesteckt hat, seine Erfindungen gut wegzutun", meinte Hugo Dawn. Dann fragte er Aurora, ob da noch was nachgekommen sei, weil sie den Notrufzauber gebracht hatte.

"Die sahen doch, daß du echt in Schwierigkeiten warst, Dad. Deshalb kam da nichts nach. Außerdem darf ich in anderthalb Monaten eh zaubern, wenn kein Muggel dabeisteht."

"Die Federfuchser vom Ministerium würden dich selbst zwei Sekunden vor deinem Geburtstag noch drankriegen, wenn du unerlaubt zauberst."

"Sei froh, daß deine Tochter diesen Zauber gut beherrscht, Hugo! Hätte mir ja auch passieren können mit diesem Ding", sagte Regina Dawn.

Der durch einen wie auch immer abgelaufenen Unfall verunstaltete Patient im Nachbarbett drehte sich, wobei er leise schmatzende Geräusche von sich gab und am ganzen Körper auf und niederwippte. Aurora fragte sich, was genau diesem Mann passiert war. Oder war es eine Frau? Das Geschlecht war nicht zu erkennen.

"Kuck doch nicht so darüber!" Zischte Regina ihrer Tochter zu. Diese errötete wieder und zwang sich, ihren Vater anzusehen.

"Johnny hat also bezahlt", sagte Hugo lächelnd. "War ihm bestimmt unangenehm. Die wollen hier ein Prozent des Jahresgehaltes pro angefangener Behandlungswoche. Da ich heute den ersten Tag drin bin zählt die schon."

"Er hat bezahlt", sagte Mrs. Dawn.

Die Tür ging auf, und eine Heilerin trat ein. In den Händen hielt sie einen Kessel.

"So, Professor Viridian. Dieser Trank dürfte ihre verknäuelte Zauberei umkehren. Hat lange gedauert, bis mein Kollege den richtigen Trank hinbekam." Mit einer wie beiläufig wirkenden Handbewegung kippte sie den Inhalt des Kessels einfach über den wie grüner Wackelpudding aussehenden Patienten aus. Auroras Mutter schrak heftig zusammen, weil das Gebräu wohl kochendheiß war und heftig dampfte. Es stank für einen Moment nach Zwiebeln in Essig, während der Körper des gerade überschütteten Patienten wild blubbernd und zitternd pulsierte und dann mit einem Laut, als würde eine Riesenhand einen Tischtuchgroßen Waschlappen kräftig auswringen, zusammenschrumpfte und dabei feste Gestalt bekam, bis auf dem Bett ein nackter Mann in mittleren Jahren lag. Aurora blickte schnell wieder weg.

"Oi, diese Zauber sind doch echt genial!" Hörte sie den nun wieder zum richtigen Menschen zurückverwandelten Patienten sagen. "Muß nur einen besseren Zauberstab benutzen, um sie nicht auf mich selbst zurückschlagen zu lassen."

"Niemand braucht noch mehr Verunstaltungsflüche, Professor. Nur weil Sie finden, daß jemand sich magisch behaupten muß hätten Sie Ihr Leben lang so bleiben müssen, wenn mein Kollege Ihre Zauber nicht hätte nachvollziehen können und den entsprechenden Rückwandlungstrank zu brauen vermocht hätte", sagte die Heilerin und half dem Patienten mit dem Ankleidezauber in einen hellgrünen Umhang und setzte ihm einen leicht ramponierten Schlapphut auf.

"Ihre übrigen Habseligkeiten liegen in unserem Magischen Schließfach bereit, Professor Viridian", sagte die Heilerin. Alles weitere hat Ihre Nichte erledigt."

"Oh, sehr herzlichen Dank für die Hilfe", sagte der Patient. Dann wandte er sich an Hugo Dawn.

"Sie hatten echt Glück, Sir. Ich hörte zufällig mit, daß Sie einen Weckwolf hatten. Ein Bekannter von mir hatte den Feierfröhlichfrosch, wohl auch aus derselben Quelle. Ein interessantes Studienobjekt zur Analyse und Manipulation mit Animierzaubern und Gegenfluchverkehrungsflüchen. Entschuldigung, hatte ja keine Gelegenheit, mich vorzustellen: Viridian, Professor Doktor Vindictus Viridian, Fluch- und Gegenfluchexperte der geheimen Fakultät der Universität von Oxford.

"Dawn, Hugo Dawn, Mitarbeiter im Tierwesenbüro", sagte Hugo Dawn. Er stellte seine Frau und seine Tochter vor.

"Du hast dich bestimmt heftig erschrocken, wie. Meine Nichte Linda sagte, ich sehe aus wie gekneteter Wackelpudding", lachte Viridian. Jetzt, als Mensch, so erkannte Aurora, sah er für seine wohl sechzig Jahre sehr anziehend aus mit dem glatten schwarzen Haar, das ihm verspielt in den Nacken reichte und den wachen, hellgrauen Augen. Aurora errötete leicht an den Ohren als sie sagte, daß sie ihn nicht dumm angucken wollte.

"Unfälle ohne Schaulustige gibt es ja nicht, Aurora. Das ist ja das Übel der Menschheit. Aber na ja, der Wabbelbeinfluch und der Kaktushautfluch gehen also. Darf man nur nicht in direkter Addition wirken und einen lange gebrauchten Zauberstab dazu benutzen."

"Nichts für Ungut, Sir. Aber bitte unterlassen Sie es, unserer Tochter einzureden zu versuchen, daß Flüche faszinierend sind. Ich habe von Ihnen gehört, Professor Viridian", sagte Regina Dawn harsch, "und ich weiß, daß Ihre Experimente in Hogwarts schon manche unliebsamen Unfälle verursacht haben. Wir haben doch schon genug Flüche, viel zu viele möchte ich meinen."

"Jeder das, was er für seinen Beruf tun muß, Mrs. Dawn. Sie haben ja Ihre Lehranstellung in Hogwarts aufgegeben, um sich auf andre Dinge zu konzentrieren. Ich möchte mich jetzt nicht mit Ihnen streiten. Ich habe gelernt, wie ich besser nicht experimentieren soll und werde entsprechend vorsichtiger weiterarbeiten. Gute Besserung noch, Mr. Dawn! Auf Wiedersehen die Damen!" Er winkte allen zum Abschied und verließ mit der Heilerin und ihrem nun leeren Kessel das Zimmer.

"Möchte nicht wissen, wie lang der in dieser Wackelpuddingform war", seufzte Hugo Dawn. "Schien ihm aber nichts ausgemacht zu haben."

"Ich habe von dem gehört. Der hat ein Buch über Bewegungszwangflüche geschrieben. Tarantallegra soll von ihm erfunden worden sein", sagte Aurora.

"Das eigentlich nicht. Wir hatten den auch schon in der Schule", sagte Hugo. "Er hat nur was drüber geschrieben, mit welchen anderen Zaubern der kombiniert werden kann, um bestimmte abartige Bewegungen hervorzurufen."

"Nun, abgesehen davon, Hugo. Sollen wir dich morgen abholen oder darfst du nach Hause apparieren?"

"Wenn die mich morgen hier rauslassen appariere ich, Regina. Ihr müßt nicht herkommen. Ich habe ja außer meinen Pantoffeln, meinem Schlafanzug und dem Morgenrock nichts mitgehabt."

"Und deinem Zauberstab", sagte Aurora. Ihr Vater nickte.

"Gut, dann kommst du morgen nach Hause. Die werden uns hoffentlich schreiben, wann", sagte Regina Dawn.

"Wenn ich komme bin ich da, Regina. Ey, kuck nicht so böse! Immerhin ist der Weckwolf jetzt weg."

"Jaja, und unser Müllkasten auch, Hugo. Zumindest konnte ich das Fenster reparieren, das dein ungestümer Öffnungszauber aus den Angeln gerissen hat."

"Am besten besorgen wir uns einen Verschwinde-Mülleimer wie die Swanns. Der ist schon praktisch. Was der nicht einfach so verschwinden lassen kann zermampft er und läßt den Rest ... Zu teuer?" Regina Dawn hatte ihren Mann sehr erzürnt angesehen und den Kopf geschüttelt.

"Hundert Galleonen", blaffte sie. "Hundert Galleonen, Hugo."

"Die hole ich mir von Johnny wieder, weil sein nettes Spielzeug den Müllkasten kaputtgemacht hat."

"Der freut sich bestimmt", grinste Aurora. Ihr Vater grinste zurück. Dann verabschiedeten sich die Dawns von Ehemann und Vater und kehrten erst zu Fuß und dann durch den Kamin im tropfenden Kessel in das alte Landhaus zurück.

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Am nächsten Tag um sechs Uhr abends kehrte Hugo Dawn zu seiner Familie zurück. Die Ostertage verbrachten sie bei Reginas Eltern. Das Wetter wurde langsam immer besser, so daß Aurora mit ihrem neuen Nimbus 1500 die Flugmanöver proben konnte, die sie im Spiel gegen die Gryffindors anwenden wollte. Ihre Doppelachsentechnik war zwar schon sehr brauchbar. Doch sie wußte, daß die Gryffindors sich langsam darauf eingestellt hatten. Deshalb übte sie Kombinationen aus Doppelachse, Rosselini-Raketenaufstieg, Rückwärtsflug und stehende, waagerechte oder auf der Seite liegende Figuren wie Achten, Wellen, S- und Z-Kurven. Sie stellte dabei fest, daß der neue Besen, den sie als Ersatz des bei der Sache mit dem Riesenbaum Dairons zerstörten Besens bekommen hatte, wesentlich besser auf Bewegungsänderungen ansprach als der, den sie im letzten Jahr bekommen hatte. Da die Leute von Nimbus bald den 1700er-Besen herausbringen würden hatten die bereits die vollendeten Verbesserungen in dessen Vorgängermodell eingearbeitet. Sollte ihr recht sein. Dann konnten sie und Mortimer die Gryffindors vielleicht noch schlagen, zumindest aber auf Platz zwei der Tabelle vorrücken.

Einen Tag vor dem Ende der Osterferien unterhielt sich Aurora mit ihren Eltern darüber, daß sie am 28. Mai ihren siebzehnten Geburtstag feiern würde. Sie fragte sie, ob sie dazu ihre Schulfreunde zu einem großen Fest in Hogwarts einladen dürfe, weil sie im Moment ja noch nicht genug eigenes Geld habe.

"Nun, wie viele Freunde und -innen hattest du denn vor, einzuladen?" Fragte Hugo Dawn.

"Tja, meine Klassenkameraden aus Ravenclaw, also die drei Mädchen und die drei Jungen, dann noch Cynthia Flowers und Melinda Bunton aus Hufflepuff und Eunice Armstrong aus Gryffindor", sagte Aurora. "Öhm, Eunice hat einen Freund, Dorian Dirkson, der in Hufflepuff wohnt. Den muß ich ja dann wohl auch einladen."

"Nicht nur den, denke ich mal", sagte Regina Dawn. "Mortimer hat drei Schwestern, die wohl blöd kucken, wenn du nur ihren Bruder einlädst, wo sie im Selben haus wohnen, und Bruster hat eine Schwester bei den Gryffindors. Ich fürchte, die müßtest du dann auch einladen." Aurora nickte nach kurzer Bedenkzeit.

"Das wird aber lustig, wenn du mit denen irgendwo im Schloß feiern möchtest, ohne ungebetene Gäste zu haben", sagte Hugo Dawn. "'ne reine Ravenclaw-Party wäre ja drin gewesen. Aber dann hättest du ja das ganze Haus einladen müssen. Hmm, Regina, gibt's diesen Raum noch, wo du mal drin warst, als du vor Filch stiften gehen mußtest."

"Ja, aber der sieht nicht partytauglich aus: Schränke, Bücherregale und lange Vorhänge an den Wänden, eher was zum Verstecken spielen", sagte Regina Dawn.

"Eben den Raum meine ich", sagte Hugo. "Mum sagte mir, den hätte es in ihrer Schulzeit schon gegeben. Als sie auf der Suche nach einem Stück Speck für Schneewittchen war ist sie auch in diesen Raum geraten und hat da Berge von Speck gefunden. Später kam sie dahinter, daß der Raum wohl das bereitstellt, was jemand, der vor ihm steht, gerade braucht oder vorfinden möchte."

"Dann stimmen die Geschichten von Professor Dumbledore doch. Der hat mal behauptet, auf der Suche nach einem Buch über Drachen gewesen zu sein und sei dabei in diesen Raum gekommen, wo er ganze Regale voller Bücher über nichts anderes gefunden habe. Die Anatomie von Drachen, über das Fortpflanzungsverhalten, Verbreitungsgebiete und so weiter."

"Dann ist das genau der richtige Raum. Wo war der, Regina?" Fragte Hugo Dawn.

"Auf dem Siebten Stock im allgemeinen Teil des Schlosses", sagte Auroras Mutter und beschrieb ihr den Weg dahin.

"Und da passen wir alle rein, wenn ich die noch mitnehme, die du aufgezählt hast, Mum?" Fragte Aurora.

"Also als ich da mit Filch Verstecken gespielt habe war der so groß, wenn da zehn große Schränke und mehrere volle Regale standen, da passen genug Leute rein, wenn du dir was entsprechendes an Ausstattung wünschst."

"Feuerwhiskky zum Beispiel .. Autsch!" Hugo Dawns freche Bemerkung wurde unverzüglich von seiner Frau durch einen Kniff in seine linke Wange bestraft.

"Wage dich das bloß nicht, Aurora! Ich meine, wenn du deinen Geburtstag da feierst, also siebzehn bist, kannst du trinken, wie viel du meinst, daß du vertragen kannst. Aber denke daran, daß da ja dann auch Leute hinkommen, die noch keine siebzehn sind!"

"Ich weiß schon, was ich machen kann und was nicht, Mum", versetzte Aurora genervt. "Sonst hätte Dumbledore mich ja wohl kaum zur Vertrauensschülerin gemacht."

"Naja, das muß ich wohl zur Kenntnis nehmen", sagte Regina Dawn nicht ganz so beruhigt. Hugo Dawn sagte noch:

"Siebzehn ist ein Alter, wo du vieles können mußt und alles darfst, aber noch längst nicht alles wissen kannst. Wenn du also da feiern möchtest, bedenke, daß du noch ein langes Leben vor dir hast und übertreibe es nicht gleich. Die Schulregeln gelten ja dann immer noch, geschweige denn die Zaubereigesetze. Denn wenn dann irgendwas passiert, für das du verantwortlich bist, dann mußt du auch dafür geradestehen und nicht mehr wir oder Tante June und Onkel Tony, Oma Regan oder Opa Samson. Das sage ich dir jetzt noch einmal, weil wir ab morgen ja nur noch Briefe austauschen können und ich die Gewissheit haben möchte, daß du mir zugehört und mich verstanden hast."

"Ja, Dad, ich weiß, es ist bestimmt schwer für euch, daß ich bald volljährig bin. Petula hatte sowas erzählt, daß ihre Eltern ziemlich geknickt waren, als Priscilla ihren siebzehnten Geburtstag gefeiert hat und danach bereits nach einer anderen Wohnung gesucht hat. Roy meinte, daß Erica noch Probleme hatte, weil sie vor Weihnachten ja noch minderjährig für die Muggel war, die die Volljährigkeit erst mit achtzehn feststellen."

"Früher war es wie in der Zaubererwelt noch die einundzwanzig", sagte Hugo Dawn. Doch irgendwie haben sie erkannt, daß Leute ihr eigenes Leben anfangen müssen, am besten wenn die Schule beendet ist, ohne sich beliebig herumschupsen zu lassen. Deshalb haben sie die unteilbare Siebzehn als neue Grenze festgelegt."

"Was Eltern ja eh egal ist, weil die in ihren Kindern ja meistens dann noch Kinder sehen, wenn die schon dreißig oder mehr sind", versetzte Aurora, der dieses Getue um ihre bald eintretende Volljährigkeit auf die Nerven ging. Sie war froh, das in Hogwarts erleben zu dürfen und sich deshalb nicht auf feierliche Ansprachen des Vaters von Wegen Ernst des Erwachsenenlebens und Traurigkeitsbekundungen der Mutter einrichten zu müssen, von wegen wie schnell doch die Zeit verstrich und das "ihr Baby" jetzt ganz alleine in der Welt zurechtkommen müsse, aber im Hinterkopf daran dachte, dem "Baby" möglichst viel aus der Hand zu nehmen, wenn die Gelegenheit dazu bestand. Sie richtete sich darauf ein, daß sie auch dann noch "Prinzesschen" und "Kind" genannnt werden würde, wenn sie selbst mit einem Kind im Bauch herumlief, egal wann das sein würde.

"Ich verspreche euch, daß ihr von Professor Dumbledore oder sonst wem in Hogwarts keine Klagen hören werdet, von Snape und seiner hochnäsigen Bagage mal abgesehen."

"Professor Snape", korrigierte ihr Vater sie. Doch ihre Mutter sah ihn kopfschüttelnd an und sagte:

"Wie gesagt mußt du dann, wenn du volljährig bist alles was du tust dahin abklären, wem du wofür verantwortlich bist. Das ist wichtig für deine Zukunft, wenn sich andere Leute darauf verlassen müssen, daß du das richtige tust, ob Kollegen, Familienangehörige, ja deine eigenen Kinder, die du ja mal hoffentlich haben wirst und andere, die dir im Leben über den Weg laufen." Aurora seufzte. Die von ihr erhoffte Gelegenheit, sich nicht väterliche Ratschläge und mütterliche Besorgnisbekundungen anhören zu müssen war wohl nur ein Wunschtraum gewesen. Zumindest würde sie das an ihrem Geburtstag nicht zu hören kriegen, noch dazu vor allen Gästen, von denen ja einige wie Eunice und Dorian dann auch siebzehn sein würden.

Immerhin beließen ihre Eltern es bei diesen kurzen Ansprachen. denn sie wollten sie nicht unnötig gegen sich aufbringen, und Auroras graugrüne Augen, die sie von ihrem Vater geerbt hatte, verrieten deutlich, daß ihr zu viel gut gemeinte Ratschläge so sehr auf die Nerven gehen würden, daß sie sie nicht mehr hören würde.

Am nächsten Tag brachte Regina Dawn ihre Tochter zum Zug und wünschte ihr ein schönes, erfolgreiches Restschuljahr und viel Glück bei ihrer Apparierprüfung.

"Lang lang lebe Liverpool,
Liverpool, Liverpool.
Keine and're Mannschaft ist so cool
wie der erste FC Liverpool!" Hörte Aurora Roy singen. Offenbar saß er mit Bruster zusammen und ärgerte ihn wieder mit seiner Fußballmannschaft, die Bruster nicht ausstehen konnte.

"Am besten klärst du das mit deinem dem Unnennbaren von der Schippe gesprungenen Klassenkameraden, daß wir hier nix mit seiner blöden Einballsportmannschaft zu tun haben wollen", knurrte Tonya Rattler, weil sich einige Slytherins amüsiert und teilweise befremdet in die Richtung drehten, wo der Gesang herkam. Aurora, sonst alles andere als gewillt, einen Rat von Tonya Rattler zu beherzigen, nickte ihr jedoch zu. Sie ging durch die Wagen und suchte Roy Fielding auf, der mit Dina, Bruster und Mortimer, sowie Tim Preston und Jim Frederics aus der dritten Klasse ein Abteil bevölkerte. Jim trug wie Roy einen Schal mit den Farben des 1. FC Liverpool.

"Ach, die Anstandshexe", sagte Roy Fielding. Jim grinste.

"Wir feiern die bald stattfindende Meisterschaft der Roten, der aus Liverpool meine ich."

"Habe ich gehört. Meine Vertrauensschülerkollegin aus Slytherin hätte mir ja schon fast den Umhang vollgekübelt", versetzte Aurora und schloß die Tür. Wenn Tonya ihre Bemerkung gehört hatte, dann sollte die sich ihren Teil denken.

"Wenn die wüßte, wie oft ich das Kotzen kriegte, wenn ich die nur weit weg höre", knurrte Roy. Dann zeigte er Aurora einen Ring am linken Ringfinger. Dina lächelte und hielt ihr ebenfalls die linke Hand hin, wo der gleiche Ring am Finger steckte.

"Dumbledore will seinen alten Freund Logophil Nodberry bitten, uns beide zu trauen, wenn das Schuljahr um ist", verkündete Dina stolz.

"Häh, wen?" Fragte Aurora Dawn.

"Logophil Nodberry, ein Zeremonienmagier aus Devon", sagte Dina. Roy meinte:

"Den müßtest du doch kennen, Aurora. Der soll doch sehr viele Ehepaare getraut und altehrwürdige Zauberer zur letzten Ruhe gebettet haben. Nachdem was Dinas Opa, bei dem ich mit ihr war erzählt hat, feixen die sich gegenseitig was vor, wer von beiden wem die letzte Ehre erweisen darf."

"Ach du Schneckenschleim", meinte Bruster dazu. "Dann muß der ja mindestens so viele Sommer lang geschwitzt haben wie Daddy D."

"Mindestens", Bekräftigte Roy mit einer weit ausladenden Armbewegung.

"Außerdem schreibt er Bücher über Zaubereigeschichte und Zauberkunst anderer Völker", wußte Dina noch einzubringen. Aurora, die sich nicht dumm vorkommen wollte meinte dazu, daß ihre Oma den mal erwähnt hatte, sie aber nicht mehr wisse, was der genau mache. Dann bat sie die beiden Liverpool-Fans, ihre Freude an der vielleicht bevorstehenden Meisterschaft etwas leiser zu bekunden.

"Ganz in meinem Sinne", sagte Bruster. "Abgesehen davon, das ManU denen die Suppe noch versalzen kann."

"Vorher gewinnen die Hufflepuffs den Quidditchpokal", versetzte Roy

"Das ist ja schon um zwei Ecken, Mensch. Aber Manchester kann es noch bringen", sagte Bruster.

"Nix gibt's", sagte Jim dazu. Bruster sah ihn böse an, doch Aurora sah ihn noch böser an und sagte:

"Wenn ihr euch hier zu zanken anfangt wegen dieses langweiligen Ballgetretes nehme ich einen von euch mit und übergebe den in die Aufsicht von Tonya Rattler."

"Au ja, dann gibt's ein Wettkübeln", feixte Roy. "Die kann mich nicht ab, und die kann ich nicht ab."

"Aurora hat recht", mischte sich nun Mortimer ein. "Eure Balltreterliebe ist doch für echte Zauberer das pure Schlafmittel. Quidditch heißt das Spiel, und mein netter Vetter weiß das auch ganz genau."

"Ey, wenn wir unsere Apparierprüfung bei Doktor Dreierregel packen könnten wir in den Ferien ja Apparierfußball spielen, eins gegen eins", sagte Bruster.

"Ihr seid nicht ganz dicht", stöhnte Mortimer, während die jüngeren amüsiert grinsend zuhörten. Dina nickte Mortimer zustimmend zu.

"Ich denke, wenn Mr. Nodberry uns beide verheiratet, Roy, dann suchen wir uns eine schöne Wohnung in Hogsmeade oder ein Wohnappartment in der Winkelgasse, um ohne diesen langweiligen Krempel auszukommen."

"Ei, die Dame baut schon das Nest", lästerte Bruster.

"Ey, Zoff gefällig, Bruster?"Fragte Roy mit drohend erhobener Faust.

"Ich stell das nur fest", sagte Bruster. Dina knuffte ihm ziemlich verärgert in die Seite. Doch Bruster war hart im Nehmen und ließ sich nicht aus der Fassung bringen.

Die Tür ging auf, und Anne aus Tims und Frederics Klasse blickte herein.

"Huch, da seid ihr. Ach neh, Liverpool. Die werden dieses Jahr wieder Meister? Langweilig", sagte die Drittklässlerin. Dann fragte sie, ob die beiden Jüngeren zu ihnen aus der Dritten von Hufflepuff und Ravenclaw kommen wollten. Tim meinte, daß es hier doch gerade richtig lustig sei. Aurora meinte dazu:

"Das ist gleich vorbei. Bruster, ich denke, die Schulsprecher vorne wollten noch mal mit dir was besprechen."

"Ach, die alte Leier. Ich geh hin. Ist Klotzweib Rattler denn auch bei denen?"

"Die war hinter mir im Gang. Könnte sein, daß du der über den Weg läufst."

"Wenn der Zug anfährt apparier ich von hier aus. Kriegt keiner mit", sagte Bruster mit einem nicht ganz so ernst gemeinten Unterton. Doch Aurora ging nicht darauf ein. Sie grinste ihrerseits und sagte nur:

"Autonome Bewegungssysteme. Schönen Gruß von Doktor Dreierregel."

"Klar, dann verbeamst du dich nämlich, wenn du aus einem sich bewegenden Fahrzeug in ein anderes sich bewegendes Fahrzeug reinwillst."

"Nicht ein anderes, sondern dasselbe, Roy", meinte Bruster, ihn berichtigen zu müssen.

"Ist aber egal, weil du beim Apparieren immer relativ stillstehend zu der sich unter dir drehenden Erde ankommst. Will sagen, du würdest still auf dem Punkt stehen, an dem der Zug gerade wäre. Dummerweise würde aber genau da, wo du gerade stehst etwas mit achtzig Sachen unter dir wegrutschen, bevor du dich richtig festhalten kannst. Das ist völlig egal, in welcher Richtung das Fahrzeug gerade unterwegs ist, Bruster. - Ich fürchte, wir müssen noch bis Ende August warten, bis wir das Apparier-Fußballspiel machen können, wenn du in der Theorie schon so abkackst", gab Roy seinem Klassenkameraden mit schadenfrohem Grinsen mit.

"Wenn du nicht schon einer wärest, würde ich sofort einen aus dir machen, wenn McGonagall uns zeigt, wie das Geht, du Arsch mit Ohren", schnaubte Bruster. Aurora sah Bruster sehr kritisch an. Sie wollte schon ansetzen, was zu seinem Auftritt als Vertrauensschüler zu sagen, schluckte es jedoch hinunter. Sie hatte keine Lust, Bruster auch noch eins reinzuwürgen. Außerdem hatten Jungs das zwischendurch nötig, sich gegenseitig anzuraunzen. Mußte was mit den Hormonen oder wie diese Botenstoffe hießen zu tun haben. Die jüngeren Mitschüler lachten jedoch über die beiden. Anstatt Aurora fühlte sich Mortimer berufen, was zu seinem Cousin zu sagen:

"Ey, Bruster, lass dich doch nicht von Roy in Rage quatschen. Sicher stimmt das mit dem relativen Stillstand zur Erde, aber dich damit hier vor den Kleineren vorzuführen wie einen Esel, da mußt du dem nicht auch noch zeigen, daß dich das annervt."

"Ach du großer Mist, du auch noch", knurrte Bruster. Dann nickte er bleiern. Aurora meinte noch:

"Leute, klärt euren Krempel, wenn es nötig ist. Wenn ihr dafür Publikum braucht, dann nehmt auch Eintrittsgeld, damit sich das auch lohnt! Ich habe aber keine Lust, dem weiter zuzuhören. Nur eins, Bruster muß nach vorne, so oder so."

"Dann muß ich wohl", knurrte Bruster und erhob sich. Der Zug fuhr gerade um die Kurve vom Bahnhof weg, und er wäre Mortimer fast auf den Schoß gefallen, während Aurora sich am Türgriff festhielt.

"Ey, das wäre noch spaßiger geworden, wenn du aus der Kurve heraus disappariert wärest", meinte Roy noch zu Bruster. Dieser knirschte mit den Zähnen, sagte aber nichts. Aurora wartete, bis er durch die Tür war. Sie schaute sich um. Tonya war offenbar in einem Abteil. Sie tätschelte Bruster völlig arglos den Rücken und sagte leise:

"Ich fürchte, Roy braucht das, um vor Dina nicht als Schwächling oder Idiot dazustehen. Lass dich nicht davon zu irgendwelchen Sachen hinreißen! Du bist ja auch Vertrauensschüler. Was wir machen wiegt bei den Lehrern doppelt oder dreifach."

"Ich weiß, Aurora", zischte Bruster. "Aber ich kann dem ja nicht andauernd mit Punktabzügen kommen. Der zieht uns dann echt voll ins Minus runter."

"Hat ja auch keiner von dir verlangt", zähneknirschte Aurora zurück. "Ich wollte nur sagen, daß Roy das wohl nötig hat, um sich vor Dina gut aufzuplustern wie ein Gockelhan."

"Kikereki! Wenn die Henne schon gackert, wo sie ihre Eier hinlegen will kein Wunder", schnaubte Bruster, während er auf dem Weg zum vordersten Abteil war. Aurora sagte dazu nichts. Ihr ging es auf die Nerven, daß sie immer wieder diese beiden rauflustigen Kerle zur Ordnung rufen sollte, von denen der eine auch Vertrauensschüler war.

Bei Petula und den Hufflepuffs der sechsten Klasse fand Aurora ein wenig Erholung.

Als sie wieder nach vorne ging, kam ihr Bruster entgegen. Sie fragte ihn, was das Schulsprecherpaar denn gewollt habe.

"Die wollten nur wissen, ob ich Probleme mit der Rattler und Calahan habe. Die beiden müssen was rausgelassen haben, ich hätte Dumbledore und McGonagall was gesteckt, daß die kleinere Mitschüler aus anderen Häusern herumgeschupst hätten und so."

"Was zum Teil ja auch stimmt", knurrte Aurora. "Aber trotzdem müssen wir das dann in deren Anwesenheit diskutieren, damit die Lehrer sich ein Urteil bilden können, wenn sie sich dazu äußern."

"Ist mir auch klar. Genau das habe ich denen halt gesagt. Mehr nicht", sagte Bruster. "Ich denke auch, daß Rattler & Co. mir einen reinwürgen wollen, damit die mich jetzt, wo Lord Unnennbar weg ist doch noch von der Schule werfen können. Aber damit komme ich klar."

"Wie du meinst", sagte Aurora und ging nach vorne. Im Vertrauensschülerabteil saß nur Eunice Armstrong und sah auf ein Wollknäuel, in dem zwei Stricknadeln von alleine herumklapperten.

"Hallo, Aurora. Zoff mit Roy und Genossen?" Fragte sie frei heraus. Aurora nickte halbherzig. Sie starrte auf das Wollknäuel.

"Jetzt habe ich es endlich raus, wie man die Nadeln richtig behext, daß die ein Muster stricken können."

"Ja, aber das brauchen wir doch nicht. Wir können uns doch die Sachen fertig hinzaubern", sagte Aurora.

"Ich habe gelernt, daß aus dem Nichts beschworene Wollsachen nicht lange halten. Daher wollte ich das lernen, Sachen mit Zauberkraft zu stricken", sagte Eunice. "Früher habe ich von Hand gestrickt. Ist 'ne schöne Entspannungs- und Konzentrationsübung. Einer meiner Großväter sagt, das sei für Frauen das, wofür Männer zum Angeln gehen."

"So'n Hobby sollte ich mir dann besser auch zulegen", grummelte Aurora. "Quidditch ist zwar schön und aufregend, aber auch schnell und gefährlich."

"Musik ist auch was feines. Aber mit den Zauberkräutern hast du doch auch was, was dich gut entspannt."

"Stimmt", pflichtete Aurora der Gryffindor bei. Dann unterhielten sie sich noch über die Ferien und daß Aurora sie und Dorian zum siebzehnten Geburtstag einladen wolle und von ihren Eltern einen Raum in Hogwarts beschrieben bekommen hätten, wo man viele Leute unterbringen und gleich die richtige Partydekoration bereithaben könnte.

"Der Raum der Wünsche", sagte Eunice. "Gute Idee. Am besten feier ich da auch meinen Selbstbestimmtheitstag. Ich schicke dann Einladungen raus, so Ende April."

"Vorausgesetzt ich putze nicht vorher euren Hüter mit mehr als zehn Toren ab", erwiderte Aurora. Eunice lachte.

"Selbst dann würde ich die einladen, die ich gerne um mich habe, auch wenn sie Ravenclaws sind. Aber ich fürchte eh, daß ihr den Pokal abgeben dürft. Wenn ihr nicht wollt, daß Snape den bei sich in sein Büro zu den ganzen Zaubertranksachen stellt, die er unter Verschluß halten muß, dann gönnt ihn lieber Professor McGonagall!"

"Das werden wir sehen", sagte Aurora.

Wieder zurück in Hogwarts aßen sie alle reichlich zu Abend. Sie wußten, daß sie nun wieder in den anstrengenden Trott verfallen würden, besonders die ZAG- und UTZ-Schüler.

__________

Wie im letzten Jahr auch mußte Aurora die ZAG-Schüler daran erinnern, daß angebliche Gehirnverstärker nicht erlaubt waren und daß die anderen Vertrauensschüler da sofort hinterhaken würden, wenn aus Ravenclaw irgendwas in Umlauf gebracht würde. Innerlich war sie nun voll auf drei Dinge konzentriert, die sie unbedingt hinbekommen mußte: Das Spiel gegen Gryffindor möglichst gut zu spielen, selbst wenn die Gefahr bestand, daß die Slytherins am Ende den Pokal mitnehmen durften, ihren Geburtstag vorzuplanen, ohne das Leute wie die Rattler das mitbekamen und ihr da dummkamen und danach die Apparierprüfung zu schaffen. Daß sie dann noch die Jahresendprüfungen hinbekommen mußte war ihr zwar klar, aber im Moment nicht das wichtigste. Nächstes Jahr würde sie den Ernst der UTZ-Endprüfungen früh genug zu spüren kriegen. Wer würde dann noch nach den Noten der sechsten Klasse fragen?

Roy und Dina liefen nun wieder Hand in Hand durch das Schloß, zumindest dann, wenn kein Slytherin von Snape abwärts in der Nähe war. Offenbar fühlte sich Dina wieder richtig wohl in Roys Nähe. Morpuora und ihre Töchter waren wohl doch zu abwegige Konkurrentinnen gewesen. Aurora freute sich, daß die beiden im Sommer heiraten würden. Ein Ehepaar in der siebten Klasse, das konnte noch interessant sein wegen der Unterbringung.

Mittlerweile konnten Petula, Miriam und auch Dina ziemlich gut Französisch. So sprachen sie abends im Schlafsaal vor dem Zubettgehen in der fremden Sprache über das, was sie am Tag erlebt hatten. Miriam meinte, ob Aurora nicht doch mal diese Madame Dusoleil in Frankreich eigenhändig Anschreiben wollte. Aurora antwortete darauf, daß sie ihr nach ihrem siebzehnten Geburtstag schreiben wolle. Sie wolle ihr dann mitteilen, wie gut die Kräuterkundeprüfung abgelaufen sei.

__________

"Das letzte Spiel der Saison und alles ist noch drin, werte Zuschauer!" Rief Jodocus Barkley begeistert. "Hat Slytherin den Pokal doch schon sicher, und Ravenclaw und Gryffindor wissen das noch nicht? Oder kann Gryffindor, das gegen Hufflepuff eine überwältigende Vorstellung hingelegt hat dem Erzrivalen noch die Tour vermasseln? Wir werden's gleich erleben. Denn soeben wirft Madame Hooch den Quaffel hoch! Das Spiel ist im Gang! Das Finale des Schuljahres 1982-83, Das erste Jahr in Frieden und Ruhe. Und da ist der Stern der Ravenclaws schon am Quaffel, hat Heatherbloom wieder mit ihrer gefürchteten Doppelachse ausgetrickst. Ist jetzt schon auf halbem Weg zum Tor. Sie hat ja den verbesserten Nimbus 1500 ... Und der Quaffel fliegt über den mittleren Ring! Was war das denn? - Aber Abschlag. Möglichkeit für Gryffindor zum Gegenstoß. Der soll von Heatherbloom angesetzt werden ... kommt aber nicht über die Feldmitte, weil Preston, der bereits gut eingespielte Treiber Gideon Heatherbloom den Klatscher in den Weg ... Dawn wieder am Quaffel. Gibt ab zu Acer. Die wieder zu Dawn. Was wird denn das jetzt? Dawn läßt sich zurückfallen, weil beide Klatscher gerade böse auf sie zugeflogen kommen. Ja, Taktik und Durchsetzungsvermögen sind sehr gut bei Aurora Dawn aufgehoben. Die kann jetzt über den nächsten Klatscher drüber. Schöner Springfeld-Sprung! Huch, schreibt die echt ein Z in die Luft? Da ist sie wieder vor dem tor von Gryffindor! Und der Quaffel ist durch den rechten Ring! Tooor!

"Danke, Dawn, wir liegen weiter vorn!" Sangen die Slytherins.

"Mal sehen wie lange ihr das singt", dachte Aurora Dawn und hielt wieder drauf. Bruster Wiffle kam zusammen mit Tim Preston als Rückendeckung angeflogen. Aurora warf ab auf Vivian und wartete, ob die sich eine gute Wurfposition erfliegen konnte. Die Zweitklässlerin war ein Talent auf dem Besen.

"Acer immer noch mit dem Quaffel, soll's wohl selber machen. Läßt sich nicht abdrängen. Heatherbloom kreuzt vor dem Tor. Will wohl seinem Hüter helfen, der den Treffer von eben nicht ganz verdaut hat. Warum auch? Gryffindor will den Pokal haben und muß mindestens noch dreihundert Punkte holen. Acer wirft! Abgewehrt! Quaffel bei Dawn, die wirft sofort! Toor! Das war wohl zu knapp abgeschlagen, hochgeehrte Zuschauer. Doch jetzt wollen die Gryffindors es wissen. Nein, so nicht!" Heatherbloom hatte Vivian grob von der Seite angerempelt und sie so gehindert, den Abschlag anzunehmen. Die Schiedsrichterin verhängte einen Strafwurf für Ravenclaw. Vivian kam zu Aurora. Diese schüttelte den Kopf.

"Mach den rein, Vivian!" Rief sie ihr zu. Vivian ging in Stellung, wackelte und schlenkerte einige Sekunden synchron mit dem Hüter, der dann, als sie einen Wurf antäuschte nach vorne schnellte. Sie drehte sich ein wenig nach links und pfefferte den roten Ball durch den von sich aus linken Ring, gerade als der Hüter erkannte, daß er verladen worden war.

"Wer hat denn der das beigebracht?" Fragte Bruster, der neben Aurora gewartet hatte.

"Ich war's nicht. Strafwürfe hätten wir noch proben sollen."

Eine Tortänzerin unter der Sonne. Das war wohl eine schöne Schau. Doch Gryffindor will das nicht auf sich sitzen lassen. Kommen jetzt mit allen Jägern über die Feldmitte. Beide Klatscher voraus, sollen Wiffle, Acer und Dawn blockieren. Aber Dawn schreibt eine waagerechte Acht in die Luft. Alle Achtung! Hat den Quaffel um Heatherbloom herumgespielt. Kommt jetzt wieder ziemlich nahe vor die Ringe .. Uiuiuiui, da hätte es sie fast von unten vom Besen gehoben!" Ein Klatscher war von einem der Gryffindor-Treiber nicht waagerecht, sondern schräg von unten gespielt worden. "Jetzt Gryffindor im Quaffelbesitz. Heatherbloom zieht durch! Hat keine Angst, der Bursche! Ist vor dem Tor und wirft! Tooor! Zehn zu zwanzig für Gryffindor."

"Danke Dawn! Wir bleiben weiter vorn!" Sangen die Slytherins wieder. Sie sangen es noch lauter, als Aurora zwei weitere Tore schoss. Doch dann holten sich die Gryffindors mit vier Toren in Serie einen Vorsprung heraus. Ab da folgte ein offener Schlagabtausch. Offenbar hatten sich die Mannschaften während des Spiels darauf festgelegt, auf Punktgewinn zu spielen. Zwar sah es für die meisten Zuschauer so aus, als erkämpften sie ihre Torrchancen. Doch als die Gryffindors nur noch ein Tor schießen mußten, um Slytherin einzuholen, verstummten die Danke-Dawn-Gesänge. Vor allem als die nun um ihren schönen Vorsprung bangenden Slytherins sahen, daß die Sucher locker über dem Feld flogen, ohne groß nach dem Schnatz zu suchen wurde ihr Unmut zur Gewißheit.

"Wenn ihr nicht sucht werdet ihr verflucht!" Skandierten die Anhänger Slytherins, als Gryffindors Mannschaft gerade wieder den Quaffel hatte. Karin Meridies stieß gerade hinab, um anscheinend den Schnatz zu jagen. Ihr Gegenspieler folgte ihr. Dabei unterbrachen sie den Angriff auf das Tor der Ravenclaws. Doch Karin hatte keinen Schnatz gesehen und kehrte wieder auf ihre Höhe zurück. Statt dessen erzielte Aurora Dawn ein weiteres Tor. Die Slytherins sangen wieder ihr Spott-Lied auf sie und die Gryffindors. Da sauste etwas goldenes an Auroras Kopf vorbei, flitzte an einem Klatscher vorbei, den Tim gerade geschlagen hatte, um Heatherbloom zu blockieren. Doch der Sucher der Gryffindors war genau über dem Schnatz, stürzte sich senkrecht nach unten, wäre fast in den Klatscher hineingerasselt, wedelte ein wenig nach rechts, um den Schnatz nicht mit der Besenspitze zu treffen und klatschte seine linke Hand auf den Stiel. Silberne Flügel schwirrten zwischen seinen Fingern. Doch der Besen stieß gefährlich nach unten, würde sich in zwei Sekunden in das Feld hineinbohren. In dem Moment warf sich der Sucher herum und schlug einen Salto Rückwärts. Er brachte den Besen knapp zwei Meter über dem Boden in die Waagerechte, bremste die Fahrt und landete zeitgleich mit dem Schlußpfiff. Gryffindor hatte 140 Punkte mehr als Slytherin erspielt, und Ravenclaw war Ppunktgleich mit diesen. Das lange Spiel um viele Punkte war entschieden. Dieses Jahr ging der Pokal nach Gryffindor. Doch die Ravenclaw-Anhänger klatschten der siegreichen Mannschaft Beifall. Denn slytherin hatte den Pokal wieder nicht bekommen.

"Ihr habt das Spiel geschoben!" Rief einer der Slytherins aus der vierten Klasse. Doch keiner hörte darauf, daß die Slytherin-Anhänger buhten.

"Wir feiern trotzdem", sagte Mortimer Swift zu seinen Mannschaftsmitgliedern und Fans.

"Ja, aber den Wundervulkan von Filibuster stellen wir dann erst nächstes Jahr auf, wenn wir Flitwick den Pokal zurückbringen", sagte Bruster.

Unter großem Jubel übergab Dumbledore dem Kapitän der Gryffindors den Quidditchpokal. Professor McGonagall strahlte, als ihr Flitwick fair und auch lächelnd gratulierte. Snape sah etwas bedröppelt aus. Er starrte Flitwick böse an, als sei der Schuld daran, daß Gryffindor den Pokal gewonnen hatte. Doch der wesentlich ältere Professor Flitwick kümmerte sich nicht um den vorwurfsvollen Blick des noch ziemlich jungen Kollegens.

"Na, morgen wieder Nachholstunde?" Fragte Roy Fielding, als er mit Dina, Petula und Miriam vom Apparierkurs zurückkehrte.

"Ja, machen wir. Aber diesmal ohne Riesenbaum auf dem Rückweg", sagte Bruster überzeugt.

"Angeber, du warst ja da nicht mit", knurrte Roy. Mortimer meinte dazu:

"Du aber auch nicht, Roy."

"Okay, war nicht gut", meinte Roy. Der hatte schließlich auch einiges hinter sich, worüber man ihm gegenüber nicht dumm reden sollte.

"Ihr habt nachher wieder Konferenz?" Fragte Mortimer Bruster. Dieser nickte und grinste.

"Bin ja mal gespannt, wie Rattler und Genossen drauf sind, vor allem Snape."

"Wir haben den Pott nicht gewonnen. Wir sind da ganz unschuldig, daß die Schlitterreins blöd aus den Umhängen kucken dürfen", feixte Mortimer. Sicher, er hätte sich mehr gefreut, wenn sie den Pokal noch ein Jahr bei Flitwick hätten besuchen dürfen. Aber zumindest mußte der sich nicht in Snapes kleiner Privatvorratskammer vor Krokodilherzen, Baumschlangenhäuten oder dergleichen gruseln.

"Wir haben genauso viel Punkte zusammengespielt wie die giftgrünen Gangster", sagte Bruster. "Sind die jetzt Platz zwei oder wir?"

"Gute Frage, stell die doch Dumbledore bei eurer Konferenz!" Schlug Roy vor. Aurora meinte dazu:

"Die Gryffindors hätten uns noch ein Tor schießen lassen müssen, dann wäre es klar. Mal sehen, ob wir uns den zweiten Platz mit denen teilen müssen."

"Gibt's da keine Sonderregeln, von wegen Hauspunkte mit einbringen oder so?" Fragte Tim Preston. Aurora überlegte. Sie hatte zwar schon davon gehört, daß einer Mannschaft erspielte Punkte aberkannt werden konnten, aber trotz der Fouls, die Slytherin in den letzten Jahren so begangen hatte war denen das nicht passiert.

"Im Fußball gibt's eine Medaille für faires Spiel. Wir haben fairer gespielt als die Gryffindors und Slytherins. Vielleicht kann man da was drehen."

"Das ist genial", fand Roy "Ja, genau, Bruster und Aurora, macht das mit Dumbledore klar, ob sowas eingeführt wird!"

"Dann wohl erst nächstes Jahr", sagte Aurora. "Ein laufendes Turnier durch so'ne Regel zu beenden wäre ja selbst unfair, wenn keiner mehr zeigen kann, wie fair er oder sie spielen kann."

"Das heißt, wir müssen im selben Bett mit diesen Slytherins über den Sommer kommen. Mist aber auch!" Fluchte Roy.

"Snape könnte behaupten, die hätten immer besser gespielt, und das Spiel gegen uns sei nur ein Zufall gewesen."

"Im Fußball werden bei Punktegleichstand die Torverhältnise gezählt, also wieviele Tore eine Mannschaft in der Saison geschossen und kassiert hat. Tordifferenz heißt das. Wenn die bei einer Mannschaft besser ist, die also mehr Tore geschossen als gefangen hat ..."

Flitwick trat in den Gemeinschaftsraum der Ravenclaws ein und sah sich um. Er schien zu überlegen, mit wem er jetzt reden sollte und strahlte dabei, als wolle er jemandem eine frohe Botschaft überbringen. Dann sah er Mortimer Swift und eilte auf ihn zu. Alle machten ihm Platz.

"Sie suchte ich. Ah, die Mannschaft ist ja noch bei Ihnen", flötete er vergnügt. "Ich möchte Ihnen mitteilen, daß auf Grund der Punktestände, die einen rein rechnerischen Gleichstand zwischen Ihnen und Slytherin ergaben geprüft wurde, wie viele verschuldete Freiwürfe es gegen Sie und gegen die Slytherins gab. Das ist eine Regel, die vor zweihundert Jahren von Dilys Dervent eingeführt wurde, weil da Gryffindor und Hufflepuff gleich auf lagen und es sogar um den Pokal ging. jeder Freiwurf gegen die Mannschaft verringert den Gesamtpunktestand um einen Punkt. Da Slytherin in der nun erfolgreich abgelaufenen Saison insgesamt zwölf Freiwürfe gegen sich verschuldet hat werden folglich zwölf Punkte abgezogen. Da Sie, meine Damen und Herren, in der abgelaufenen Saison keinen einzigen Freiwurf verschuldet haben bleibt Ihr Punktestand unangetastet. Damit ..."

"Na also!" Rief Tim Preston ungestüm, und alle anderen stimmten in den Jubel mit ein, als hätten sie den Pokal gewonnen und nicht Gryffindor. Flitwick stand für einen Moment betreten da. Doch dann fing er sich und lächelte wieder. Als alle zu Ende gejubelt hatten räusperte er sich und sagte:

"Das heißt also, daß Sie damit in dieser Saison den zweiten Platz einnehmen. Er kann zwar als undankbar bezeichnet werden, zeigt aber auch, daßSie durchaus willens und fähig waren, das Turnier zu gewinnen, und zwar mit fairen Mitteln und hervorragender Technik in Verbindung mit Entschlossenheit und Taktik. Ich gratuliere Ihnen und bedanke mich bei Ihnen für diese großartige, sportliche Leistung, die für alle anderen Ravenclaw-Schüler vorbildhaft ist. Auch wenn ich meiner Kollegin Professor McGonagall den Pokal überlassen mußte freue ich mich zumindest, daß Sie ihn nicht mit unfairen Mitteln zu verteidigen versucht haben. Die meisten von Ihnen hier werden hoffentlich im nächsten Jahr wieder spielen. Das gibt ihnen die Gelegenheit, mir den Pokal noch einmal ins Büro zu spielen. Vielen Dank!" "

Unter Jubel wurde Flitwick aus dem Gemeinschaftsraum verabschiedet.

"Durch wie viele Zahlen ist die Zwölf teilbar?" Fragte Bruster Roy und Tim, die sich zwischendurch als Rechenkünstler hervortaten.

"Öhm, zwei, drei, vier und sechs. Deshalb sind unsere ganzen Zeitmaße ja auf die Zwölf als Basiszahl ausgelegt, mal fünf hast du bei der Zwölf, also dann der Sechzig noch die Zehn, die Zwölf selbst, die Fünfzehn, die zwanzig und die Dreißig als Teiler", sagte Tim.

"Wie viele sind das also?" Fragte Bruster.

"Also bei der Zwölf nur vier und bei der Sechzig insgesamt neun", sagte Tim.

"Die Eins ist kein Teiler?" Fragte Roy herausfordernd.

"Als wenn du das nicht wüßtest", erwiderte Tim ungehalten.

"Ey, pass auf, ich bin ein paar Jährchen älter", sagte Roy.

"Das fällt bei euch Jungs nur nicht auf", meinte Miriam, einen Kommentar dazu machen zu müssen.

"Die auch noch", knurrte Roy. Aurora zog sich zurück. Sollte Bruster diesmal den Schlichter spielen. Doch es passierte nicht mehr.

Am Nachmittag fand die Vertrauensschüler-Lehrer-Konferenz statt. Bruster sah immer wieder zu den sechs Slytherins hinüber, die mißmutig dreinschauten. Dumbledore roch es wohl, daß Bruster die Slytherins ärgern wollte und sagte ganz ruhig:

"Nachdem wir nun das letzte Quidditchspiel der Saison hinter uns gebracht haben besteht kein weiterer Grund mehr für darauf abzielende Animositäten. Ihr habt euren Mannschaften als Spieler oder Zuschauer die Treue gehalten und sie so weit geführt wie es ging." Die Slytherins sahen zu Cynthia Flowers und Dorian Dirkson hinüber und wagten es, ein schadenfrohes Grinsen zu zeigen. Doch Dumbledore sprach weiter: "Daher möchte ich nun, da sich das Schuljahr im Endstadium befindet, auf die Vorbereitungen der Jahresabschlußprüfungen, sowie der ZAGs und UTZs zu sprechen kommen." Das Grinsen verflog. Bruster grinste Tonya an und nickte Cynthia und Dorian zu. Aurora trug eine Maske der Teilnahmslosigkeit zur Schau. Snape hob seine bleiche Hand.

"Herr Direktor, könnte es sein, daß bei der Auslegung der gerade beendeten Quidditchsaison etwas zu früh beurteilt wurde, wer nun den Pokal wirklich verdient hat. Ich meine, Sie haben mit Madame Hooch gesprochen. Aber Sie hätten doch auch sehen müssen, daß die Sucher von Gryffindor und Ravenclaw nicht die Absicht hatten, vorzeitig den Schnatz zu fangen. Sie wollten, daß ihre Mannschaften mehr Gesamtpunkte haben als die von Slytherin. Daher behaupte ich, daß es ungerecht ist, dieses Hinhaltespiel ungeahndet zu lassen und der fleißig spielenden Mannschaft von Slytherin zwölf Punkte abzuerkennen, weil sie unbeabsichtigte Zusammenstöße hatten, die von Madame Hooch in der Hektik des Spiels als Fouls gesehen wurden."

"Severus, wir hatten das schon einmal, daß die Mannschaft Slytherins immer dann gefoult hat, wenn sie in Rückstand zu geraten drohte", zischte Professor McGonagall. Dumbledore sah seinen jüngsten und unbeliebtesten Lehrer wohlwollend an und sagte:

"Ich kann beim besten Willen nicht erkennen, daß die Sucher der beiden Mannschaften absichtlich auf den Schnatzfang verzichtet hätten, was, so die Regeln, nicht verboten ist. Verboten sind jedoch gezielte Schläge mit den Schlägern, Ellenbogenstöße, die wohl kaum als Zusammenstoß gewertet werden können und einiges andere. Madame Hooch schreibt nach jedem Spiel alles wesentliche auf, auch und gerade gegebene Strafwürfe, eben weil sie sich ja mal vertun könnte und dann wissen möchte, ob sie früher anders entschieden hat oder ähnliches. Das wissen Sie, Severus. Deshalb möchte ich Sie bitten, Ihrer Mannschaft für das nächste Jahr viel Erfolg zu wünschen. Die Regel die angewendet wurde ist gerechtfertigt, da wir klare Verhältnisse haben möchten, auch und vor allem bei den Hauspunkten." Damit hatte Dumbledore das angesprochen, was Snape wohl umtrieb. Sicher flossen die Quidditcherfolge in gewisser Weise in die Hauswertung ein. Doch nur die Turniersieger konnten wirklich gut davon profitieren. Er nickte Dumbledore zu. Tonya und ihre Kameraden blickten enttäuscht drein. Schließlich kamen sie auf die nun wirklich wichtigen Themen zu sprechen.

Nach der Konferenz half Aurora Dawn einigen Fünftklässlern bei den ZAG-Vorbereitungen Kräuterkunde, während nebenan Dina mit Vivian und Nelly über Zaubertränke sprach. Roy saß mit Jim Frederics zusammen und freute sich mit dem wohl auf die mögliche Meisterschaft des 1. FC Liverpool. Bruster war in die Bibliothek gegangen, um noch was über den Imperius-Fluch zu lesen. Glaucos hatte angekündigt, sie am Ende des Schuljahres damit zu konfrontieren, wie er sich anfühlte, natürlich mit Dumbledores und des neuen Zaubereiministers Fudge Erlaubnis. Aurora kannte zwar schon die unverzeihlichen Flüche, aber einen davon am eigenen Leib zu spüren jagte ihr manchen Schauer den Rücken hinunter. Tim Preston unterhielt sich mit Anne über Muggelkunde, soviel hörte Aurora heraus. Immerhin hatten die beiden einen großen Wissensvorsprung.

Abends nach dem Essen feierten die Ravenclaws den zweiten Platz in der Quidditchtabelle. Sicher, sie veranstalteten keine große Party wie bei ihrem Sieg letztes Jahr und auch etwas weniger als bei der Party nach dem Sieg über die Slytherins in dieser Saison. Aber sie freuten sich, daß sie ein gutes Turnier gespielt hatten. Um elf Uhr abends machten sie jedoch Schluß. Sie hörten jedoch noch die Siegesfeier aus Gryffindor herüberschallen.

"Na, ob McGonagall denen gleich auf die Bude rückt?" Fragte Roy Bruster, als sie den Abfall von den Tischen und dem Boden aufsammelten. Mortimer hatte zwar gemeint, daß für sowas die Hauselfen da seien. Aber Bruster hatte eingewandt, daß die wohl bei den Gryffindors genug Müll wegzuschaffen hätten. Dann gingen sie schlafen.

Am nächsten Tag trafen sich Aurora, Bruster und Mortimer zur Nachholstunde Apparieren mit Professor Flitwick. Da nur Ravenclaws die Nachholstunde mitmachten übernahm er die vorgegebene Stunde.

"Wie Sie zu meiner großen Begeisterung ja bereits herausgefunden haben ist das Apparieren zwischen zwei Punkten weniger als einhundert Kilometer voneinander entfernt vernachlässigbar schwer oder leicht. Ob Sie zwei Meter überwinden oder einhundert Kilometer ist völlig unerheblich, weil die Hauptkraft ja auf Disapparation und reapparation fällt. Erst ab genau einhundertelf Kilometern macht sich eine zusätzliche Belastung bemerkbar. Woher könnte die rühren? Wweiß das jemand von Ihnen?" Aurora und Bruster hoben die rechte Hand. Flitwick blickte Bruster an und nickte ihm zu.

"111,323 Kilometer entsprechen dem durchschnittlichen Abstand zwischen zwei Längen- oder Breitengraden der Erde, Professor Flitwick. Da die Erde vier Minuten braucht, um sich um einen Längengrad weiterzudrehen rückt der Apparator auch etwas weiter von einem genauen Fixpunkt über der Erdkugel ab. Gleiches gilt für breitengrade, da hier ein relativer Unterschied der Erddrehungsgeschwindigkeit ist, weil sie sich am Äquator relativ gesehen schneller dreht als an den Polen, wo die Drehachse ist, wo also die Drehgeschwindigkeit null beträgt. Insbesondere ist es wichtig, ob jemand von seinem Startpunkt aus weiter westlich oder östlich aparieren will." Aurora überlegte schon, die Hand wieder zu senken. Doch Bruster sagte nicht mehr. Sie reckte den rechten Arm noch einmal ganz nach oben.

"Wollten Sie uns noch was zu der von Ihnen erwähnten Wichtigkeit der Ost-West-Position von Start- und Zielpunkt sagen, Mr. Wiffle?" Fragte Flitwick.

"Das hat was mit der Drehrichtung der Erde zu tun, Sir. Sie dreht sich von Westen nach Osten. Deshalb geht ja die Sonne morgens im Osten auf und abends im Westen unter."

"Haben Sie noch was dazu zu ergänzen, Ms. Dawn?" Fragte Flitwick. Aurora nickte, ließ ihren langsam zu zittern beginnenden Arm sinken und sagte laut und deutlich:

"Warum es bei Entfernungen unter einhundert Kilometern nichts ausmacht, ob es nun zwei Meter oder neunundneunzig Kilometer sind liegt auch daran, daß nach der Studie von Kasimir Rosebridge, der im siebzehnten Jahrhundert das Buch "Lokalisationsprinzipien der Apparation unter Abwägung von Kenntnis und Vorstellung des Zieles" geschrieben hat, der Gedanke an ein näheres Ziel ausreicht, um die Anstrengung für die Apparation dort zu verringern. Rosebridge nannte es den Umgebungsgewissheits-Effekt oder Proximitätsbonus, obwohl dieser Fachbegriff selten noch gebraucht wird. Es geht einfach darum, daß jemand der in einer gewissen Gegend häufiger unterwegs ist ein unbewußtes Gefühl für den zu überwindenden Raum in der Umgebung bekommt. Einige Apparationsforscher vermuteten sogar, daß sich jemand unbewußt am Magnetfeld der Erde entlanghangelt und daher sicherer auf kurzen Entfernungen ist als bei größeren. doch ab einer Entfernung, die dem Abstand zweier Längengrade am Erdäquator entspricht macht sich eben die Position der Standorte zu einem beliebigen Fixpunkt am Himmel bemerkbar. Allerdings können Apparatoren, die an zwei bis zehn bestimmten Orten mehr als zwölf mal appariert sind wieder vom Umgebungsgewißheits-Effekt profitieren, weil sie das verinnerlicht haben, wo sie hinmüssen."

"Klingt ja schön hochtrabend", meinte Mortimer zu Aurora und Bruster. "Aber ich muß beim Apparieren doch nicht an die Entfernung, sondern nur an das Ziel denken. Hat zumindest Mr. Twycross immer wieder gesagt."

"Das ist auch völlig richtig. Sie müssen sich bewußt auf ein Ziel ausrichten und sich bewußt darauf festlegen, dort zu sein, bevor sie sich gemäß der dritten Regel mit Bedacht in das Nichts einfügen, um dort zu erscheinen, wo sie sein wollen. Aber wie Sie ihre Beine bewegen, um in einer bestimmten Richtung mit einer bestimmten Geschwindigkeit zu laufen und dabei unbewußt Kraft aufwenden und nicht jeden genauen Schritt ihrer Beine bedenken müssen kämpfen Sie unbewußt gegen einen Widerstand an, der mit zunehmender Entfernung von Start- und Zielpunkt wächst, unerheblich zwar, weil Sie ja durchaus über tausende Kilometer weit apparieren können, aber doch spürbar. Es kommt auch vor, daß über größere Entfernungen die Zielausrichtung unscharf wird. Sie wissen zwar, wo sie hinwollen und denken unterschwellig auch daran, in welcher Richtung das Ziel liegen könnte, können sich aber bei zunehmender Entfernung dann doch um etliche Meter oder gar Kilometer vertun, wenn Sie das Ziel zuvor noch nicht durch Apparieren erreicht haben. Daher vermeiden es auch geübte Zauberer, interkontinentale Strecken zu überspringen. Nur wenige trauen es sich zu, derartige Entfernungen zu überwinden. Um Ihnen heute das zu bieten, was ihren so weit wie sie geübten Klassenkameraden gestern veranschaulicht wurde werden Sie heute nicht mehr nur im Bereich Hogsmeade apparieren, sondern versuchen, von hier aus in Ihre Heimatstädte oder Wohnorte zu gelangen. Sie bekommen ein spezielles Armband, das einem Überwacher im Apparationstestzenter anzeigt, wo sie gerade sind, sollten Sie es nicht schaffen, am gewünschten Ort zu erscheinen. Von dort, wo Sie ankommen versuchen Sie die Rückkehr an diesen Punkt!" Sagte Flitwick und stellte ein buntes Podest mit einer Fahne auf, die das Wappen von Hogwarts zeigte. Dies sollte als Zielvorstellungshilfe dienen.

die drei Ravenclaws merkten schon bei der Konzentration auf das Ziel, daß es wohl schwer werden würde. Als Bruster mit lautem Knall verschwand und nur seine Fußabdrücke auf der Wiese zurückblieben dachte Aurora, ob sie wirklich schon so gut war. Flitwick gab ihr das erwähnte Aufspürarmband. Sie legte es an und konzentrierte sich. Sie stellte sich die Vorderansicht des Landhauses vor, in dem sie mit ihren Eltern wohnte, wünschte sich mit aller Kraft, jetzt genau dort zu stehen und drehte sich einfach auf der Stelle. Von ihrem Wunsch gezogen brach sie durch die schwarze, stille Enge, die ihren Körper einschnürte und zu ersticken drohte. Dann fühlte sie wieder festen Boden unter den Füßen, konnte frei atmen und sah ...

"Oh, Mum, eine Außerirdische! Die ist dahingebeamt worden!" Rief ein Junge in geflickten Jeans aufgeregt und deutete auf seine Mutter. Aurora erkannte ihn, und er sah nun auch, wer sie war. Der Blick der großen braunen Augen blieb an dem schwarzen Umhang und dem spitzen Hut kleben. "Ey, Mum, das ist ja die Aurora von den Dawns. Die läuft in Zaubererklamotten rum. Die kann zaubern, Mum!"

"Ja, aber das muß niemand anderes wissen", sagte eine freundliche Männerstimme hinter dem Jungen. Onkel Tony war mit zwei Kollegen sehr leise hinter dem Jungen appariert und belegte ihn und seine Mutter mit einem Gedächtniszauber.

"Wolltest du nach Hause, Aurora? Da bist du genau um einen halben Kilometer zu weit südlich angekommen", sagte Tony Priestley. Aurora nickte und bedankte sich bei ihrem Onkel. Dann konzentrierte sie sich auf Hogsmeade und das Podest, wünschte sich, dort anzukommen und verschwand wieder mit lautem Knall.

"Ich dachte, die dürften erst im Mai große Strecken überwinden, Tony", sagte einer von Tony Priestleys Kollegen.

"Die haben ein paar Spitzenkönner in diesem Jahrgang, Clark. Eine Eunice Armstrong, die bereits locker an jedem gewünschten Punkt der Insel auftauchen kann, Bruster Wiffle und Loren Tormentus und auch meine Nichte Aurora, worauf ich sehr stolz bin."

"Genau deshalb müssen wir Überstunden schieben und die Leute vom Zaubereiumkehrkommando mit einspannen, damit wir sofort, wenn jemand von denen in 'ner Muggelgegend auftaucht hinspringen können."

"Dafür gibt uns das Ministerium ja auch Extrageld. - Aber jetzt weg hier, bevor die beiden hier wieder klar sind!" Plopp, plopp, plopp! Die drei Zauberer verschwanden beinahe unhörbar. Der Junge kam als erster wieder zu sich und fragte seine Mutter:

"Habe ich eben richtig gesehen, daß dieses Mädchen mit dem altmodischen Namen auf 'nem Moped vorbeigebrettert ist?"

"Ja, hast du. Offenbar will die vor dem Schuljahresende den Führerschein haben, damit die sich nicht auf achso freundliche Burschen mit Autos verlassen muß, um abends nach Hause zu kommen", sagte seine Mutter.

Aurora Dawn schaffte es zumindest direkt bei dem Podest anzukommen. Mortimer und Bruster waren noch weg.

"Ein halber Kilometer zu weit südlich", berichtete sie Flitwick. "Leute vom APB mußten zwei Muggel gedächtnisbezaubern, um meine Ankunft zu verbergen."

"Erster Versuch, nur einen halben Kilometer zu weit südlich. Jetzt zeigen sie mal, wie gut ihre Kenntnisse von Rosebridges Studie in der Praxis gelten! Versuchen Sie noch einmal, Ihr Ziel zu erreichen!" Forderte Flitwick sie auf. Aurora entspannte sich, dachte erneut an ihr Ziel, wünschte sich immer Stärker, jetzt genau dort zu sein, mit allen Fasern ihres Körpers dort aufzutauchen und drehte sich in die Disapparation hinein. Diesmal ging sie bedächtiger vor, sah Flitwick sofort. Es krachte auch nicht mehr so laut wie eben.

Das Gartentor der Dawns stand offen, als Aurora mit vernehmlichen Knall dort auftauchte. Ihre Mutter stand an einem Beet und begoss die Blumen mit Wasser aus dem Zauberstab.

"Huch, ich dachte, vor den Prüfungen dürft ihr nicht so weit weg!" Staunte sie.

"Zumindest beim zweiten Versuch richtig. Hi, Mum! Flitwick hat uns angewiesen, zu unseren Heimatorten zu wechseln, um Rosebridges Studie und den Meridian-Breitengradwiderstand zu fühlen. Ist schon Anstrengend, merke ich. Als wäre ich gerade hundert Meter gerannt.

Plopp! Tony Priestley erschien mit einem Geräusch wie eine Weinflasche beim Entkorken.

"Hallo, Regina. Wie du siehst testen wir die Asse dieses Jahrgangs. Glückwunsch, deine Tochter ist eins davon. Schon beim zweiten Versuch richtig angekommen. Das haben gestern nur Eunice Armstrong und eine Loren Tormentus geschafft."

"Ich hörte, das Nikes Tochter Eunice bisher keinen Patzer abgeliefert hat", sagte Regina Dawn und lenkte aus Versehen einen feinen aber kalten Wasserstrahl auf ihren Schwager. Dieser wich erschrocken zurück und befühlte seinen Dienstumhang, der gut eingenässt war.

"Vestiseco", sagte er und hielt seinen Zauberstab auf die nasse Stelle. Dann sagte er:

"Wir hatten mit Twycross und euren Hauslehrern vereinbart, daß jeder zehn Versuche macht. Dann geh mal zurück!"

"Ist aber ein bißchen weit weg zum gehen", erwiderte Aurora frech. Ihre Mutter lachte. Dann verschwand das Hexenmädchen ohne große Ansage.

"Hast du es gesehen, wie gut die da schon reinkommt, Regina?!" Freute sich Tony. "Ich hoffe, das Philipp in zwei Jahren genauso gut ist."

"Wenn sie da ankommt, wo sie hinsoll", sagte Regina Dawn.

"Moment", erwiderte Tony Priestley, nahm eine Metallplatte hervor, auf der eine von sich aus leuchtende Karte der Britischen Inseln zu sehen war und deutete auf einen Punkt. "Hogsmeade, Regina", dann tippte er mit dem Zauberstab auf den leuchtenden Punkt, worauf die Karte sich veränderte und eine Ausschnittsvergrößerung zeigte. "Genau da, wo sie losgelegt hat. Die Rückkehr ist immer einfacher als der Hinweg, soweit der große Rosebridge."

"Euer Apparierpapst, Tony, ich weiß", entgegnete Regina Dawn gelangweilt. "Wenn man echt aus allem praktischen eine theoretische Wissenschaft macht vergeht irgendwann der Spaß daran."

"Das sagt eine Arithmantikerin", versetzte Tony Priestley. Bevor seine Schwägerin darauf was sagen konnte war er auch schon wieder weg.

"Du kleiner Feigling", stieß Regina Dawn zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.

"Dieser Junge Mann ist mitten auf dem Lester-Plazt in London aufgetaucht, wo hunderte von Muggeln standen, Professor Flitwick. Ich habe ihn sofort zurückgebracht. Wo ist der dritte Ihrer Kandidaten?"

"Er war schon wieder hier und wollte erneut zu seinem Elternhaus", sagte Flitwick.

"Nun, ich rege an, da dieser junge Mann hier wohl in London wohnt, ihn einstweilen besser noch in anderen Gegenden apparieren zu lassen, um uns nicht unnötig zu überanstrengen", sagte die Hexe.

"Ich wohne da doch in der Gegend", sagte Bruster. "Meine Eltern haben da jetzt ihr Haus hingebaut."

"Nun, wie gesagt untersage ich es Ihnen, bevor Sie nicht Ihre ordentliche Prüfung ablegen in London zu apparieren. Sie können froh sein, daß wir Sie für einen Fehler im Unterricht nicht belangen können. Angenehmen Tag noch!"

"Ihnen auch, Thelma!" Wünschte Professor Flitwick. Die Hexe verschwand mit kaum hörbarem Plopp.

"Lester-Platz, das ist da wo ich wohne. Es hätten nur zehn Meter gefehlt und ich hätte meiner Mutter auf den Füßen gestanden", sagte Bruster aufgeregt vor Enttäuschung und Wut.

"Entspannen Sie sich erst einmal, Mr. Wiffle! Sie werden sonst nur noch Fehler machen, und das wollen Sie ja nicht."

"Wo ist denn mein netter Vetter Mortimer?" Fragte Bruster.

"Hmm, der sollte an und für sich ..." Peng! Mit einem Schlag wie von einem dicken Knallkörper erschien Mortimer links neben Aurora.

"Ey, du hättest mir fast auf die Füße getreten als du hier ankamst", sagte sie leicht erschrocken. Dann sah sie Flitwick an. Er nickte ihr zu, daß sie weitermachen durfte. So verschwand sie nach einigen Sekunden Konzentration, diesmal sogar noch etwas leiser als eben.

"Du wirst immer leiser, wenn du hier ankommst", sagte Regina Dawn, als ihre Tochter schon wieder vor dem Gartentor apparierte.

"Ich glaube, ich habe das jetzt raus, wie ich den Krach und auch die Zielgenauigkeit regeln kann", sagte Aurora. "Es kommt auf die Wucht an, mit der ich mich drehe. Wenn ich zu heftig reindrehe, kracht es lauter. Mortimer ist eben wie ein Kanonenschlag bei uns angekommen."

Tony Priestley erschien wieder und notierte sich was. Dann grinste er.

"Hat Thelma deinen Mannschaftskameraden Bruster zurückgebracht? Ich hörte, der hätte alle Vergissmichs des Ministeriums aufgescheucht."

"Kein Kommentar", sagte Aurora. Ihre Mutter lachte. "Ich komme wohl noch sechs Mal her. Jetzt geht das immer besser. Rosebridge hat doch recht." Sie winkte ihrer Mutter zu und verschwand nach drei Sekunden Konzentration wieder. Ihr Umhangsaum schien innerhalb eines Lidschlags mit der Luft zu verschmelzen, und der Knall wie von einer Magnum-Champagnerflasche untermalte die in die von ihr hinterlassene Leere zurückstürzenden Luftmassen.

"Ich glaube, du mußt jetzt nicht jedesmal hinter ihr herspringen, Tony", sagte Regina Dawn.

"Das kann ich leider nicht verfügen. Ich muß hinter den mir zugeteilten Apparierschülern herspringen, um sicherzustellen, daß sie nicht doch irgendwo ankommen, wo ihr Erscheinen unliebsame Hektik auslöst. Und tschüs!" Er verschwand wieder, um für Auroras nächsten Sprung bereit zu sein.

Bruster durfte nur noch in Hogsmeade und der unmittelbaren Umgebung herumapparieren. Einmal fragte er Flitwick, was mit ihm passieren würde, wenn er versuchte, nach Hogwarts überzuwechseln.

"Das würde Ihnen sehr schlecht bekommen. Bestenfalls prallen Sie nur ab und landen etwas orientierungslos wieder hier. Schlimmstenfalls erleiden Sie beim Zurückprallen einen heftigen Nervenschock und müssen ins St.-Mungo-Hospital und dort wohl für eine Woche stationär behandelt zu werden. Das wäre ein wenig kostspielig, abgesehen davon, daß Sie dann eine Woche Unterricht versäumen würden. Ich empfehle es Ihnen also dringend, nicht in Hogwarts apparieren zu wollen", sagte der Lehrer ruhig. Aurora und Mortimer pendelten derweil immer entspannter zwischen ihren Wohnorten hin und her. Doch ihnen war anzumerken, daß es sie körperlich auszehrte. Als Aurora nach dem letzten Apparieren ziemlich erschöpft zurückkehrte sagte Flitwick: "Sie bleiben jetzt bitte hier, Ms. Dawn! Mr. Swift darf noch einmal." Als Mortimer dann ebenfalls zurückgekehrt war sagte der Lehrer:

"Nun gut, Sie haben bewiesen, daß sie bereits über mehr als hundert Kilometer apparieren können. Was Mr. Wiffle angeht, so muß ich mich bedauerlicherweise an die Anweisung von Mrs. Moonbeam halten und ihn einstweilen nicht in seine Heimatstadt apparieren lassen, bis er seine Zielsicherheit verbessert hat und die Prüfung ablegen kann, wie Sie auch, Ms. Dawn und Mr. Swift."

"Ich werde erst im Juli siebzehn", sagte Bruster. "Dann kann ich ja noch üben."

Erschöpft vom dauernden Apparieren kehrten die drei Ravenclaws in die Schule zurück. wie wohl mit irgendwem vereinbart gab es für das Apparierenlernen keine Punkte oder Punktabzüge, da die Prüfungen als außerschulische Aktivitäten gezählt wurden.

__________

Eine woche vor Eunices Geburtstag erhielt Aurora eine Einladungskarte. Zusammen mit Cynthia und Melinda, die auch eingeladen worden waren überlegte sie, was sie der Klassenkameradin aus Gryffindor schenken sollte.

"Viele Mädchen kriegen bei Erreichen der Volljährigkeit eine Kette mit einem Medaillon, in das sie später mal ein Bild von ihrem Liebsten reintun können", sagte Cynthia. Melinda meinte:

"Das wüßte ich aber. Ich habe genug Tanten, die sowas nicht gekriegt haben. Was wäre mit einer Vielraumtasche? Bei Prazap haben die jetzt sowas im Angebot."

"Damit sie alles wichtige immer mitnehmen kann?" Fragte Aurora.

"Das dachte ich mir so", sagte Melinda.

"Meine Oma Regan hat zu ihrem einundzwanzigsten ein Wunschglas bekommen, in das sie alle ihre Wünsche eingefüllt hat. Jedesmal wenn sich einer erfüllt hat, hat sie den betreffenden Zettel herausgenommen und in einer Kerzenflamme verbrannt. Auf dem Glas stand sowas wie "Möge dieses Glas nie leer werden, damit dein Leben immer gut gefüllt ist von Wünschen, für die es sich zu leben lohnt!""

"Gute Idee", sagte Cynthia. "Dann wissen wir nur nicht, was wir dir schenken sollen."

"Aufmerksamkeit, Freundschaft, Kameradschaft und jede Menge gute Laune", sagte Aurora.

"Daran wird's wohl nicht mangeln", sagte Cynthia.

So besorgten sie sich ein großes, leeres Marmeladenglas, verzierten es mit durchsichtiger Goldfolie und klebten das Etikett mit dem von Aurora vorgeschlagenen Text an. Dann suchten sie noch die passende Garderobe aus. Petula und Miriam hatten es bei Eunice irgendwie noch hingebogen, daß sie auch kommen durften. Zwar hatte Petula gemeint, daß ja nicht jeder eingeladen werden müsse und Eunice bestimmt ihre Gryffindor-Klassenkameraden eingeladen hatte, sowie ihren nun festen Freund Dorian Dirkson, aber Miriam meinte, daß sie ja immerhin häufig genug mit ihr im Unterricht zusammensäßen und Aurora wohl doch nicht alleine zu dieser Feier gehen solle. Diese hatte dann gesagt: "Klärt das mit Eunice!"

Der siebenundzwanzigste April war ein ganz gewöhnlicher Schultag. Das Wetter hatte, wie für diesen Monat üblich, morgens Nebel, Mittags Sonne und nachmittags Regen gebracht. Als die Gäste von Eunice vor dem Raum im siebten Stock ankamen warteten dort alle sechstklässler der Gryffindors, sowie Cynthia und Melinda aus Hufflepuff zusammen mit Dorian Dirkson.

"Es ist schön, daß ihr alle kommen konntet", sagte Eunice. "Dann wollen wir doch mal sehen, ob die Gerüchte stimmen!" Sie schien sich auf was zu konzentrieren. Dann öffnete sie die Tür.

Der Raum hinter der Tür war groß und mit Girlanden, leuchtenden Luftballons mit "Zum Geburtstag viel Glück" drauf und einem rotgoldenem Banner unter der Decke, auf dem eine goldene Siebzehn munter funkelte geschmückt. Bequeme Stühle und gepolsterte, halbrunde Bänke gruppierten sich um vier Tische, auf denen Kerzenleuchter standen. Von irgendwoher klang leise Musik. Aurora sah sich um und entdeckte erst beim zweiten Rundblick das silberne Zauberradio.

"Der heiße Draht zur welt", meinte Dorian, als er das kleine Gerät auch entdeckte.

"Ist hier kein Geschirr?" Fragte Petula. Eunice deutete auf einen niedrigen Schrank, auf dem mehrere Reien feiner, goldener Kelche standen.

"Wow, wie nobel", bemerkte Dorian dazu.

"Ich habe mir den Raum so vorgestellt und mir gewünscht, eine Dekoration für einen prunkvollen, siebzehnten Geburtstag zu kriegen", sagte Eunice. "Der Raum ist wirklich phänomenal."

"Zu essen und zu trinken hast du aber nicht in diesen Raum hineingewünscht, oder?" Fragte Isis Waverly, die immer noch staunte, wie prachtvoll und doch auch verspielt der Raum eingerichtet war. Zaubererbilder von Festgesellschaften, fliegenden Hexen und Zauberern bevölkerten die Wände.

"Ich habe genug zu Essen bei den Küchenelfen abgeholt. Dumbledore hat mir einen Brief gegeben. Aber ich denke, die hätten mir alles gegeben, was die gerade auf Lager hatten", sagte Eunice und holte einen großen Wagen heran, auf dem ganz oben eine zweistöckige Geburtstagstorte mit siebzehn weißen Kerzen thronte und mehrere Tabletts mit Leckereien und mehrere Flaschen Wein, Saft und Butterbier darunterstanden.

"Also dann", begann Eunice Armstrong. "Auf die Zeit des wahren Lebens, auf alle damit verbundenen Annehmlichkeiten und Probleme, auf daß wir die Probleme nur haben, damit wir aus deren Lösungen was noch besseres kriegen!"

Sie prosteten dem Geburtstagskind mit echtem Champagner zu, den Eunices Eltern für diesen großen Tag geschickt hatten. Sie aßen von den süßen und herzhaften Leckereien.

"Dreh mal bitte lauter, da singt Celestina Warbeck!" Sagte einer von Eunices Gryffindor-Klassenkameraden. Die Hexen und Zauberer lauschten den Klängen einer schönen Frauenstimme, die zu einem Quartett aus Klavier, Schlagzeug, Bass und Flöte sang.

"Und wenn die Nacht unsere Welt in den Armen hält
und wenn das silberne Mondlicht auf uns nun fällt,
halt ich dich so geborgen,
losgelöst von allen Sorgen,
komm herein und sei mein!
Lass uns zwei verbunden sein!"

"Das ist typisch für die. Die singt immer so vieldeutiges Zeug", meinte Miriam. "Die war mal in Hogsmeade auf dem Gründungstag, weil sie da geboren ist. Da hat die ein Lied gesungen, daß jemand in ihrem Kessel umrühren solle, damit sie ihm die heißeste Liebe aller Zeiten bereiten möge."

"Wer es braucht", erwiderte Aurora Dawn beiläufig. Natürlich verstand sie, was Miriam sagen wollte. Doch wenn Leute das hören wollten, und Celestina das singen wollte, warum nicht?

Nach Celestina Warbeck kam Tanzmusik von den Funkenfegern, einer Truppe radaulastiger Musikzauberer. Hierzu tanzten die Gäste alleine oder zu zweit, wobei der Überhang an Mädchen doch etwas störte, fand Cynthia, die mit der rundlichen Melinda ein Paar bildete. Aurora bildete mit Petula und Miriam eine Dreiergruppe.

Der Abend verging mit Lachen, Witzen, mitgesungenen Liedern und Unterhaltungen über die Quidditchsaison, bei denen über die Slytherins abgelästert wurde, weil die sich den Pokal hatten vermasseln lassen und noch nicht einmal Platz zwei behaupten konnten. kurz vor zwölf, wo alle schon gut angeheitert waren, räumte Eunice die Reste des Festes zusammen und bedankte sich bei den Gästen für die Geschenke, vor allem für das Wunschglas.

"Mit einfachen Mitteln was interessantes. Ich hoffe, ich kann da genug Wünsche reintun, daß ich es ein Leben lang nicht leer kriege", sagte sie. Der oberste Wunsch wird sich wohl am nächsten Samstag erfüllen, wenn die letzte Apparierstunde um ist. Dann gehe ich zur Prüfung und hoffe, daß ich die schaffe", johlte sie dann noch.

"Viel Spaß und vor allem viel Glück!" Wünschten Aurora, Cynthia, Petula, Miriam und Dorian. um viertel nach zwölf beendete Eunice ihre Party zum siebzehnten Geburtstag.

"Ob ich das überbieten kann?" Fragte Aurora Petula und Miriam auf dem Rückweg nach Ravenclaw.

"Hauptsache, du hast viel Spaß mit uns", sagte Petula leicht neben ihrer üblichen Tonspur.

"Hoffentlich kommen wir morgen gut aus dem Bett", grummelte Miriam, die leichte Probleme mit den Beinen hatte.

Die Jungen der sechsten Klasse grinsten spitzbübisch, als die Mädchen dermaßen beschwipst zurückkehrten. Bruster meinte:

"Habt ihr euch mal richtig abgefüllt, Mädels?"

"Ich füll dich gleich mal richtig ab", stieß Miriam aus und sah ihn mit leicht glasigem Blick an. Bruster grinste. Roy, der mit Dina an einem Tisch gesessen hatte meinte:

"In einem Monat bist du dann wohl fällig, Aurora."

"Ich freu mich drauf", säuselte Aurora und kicherte albern. Offenbar hatte sie vom edlen Schaumwein und dem Met etwas zu viel intus. Doch das machte ihr jetzt nichts aus. Sie freute sich, daß sie nun noch einen Monat lang darauf hinarbeiten konnte, ihren eigenen Geburtstag zu feiern, und dann war sie siebzehn! Dann war sie eigenständig und konnte ihr Leben ganz alleine bestimmen, ohne Mum und Dad bei allem fragen zu müssen.

__________

Am nächsten Morgen fühlten Aurora, Petula und Miriam sich etwas schwerfällig. Doch sie strengten sich an, sich nichts anmerken zu lassen. Sie gingen zum Unterricht und machten ihre Hausaufgaben. doch abends fielen sie wie Steine in ihre Betten.

Die nächsten Tage waren angefüllt mit Übungen im wortlosen Zaubern. Besonders die, die Verwandlung noch hatten probierten aus, was sie nun ungesagt zaubern konnten. So konnte es passieren, daß von irgendwoher ein Meerschweinchen quiekte oder aus dem nichts heraus ein großer Schmetterling durch den Gemeinschaftsraum flatterte. Die ZAG-Schüler waren nicht anders drauf. Sie fragten sich gegenseitig ab, probierten Zauberkunststücke aus oder nervten sich gegenseitig mit Zaubertrankrezepturen oder Geschichtsdaten. Aurora half zwischen ihren eigenen Übungen den jüngeren Schülern mit Hausaufgaben aus.

Eunice hatte es auf Anhieb und mit Auszeichnung geschafft, ihre Apparierprüfung abzulegen, was Tonya Rattler sichtlich mißfiel.

"Dann kannst du ja jetzt ohne den Zug nach Hause, Ms. Armstrong", meinte sie abfällig. "Ein Gryffindor weniger, der den Zug verpestet."

"Nur keinen Neid, weil du noch nicht darfst!" Sagte Eunice ruhig. Aurora freute sich schon darauf, selbst die Prüfung abzulegen und dann vielleicht wirklich ohne den Hogwarts-Express zu ihren Eltern zurückzukehren. Doch andererseits mochte sie die Atmosphäre im Zug, die ruhige Zeit unterwegs und mit den anderen zu plaudern. Sie hatte nach Eunices Geburtstag einen Brief an Madame Dusoleil geschrieben und darin erwähnt, daß sie den Pokal zwar nicht bekommen hatten, aber immerhin auf dem zweiten Platz gelandet waren und daß sie im Kräuterkundeunterricht gerade mit den Feuerkletten arbeiteten, Pflanzen, deren Samen sich in die Haut von arglosen Menschen hineinbrannten und dort solange haften blieben, bis sie herausgeschnitten wurden. Deshalb mußten sie im Unterricht nicht nur Handschuhe tragen, sondern auch hautenge Schutzkittel, die feuerfest und unzerreißbar waren, so daß die brenzligen Ableger sich nicht festkrallen oder einbrennen konnten.

in Verteidigung gegen die dunklen Künste hatten sie es von Ritualen, die Menschen in den Wahnsinn treiben konnten, wenn sie sich nicht mit den entsprechenden Gegenzaubern schützten oder sich helfen ließen.

"Böswillige Magier gibt es leider immer noch zu viele. Selbst wenn die, die der Mittäterschaft bei ihm, dessen Name nicht genannt werden darf schuldig sind in Askaban eingekerkert wurden haben wir immer noch viele, die unerkannt umherwandern und danach trachten, das dunkle Erbe dieses bösen Magiers anzutreten. Daher müssen Sie immer bereit sein, sich gegen Fernflüche zu wehren. Nicht selten entscheiden die ersten zwei Minuten eines aufgespürten Fernfluches über Leben und Tod. Also seien Sie auf der Hut", sagte Glaucos, der zur Hälfte von einem Wassermenschen abstammte und daher einen Anzug tragen mußte, der immer mit Wasser vollgesogen sein mußte, um seine gegen Austrocknung empfindliche Haut feucht zu halten.

In Zauberkunst stießen sie nun alle an ihre Leistungsgrenzen, als sie versuchen sollten, mehrere Zauber gleichzeitig ungesagt aufzurufen. So kam es oft zu Mißgeschicken wie fliegenden Untertassen, die unvermittelt wagenradgroß wurden und sich dabei rasend schnell drehten und beinahe jemandem an den Kopf geflogen wären, wenn Flitwick sie nicht mit gezielten Zauberstabbewegungen gestoppt und zur Landung gezwungen hätte.

"Es ist schon bezeichnend, daß Bewegungszauber mit Größenveränderungen sehr unberechenbar wechselwirken", sagte Flitwick. Dorian Dirkson zauberte gerade laut prasselnd und knisternd einen elektrischen Lichtbogen zwischen zwei Metallstiften. Da in der Magie die Elektrizität eine Ausprägung der Naturkraft Feuer war konnte sie mit Wasserelementarzaubern oder Feuerlöschzaubern bekämpft werden. Deshalb ließ Tonya ungesagt den Brandlöschzauber auf den nun laut zischenden Lichtbogen los, der mit leisem Plopp erlosch.

"Ey, was sollt'n das jetzt?" Fragte Dorian. "Jetzt hatte ich gerade einen genialen Fluß von elektrischer Kraft auf beide Metallpinne.

"Das war mir zu laut", knurrte Tonya. Eunice meinte dazu:

"Als wenn das mit der wild kreiselnden Untertasse witziger gewesen wäre, Tonya."

"Bitte keinen Zank, meine Damen. Konzentrieren Sie sich nun wieder auf die Kombination mehrerer Zauber!"

Aurora ließ in einem Glas blaues Feuer erscheinen, das sie zu einer gewundenen Schlange nach oben verlängerte, um daraus ungesagt mehrere Feuerkügelchen in den Farben des Regenbogens zu zaubern. Nach einigen Sekunden ließ sie diese Lichterscheinung verschwinden und kombinierte einen eingeschränkten Bewegungszauber mit einem Farbwechselzauber. Jedesmal, wenn sich die kleine Tasse auf ihrem Platz bewegte, wechselte sie die Farbe. Danach stellte sie noch etwas mit einer Zigarrenkiste an, das sie sowohl gleichwarm blieb wie auch mit bezaubertem Rauminhalt zehnmal mehr aufnehmen konnte als ihr von außen anzusehen war.

"Vergessen Sie dabei bitte nicht die Pinkenbach-Regeln, denen nach tote Materie nicht von beliebig vielen oder starken Zaubern durchdrungen werden darf", wies Flitwick Aurora hin, als diese ihm ihre kombinierte Zauberei zeigte.

"Ich habe den Rauminhaltsvergrößerungszauber nur auf das zehnfache beschränkt, Sir", sagte sie.

In der Freizeit übten sie weiter. Mortimer experimentierte bereits mit eingeschränkter Selbstverwandlung herum, wie sie sie ab Mai im Unterricht hatten. Er ließ sich einen weißen Rauschebart wachsen oder machte aus seinen Haaren grüne Stränge wie Spinatnudeln. Bruster meinte dazu einmal:

"Pass auf, daß die dir nicht vom Kopf fressen, Mortimer." Mortimer hantierte einige Sekunden mit dem Zauberstab und stellte seine übliche Haarpracht wieder her. Auch den weißen Bart ließ er verschwinden.

"Irgendwie so'n komisches Gefühl, wenn du dich selbst verwandelst, und sei es nur um den eigenen Bart zu verändern", sagte Mortimer.

"Nur schade, daß man den natürlichen Bart nicht so leicht wegkriegt."

"Das muß doch gehen, sich ohne Rasierapparat oder -klinge den Bart wegzuzaubern", sagte Mortimer.

"Wenn du das rauskriegst, sag mir bescheid", sagte Bruster, der seinen mittlerweile üppigen Schnurrbart betrachtete, den er alle sieben Tage abrasierte. Aurora fragte sich, ob sie einmal in die Lage kommen würde, Selbstverwandlungen wirklich nötig zu haben. Sicher, wenn Sie heilerin werden wollte mußte sie in Verwandlungen genauso gut sein, um verunglückte Zauber oder von außen zugefügte Verunstaltungen beheben zu können. Nur wer es selbst konnte, konnte es bei anderen beheben, wußte sie.

"Ob wir dieses Schuljahr noch dazu kommen, unsere feste Form in was nebelhaftes oder flüssiges zu verwandeln, ohne daran zu verrecken?" Fragte Mortimer. Roy, der dem Treiben zugesehen hatte meinte dazu:

"Ihr bringt euch auch so um mit diesem Zeug. Stell dir vor, du willst aus dir einen piekfeinen Typen machen und wedelst einmal zu wild mit dem Stab, und Peng, siehst du aus wie ein Gorilla."

"Deshalb lernen wir das ja, damit uns das eben nicht passiert", knurrte Mortimer zurück.

"Nicht aufregen, Leute", meinte Bruster. "Jeder lernt das, was er am besten kann und am meisten braucht."

"Jaja, und was wäre das bei dir?" Fragte Roy.

"Gut auszusehen, Roy", sagte Bruster schlagfertig und warf sich in Pose.

"Ach, klar, dafür mußt du Verwandlung machen", sagte Roy schnippisch.

"Du meinst, du hättest Verwandlung nötig, um schöner auszusehen?" Fragte Bruster. "Ich kann dir ja helfen."

"Wehe dir, Vertrauensschüler oder nicht", drohte Roy und ballte die Fäuste. Aurora wollte sich das Getue der beiden Jungen nicht länger als nötig mit ansehen und verkündete, daß sie in die Bibliothek ginge, um noch etwas für Snape zu lesen. Sprach's und verließ den Gemeinschaftsraum.

__________

Die teils gereizte, teils hektische Stimmung hielt noch einige Tage an. Einmal mußte ein Fünftklässler der Gryffindors in den Krankenflügel, weil er sich mit einem Slytherin ein verbotenes Duell geliefert hatte. Der Slytherin wäre fast dafür gefeuert worden, wenn der nicht selbst was abbekommen hätte. Aurora Dawn wußte, daß sie die Lage schlimmer oder besser machen konnte, wenn sie das richtige tat. Aber was war das? Sie konnte nicht klar bestimmen, was genau sie machen sollte, um die Streitigkeiten zu schlichten. Selbst Madame Pomfrey, der sie sich in dieser Sache anvertraut hatte, konnte ihr da keine Ideallösung verraten. Sie meinte nur einmal:

"Es ist halt so, daß viele von euch Jungen und Mädchen ab einem gewissen Alter mehr können und sein wollen als ihre Verwandten oder Freunde ihnen gönnen wollen. Bei denen, die die ZAGs vor sich haben isst das deshalb so deutlich, weil da was kommt, worauf sie keiner vorbereiten konnte. Sie können zwar lernen und üben, aber wissen doch nicht was die Prüfungen bringen und was dann kommt. Du und deine Klassenkameraden habt das jetzt hinter euch. Die UTZs werden für euch zumindest was das Gefühl angeht einfacher sein. Also ist es im Grunde die Angst vor etwas, das sie zwar machen wollen und zu dem sie von außen auch gedrängt werden, dem sie aber völlig erfahrungslos gegenüberstehen. Aus dieser Angst wird dann Streit mit anderen, die den anderen nicht zeigen wollen, daß sie sich auch hilflos fühlen. Diese Rangeleien habe ich hier jedes Jahr, und ich weiß das auch aus meiner Schulzeit hier und aus der Heilerausbildung, wie unangenehm das ist, vor einer wichtigen Prüfung zu stehen. Ich weiß nicht, wie wer genau damit fertig wird. Deshalb kann ich dir nur raten, erst einmal zu sehen, wer mit wem wie umgeht und das damit zu vergleichen, wie sich die betreffenden Leute vorher benommen haben. Wie du dann damit umgehst mußt du dann herausfinden."

"Ich dachte schon, ich müßte jedem, der sich was rausnimmt zehn Punkte abziehen. Doch das bringt auch nichts", sagte Aurora Dawn.

"Stimmt, weil die Leute irgendwann dagegen abstumpfen und dann dich als eigentliches Problem ansehen, um ihre echten Schwierigkeiten zu verschleiern. Wenn eine Vertrauensschülerin andauernd straft und mahnt und kritisiert ist sie das Übel und nicht das, warum sie straft und maßregelt. Aber du hast es bis hierher geschafft, das zu bewältigen, auch und vor allem als du selbst im ZAG-Stress warst und Quidditch gespielt hast", erwiderte Madame Pomfrey wohlwollend.

"Meine Mum hat mir dazu mal gesagt, daß eine Vertrauensschülerin eben immer als Ansprechpartnerin dazusein hat und nicht als Aufseherin, wenn es auch welche gab, die das nicht kapiert hätten."

"Das ist doch ein Hinweis", entgegnete die Schulkrankenschwester erfreut lächelnd. "Damit kannst du schon was anfangen."

"Ich weiß nicht, ob ich als Heilerin wirklich gut dran wäre, Madame Pomfrey. Die müssen doch skrupellos sein, was den Widerspruch anderer angeht, wenn sie finden, etwas zum Wohl des Betreffenden tun zu müssen."

"Ich kann mich nicht entsinnen, dir das beigebracht zu haben", stellte Madame Pomfrey verwundert fest. "Ich habe dir gesagt, daß es Situationen geben mag, wo du gezwungen sein wirst, ohne den Patienten zu fragen die von dir aus notwendigen Sachen zu machen. Du hast es doch bei Elizabeth Wright mitbekommen, daß ich zu ihr ging, obwohl ich wußte, daß es ihr peinlich sei und sie niemals zu mir gekommen wäre. Wenn du Verantwortung übernimmst, und es dauert ja nicht lange, bis du als voll verantwortlich für deine Entscheidungen und Taten anerkannt wirst, dann brauchst du ein gesundes Gespür, wann jemand Hilfe braucht und wann nichtt und wann es besser ist, lieber zuzusehen, wie sich jemand alleine abquält, obwohl du ihm helfen könntest und wann du helfen mußt, obwohl jemand das strickt ablehnt. Das ist nicht nur für den Heilerberuf wichtig, aber da doch sehr grundlegend. Oder nehmen wir mal Roy im letzten Sommer. Das war sehr richtig die Heiler zu rufen. In seinem Zustand hätte er alles abgelehnt, was ihn aus der Abhängigkeit zu dieser Raimorha lösen konnte. Für ihn war diese Waldfrau das beste was ihm je passiert ist. Heute weiß und denkt er, daß er Glück hatte, daß du die Heiler gerufen und ihm damit auch gegen seine eingeflößten Bedürfnisse geholfen hast."

Es klopfte an der Tür zum Sprechzimmer. Madame Pomfrey rief: "Herein!"

Eunice Armstrong schob einen Zweitklässler der Gryffindors in das Sprechzimmer. Zumindest vermutete Aurora, daß es ein Zweitklässler war, von der Körpergröße her. Doch der Bursche sah aus wie eine Mischung aus Orang Utan und Kaninchen. Kopf und Hände waren mit rötlichem Fell überzogen, und seine Ohren standen gut und gerne dreißig Zentimeter weit von seinem Kopf ab.

"Der ist in einen verunglückten Verwandlungszauber reingeraten, Madame Pomfrey", sagte Eunice, bevor sie Aurora Dawn zum Gruß zunickte. "Dann wollte ihn derjenige, der den Zauber gewirkt hat zurückverwandeln und hat dabei wohl eine falsche Zauberstabgeste gemacht."

"Zwei verunglückte Verwandlungen? Das könnte eine Stunde dauern, die zu trennen und dann beide gleichzeitig zu beheben", sagte Madame Pomfrey. "Aber vielleicht kriege ich das in kürzerer Zeit hin. Ich habe noch etwas von einem Alraunentrank, den ich von einem Kollegen aus dem St. Mungo bekommen habe. Ich brauche allerdings ein Haar von ihm, bevor er verwandelt wurde. Aurora, es ist vielleicht besser, wenn du mich jetzt in Ruhe arbeiten läßt."

"Hmm, meinen Sie?" Fragte Aurora Dawn, die an und für sich zusehen wollte, wie eine verpatzte Verwandlung behoben wurde. Doch Madame Pomfrey nickte entschlossen. So ging Aurora zusammen mit Eunice.

"Ich lass mir von dem den Kamm oder die Haarbürste geben, damit das geht", sagte Eunice. Aurora nickte ihr zu und verabschiedete sich bis später.

Wieder zurück im Ravenclaw-Gemeinschaftsraum dachte sie darüber nach, was Madame Pomfrey ihr gesagt hatte. Sie konnte ja schlecht hingehen und den Leuten aufzwingen, ihre Hilfe anzunehmen, solange sie nicht wußte, welche Hilfe sie brauchten. So hielt sie sich erst einmal an das, was die Heilerin von Hogwarts davor gesagt hatte. Sie beobachtete die Mitschüler und verglich, wie sie sonst waren oder wie sie mit anderen klarkamen.

Roy und Dina schienen sich darauf eingestimmt zu haben, sich nicht mehr von den anderen in ihrer Vorfreude auf eine Gemeinsame Zukunft stören zu lassen. Auch das übliche gerangel mit Bruster wegen Fußball ließ nach. Offenbar war es tatsächlich eine ausgemachte Sache für die Mannschaft aus Liverpool, und Brusters Lieblingsverein konnte da wohl nichts mehr dran ändern. Seine Vertrauensschülerpflichten, sowie die Schularbeiten hielten ihn von irgendwelchen Fiesheiten Roy gegenüber ab. Die Mädchen der fünften Klasse fauchten sich gegenseitig an, wenn sie Übungen machten und die nicht so liefen wie sie sollten. Dina gab den Drittklässlern Nachhilfe in Astronomie und Zaubertränken, Aurora half den ZAG-Schülern bei Kräuterkunde mit einigen Tipps, die sie auf dem Kräuterkundlerkongress in Millemerveilles gesammelt hatte und zeigte denen, die es wissen wollten im Gemüsegarten den nützlichen Umgrabezauber, von dem Madame Dusoleil bei ihrem Vortrag gesprochen, und den sie bei Professor Sprout in Aktion erlebt hatte.

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Als es nur noch zwei Wochen bis zu ihrem siebzehnten Geburtstag waren überlegte Aurora, wie sie die Leute so offiziell und doch persönlich wie möglich einladen konnte. Briefe schienen ein gutes Mittel zu sein. Sie brauchte ja nur einen zu schreiben und den dann mit dem Multiplicus-Zauber zu vervielfältigen. Doch der schaffte nur zehn Kopien. Also mußte sie mindestens zwei Briefe schreiben, um alle die zu erreichen, die sie einladen wollte, neben ihren Klassenkameraden wollte sie die Mannschaftsmitglieder von Ravenclaw einladen, auch ihren Cousin Philipp und seine Schwester Agatha, dann noch Mortimers Drillingsschwestern Rita, Ramona und Roxanne, Nelly Flowers und Vivian Acer aus der zweiten Klasse, weil sie aus Hufflepuff ja Cynthia Flowers und Melinda Bunton, sowie Dorian Dirkson einladen wollte und aus Gryffindor die Klassenkameradinnen Eunice und Isis, sowie Doris Wiffle, Brusters jüngere Schwester. Insgesamt waren das zweiundzwanzig Personen. Das teilte sie ihren Eltern mit, um sie zu bitten, etwas für die Party beizusteuern. Es dauerte nur einen Tag, bis ihre Mutter schrieb:

Hallo, Aurora,

dein Vater hat mir geschrieben, daß er dir an deinem Geburtstag noch einen Brief schicken wird und ich zusehen möchte, dir zu helfen, wenn du mich darum bittest. Deshalb schicke ich dir einen Tag vorher zwei große Pakete mit den für eure Feier wohl notwendigen Sachen. Vielleicht kannst du auch jemanden aus deiner Klasse fragen, der schon volljährig ist, ob er oder sie mal eben nach Hogsmeade gehen kann. Samstags dürfen die Volljährigen ja nach Hogsmeade, wenn sie sich vorher beim Hauslehrer entsprechend abmelden. Deine Oma Regan, sowie meine Eltern haben schon angefragt, ob du nicht von Professor Dumbledore beurlaubt werden könntest, um bei uns zu Hause zu feiern. Ich habe ihnen erzählt, daß du zum einen wohl lieber mit deinen Freunden und Freundinnen feiern möchtest und zum zweiten Leute einladen wolltest, die noch minderjährig sind und daher ja nicht so einfach aus Hogwarts hinausdürften, nur um bei einer Geburtstagsfeier dabei zu sein, auch wenn es für dich natürlich die Geburtstagsfeier überhaupt ist.

Onkel Tony hat mich schon gefragt, ob du gleich am nächsten Tag deine Prüfung im Apparieren ablegen möchtest. Schreib ihm doch bitte ob ja oder nein, falls du das noch nicht getan hast!

Ich wünsche dir für die Feier alle Freude, die du mit deinen Gästen haben kannst. Aber bedenke, daß du dich trotzdem an die in Hogwarts üblichen Regeln zu halten hast! Auch gerade mit siebzehn Jahren mußt du den anderen mit gutem Beispiel vorangehen. Ich konnte ja in den Ferien feiern und meine Freunde einladen. Aber in Hogwarts die Siebzehn zu feiern ist bestimmt auch was sehr schönes.

Wie geschrieben schicken wir dir noch was, um deine Gäste nicht verhungern oder verdursten zu lassen.

In Liebe
                    Regina Dawn

"Das mußte sie mir wieder aufs Brot schmieren", knurrte Aurora, als sie die Zeile mit der Ermahnung, sich ja anständig zu benehmen las. Doch sie freute sich, daß sie von ihren Eltern was geschickt bekommen würde. Man konnte mit siebzehn nach Hogsmeade, auch ohne einen angesetzten Ausflugstag? Das wollte sie dann sofort ausprobieren, wenn sie den Geburtstag hinter sich hatte. Honigwein zu haben wäre schon genial. Aber sie mußte höllisch aufpassen, den jüngeren Gästen nicht zu viel oder überhaupt Alkohol zu geben. Denn da hatte ihre Mutter recht. Wenn das rumging würde man sie wohl von der Schule werfen. Nun gut, Butterbier ging ja. Vielleicht würde sie Eunice fragen, ob die noch schnell nach Hogsmeade ging, um Sachen von da zu holen. Aurora wäre es lieber gewesen, wenn sie von Ihren Eltern einen Beutel Zauberergold bekommen hätte, als Vertrauensbeweis, daß sie damit ordentlich haushalten konnte. Wenn sie ihr jetzt ein paar Sachen schickten, dann zeigten sie doch, daß sie immer noch kontrollieren wollten, was sie machte und wie sie feierte. Andererseits sollte sie froh sein, daß ihre Eltern ihr das gönnten, ihren Eintritt in die Volljährigkeit mit ihren Freunden und Freundinnen zusammen zu feiern. Sie überlegte, ob sie nicht auch Madame Pomfrey oder Flitwick und Dumbledore einladen sollte. Doch dann erkannte sie glasklar, daß das ihre ganz persönliche Feier war, wo sie mit Leuten, die nicht wesentlich älter waren als sie selbst zusammensein wollte. Ein Lehrer oder auch Madame Pomfrey würde ohne es zu wollen die Rolle eines Aufpassers übernehmen. Doch gerade das war es doch, warum Aurora diesen Tag so groß feiern wollte. Sie wollte feiern, daß sie keinen Aufpasser mehr nötig hatte, daß sie zumindest genug gelernt hatte, um zu erkennen, was sie tun und lassen konnte. Sicher, es gab noch eine ganze Menge, was sie lernen und erfahren mußte. Aber zu wissen, jetzt bin ich eigenständig und darf für mich selbst entscheiden, das wollte sie sich nicht mehr nehmen lassen.

"Hi, Aurora, was böses oder gutes?" Fragte petula, die ihrer Freundin zusah, wie sie las.

"Nur das übliche von meinen Eltern, daß ich jetzt, wo's auf die Siebzehn zugeht als gutes Vorbild dienen müsse und von ihnen den Segen für meine Party erhalten habe", sagte Aurora Dawn.

Sie grinste, als sie einen Tag später von Tonya hörte, daß Loren in Slytherin eine Riesenfete gefeiert habe, als sie siebzehn wurde.

"Du bist doch auch bald fällig, oder?" Fragte Tonya sie mit lauerndem Blick.

"Wenn es soweit ist wirst du es wissen", sagte Aurora nur dazu. Gerade diese klobige, nervtötend widerliche Junghexe mit dem blonden Hohlkopf wollte sie garantiert nicht auf der Party haben. Die würde sie doch auch nicht einladen, und wenn dann nur, um sie vor ihren willkommenen Gästen runterzuputzen oder sie dem allgemeinen Gespött auszusetzen. Aber sie wußte über Erica Fielding und Priscilla Woodlane, daß Delilas kleine Schwester am zwölften August ihren Geburtstag feierte. Das hieß für Aurora, daß sie da schön weit weg mit was ganz ganz wichtigem zu tun haben würde, sollte Tonya echt auf die merkwürdige Idee kommen, sie einzuladen, wo sie den Slytherins in den letzten Jahren doch einen Quidditchpokaltriumph nach dem anderen vermasselt hatte.

"Wollte die wieder was?" Fragte Bruster Aurora, als Tonya abgezogen war, ohne noch was zu sagen.

"Die hat mir nur erzählt, daß Loren ganz Slytherin zu ihrem siebzehnten eingeladen hat. Wenn die's hat und da nur Freunde hat", meinte Aurora zu Bruster. Dieser entgegnete:

"Sie ist sehr beliebt bei denen, mehr als die Rattler, die mehr rumtönt als was echtes hermacht. Die war nur groß, als ihre Schwester noch hier war. Als Vertrauensschülerin wird sie doch nur als Sprachrohr benutzt, um mit den Lehrern zu reden."

"Woher willst du das wissen?" Fragte Aurora.

"Kuck dir doch an, wie die zusammenhängen, wenn wir mit denenUnterricht haben! Sicher, die Slytherins hängen alle an einem Tisch und hocken zusammen. Aber so richtig doll scheinen die nicht zusammenzuhalten. Zumindest haben die die Rattler über."

"Woher weißt du das denn? Kannst du Gedanken lesen oder wer erzählt dir sowas?" FragteAurora Bruster. Dieser sah sie leicht mitleidsvoll an.

"Nachdem die Roy und mich andauernd angepöbelt haben habe ich mich drauf konzentriert, mir die Bagage so genau wie möglich anzusehen, wenn wir mit denen zu tun haben. Dabei habe ich das mitgekriegt, daß die größere Rattler ihrer Schwester viel freigeschaufelt hat. Als die dann weg war hat Klotzweib Rattler befunden, sich mit denen zusammenzuschmeißen, die zu ihm, dessen Name und so weiter und so weiter gehalten haben weil die Verwandte in seinem Klüngel hatten. Als dann ihr Onkel draufging hat die wohl geblickt, daß man mit diesem Irren besser nix zu schaffen und ihm möglichst aus dem Weg zu bleiben hat." Aurora nickte. So hatte sich Tonya ihr gegenüber ja auch mal geäußert. Sie hatte es damals aber für eine halbherzige Beichte ohne echte Reue oder ein Ablenkungsmanöver gehalten. "Aha, das hast du ja auch mitgekriegt. Klar, der Onkel von der hat ja Bernhard Hawkins und dich zusammen mit dem Malfoy-Bengel umzubringen versucht. Pech nur, daß er fast Malfoys Kronprinzen und dessen Mutter und die Tante von dem abgemurkst hätte, was dem Irren ja total aufgestoßen ist. Tja, wer bei dem mitgemacht hat mußte halt immer fragen, wann er husten durfte." Bruster sah bei seinem letzten Satz ziemlich verächtlich in die Richtung, wo Tonya gerade noch entlanggegangen war.

"Der wollte deine Eltern umbringen", versetzte Aurora, die das nicht verstand, wie provokant Bruster von ihm, dessen Name nicht genannt werden durfte sprach. Er sah sie ungehalten an, dann setzte er eine überlegene Miene auf:

"Ja, aber jetzt ist er selbst ausgelöscht, zumindest nicht mehr der große dunkle Lord, als den ihn seine Anhänger vergöttert haben. Meine Mutter meint, daß er bei dem Versuch, den kleinen Harry Potter totzufluchen was wichtiges übersehen hat. Was genau, das wollte oder konnte sie mir nicht sagen." Aurora nickte. Sie wußte ungefähr, was dem gefürchteten Schwarzmagier widerfahren war. Dina hatte es in der Nacht, wo die Familie Potter von ihm überfallen wurde im Schlaf gesagt. Doch es war einfach zu phantastisch, daß ein Junge, der noch ein Baby war, ohne sein Zutun den am meisten gefürchteten Dunkelhexer aller Zeiten, zumindest aber dieses Jahrhunderts, aus der Welt geschafft hatte, indem der ihm geltende Avada Kedavra auf den Unnennbaren zurückgeprallt war. "Zwar laufen noch Leute rum, die meinen, ihn beerben zu können. Aber die massakrieren sich dann gegenseitig."

"Ja, aber noch mal zu Tonya und den anderen Slytherins. Woher nimmst du das, daß die die Rattler nicht sonderlich für voll nehmen oder mit der gut befreundet sind. Die hängt doch wohl mit den Mädels aus ihrer Klasse rum, oder?"

"Längst nicht mit allen. Gegen Loren hat die wohl was, weil die bei uns im Muggelkundeunterricht ist. Tja, und die anderen nehmen es ihr wohl noch übel, daß sie damals, wo die Bagage die Gryffindor-Quidditchmannschaft überfallen hat die alle schön verpfiffen hat, die das gemacht haben, auch ihren damaligen klapperdürren Nachläufer Samiel Sharkey, weswegen die Slytherins in ddiesem so geschichtsträchtigen Jahr keine Chance mehr hatten, den Pokal zu kriegen, weder für ihr Haus noch im Quidditchturnier. Das hat die endgültig auf die Liste der nicht mehr zu mögenden Leute gesetzt. Daß die noch fieser drauf ist wie vorher schon kommt ja nur daher, daß die sich selbst beweisen will, wie stark und überlegen sie doch ist."

"Okay, könnte stimmen. Wir kriegen das ja jetzt schon das zweite Jahr mit, wie sie so ist, vor allem jetzt in den UTZ-Klassen. Ich wunderte mich nur, wie selbstsicher du das eben behauptet hast, Bruster", sagte Aurora. Sie glaubte es zwar nicht richtig, was sie da sagte, aber im Moment wollte oder konnte Bruster ihr nichts besseres erzählen.

Loren kam um die Ecke und sah Bruster und Aurora an. Sie fragte, ob was sei. Aurora antrortete nur, daß sie über Sachen aus ihrem Haus sprächen, was gelogen war, aber die Slytherin mußte es nicht auf die Nase gebunden kriegen, daß sie gerade über die Leute aus ihrem Haus geredet hatten. Loren lächelte und sagte:

"Ihr plant schon den ersten Hogsmeade-Ausflug nach euren Geburtstagen, wie. Ich gehe heute Nachmittag zur Apparierprüfung."

"Oh, du hattest gestern Geburtstag?" Fragte Aurora scheinheilig. "Herzlichen Glückwunsch nachträglich! Dann kannst du ja jetzt ganz locker an die UTZs rangehen, weil du ja jederzeit mit Hogwarts aufhören kannst."

"Jederzeit heißt bei mir nächstes Jahr erst, Ms. Dawn", knurrte Loren. Doch dann lächelte sie überlegen. "Hat euch Tonya erzählt, welche Superfete ich gestern gemacht habe. Hättet ihr bestimmt hören können, wenn ich nicht den Klangkerker gemacht hätte. Mr. Snape war übrigends nicht dabei, obwohl seine Verehrerinnen ihn so gerne dabei gehabt hätten."

"Och, der hat euch ganz unbeaufsichtigt Party machen lassen?" Fragte Bruster verwundert. Loren nickte und grinste amüsiert.

"Wir hatten abgestimmt und beschlossen, ohne Lehrer mehr Spaß zu haben. Schönen Tag noch!"

"Tschüs, Loren", sagte Aurora kühl.

"Glaubst du, daß Snape sich so einfach hat abhalten lassen?" Fragte Bruster.

"Ich denke eher, die haben dem nichts gesagt. Wenn die einen Klangkerker gemacht haben, was bei dem riesigen Gemeinschaftsraum ziemlich anstrengend sein muß, besonders wenn keiner da drinnen was sagen oder tuscheln darf, hat der das nicht mitgekriegt."

"Sollen die doch", sagte Bruster. Dann meinte er noch:

"Ist das echt wahr, daß volljährige Schüler alleine nach Hogsmeade dürfen?"

"meine Mum hat's mir geschrieben", sagte Aurora. "Die muß es ja wissen, weil sie ja Schülerin und Lehrerin hier war."

"Natürlich", sagte Bruster.

"Allerdings müsse man sich beim Hauslehrer für den Ausflug an- oder abmelden", sagte Aurora noch.

"Will sagen, der entscheidet dann doch, ob du gehen darfst oder nicht", vermutete Bruster. Aurora nickte. "Na dann bleibe ich doch bei den Ausflugstagen, wie sie von der Schule angeboten werden."

"Wie du meinst", sagte Aurora dazu nur.

Die nächsten Tage waren angefüllt mit harter Arbeit. Im Kräuterkundeunterricht sollten sie Lauerbüsche in einen bestimmten Bereich treiben. Die lauffähigen, Fleisch fressenden Pflanzen waren berüchtigt dafür, arglose Menschen zu umschlingen und sie wenn die sich nicht mehr wehren konnten mit langen Trieben zu durchbohren, aus denen ein sehr saures Zersetzungssekret drang, das das Fleisch ihrer Opfer verflüssigte, damit sie es einsaugen konnten. In kampfstarken Gruppen zu fünf Leuten pro Pflanze mußten die Schülerinnen von Professor Sprout sich heftig ranhalten, die wilden Gewächse zu bändigen.

"Ihr seht, daß das mit den Lauerbüschen eine ziemlich kitzlige Sache ist", sagte die Lehrerin, als endlich die Letzte Pflanze in der Einfriedung stand und drohend mit den dicken Blättern und den langen Trieben raschelte. "Diese Pflanze kann Jahre lang auf eine Gelegenheit warten, ein argloses Opfer zu fangen. Danach kann sie wieder warten. Zwanzig Jahre alt konnten diese Büsche werden."

"Entschuldigung, wozu sind die denn eigentlich gut? Oder ist das nur Unkraut?" Fragte Cynthia Flowers.

"Nun, die meisten magischen Pflanzen sind wie die Tierwesen halbwegs vom Magischen Menschen erschaffen worden. Aber es gab natürlich wie bei den Tierwesen Wildformen, die bereits vor Jahrtausenden gelebt haben. Der Lauerbusch wuchs in den Wüsten Ägyptens und Marokkos als kleinere Carnivore heran, bis sie mit einer starken Magie in Berührung kam und diese einverleibte. Die meisten Kräuterkundler gehen davon aus, daß die ersten Pflanzen auf durch magische Rituale oder Materialien angereicherte Erde trafen. Jedenfalls wuchsen sie dann zu den uns heute bekannten Gewächsen. Um deine Frage von eben zu beantworten, Cynthia: Ihre Blätter werden in der Zaubertrankbraukunst zur Herstellung des Naturwiderstandstrankes verwendet, der gegen Witterung, Feuer und Kälte, sowie Hunger und Durst immun macht. Näheres dazu werdet ihr ja bei Professor Snape lernen." Aurora hob die Hand. "Ja, bitte", sagte die Kräuterkundelehrerin.

"Dieser Trank ist einer der hochpotenten Zaubertränke. Er hat nämlich die Nebenwirkung, daß man je nachdem, was man vorher gegessen hat, zu einem von dicker grüner Haut überzogenen Menschen oder zu einer Verschmelzung aus Baum und Mensch werden kann. Je nachdem, was wirklich herauskommt kann die Person, die sich der Wirkung des Trankes ausgesetzt hat zu einem aggressiven, alles sich bewegende jagenden Monster oder zu einem ziemlich passiven, beinahe bewegungslosen Geschöpf werden. Die erhoffte Wirkung des Trankes hält zwar an, verfliegt aber nur, wenn die Person, die ihn getrunken hat fünf Stunden lang in einem total abgedunkelten Raum eingesperrt war. Deshalb wird dringend geraten, den Trank auf nüchternen Magen zu nehmen."

"Den hat Snape uns noch nicht gezeigt", sagte Melinda Bunton."

"Professor Snape, Melinda", korrigierte Professor Sprout die rundliche Hufflepuff-Schülerin.

"Na, dann wird er uns den wohl in der nächsten und letzten Klasse zu brauen aufgeben", bemerkte Aurora.

"Könnte passieren", sagte Dina leicht verunsichert.

In Zauberkunst hatten sie nun alle vier magischen Grundelemente Wasser, Feuer, Luft und Erde behandelt. Die Krönung war eine von Eunice gezauberte Statue aus grünem Feuer, die in einer Bronzeschale stand und fast bis zur Decke reichte. Sie hatten gelernt, die früher schon eingeübten Feuerwände und -ringe ungesagt und beliebig groß zu erschaffen, wozu sie zwischendurch ins Freie mußten. Eunice konnte sogar den blaugrünen Feuerball schleudern, den sie jedoch auf Empfehlung von Professor Flitwick ausgesprochen wirken mußte. Sie konnten Gestein härter als Diamant machen oder weich wie Knetmasse zaubern, Erdformationen verändern und verschiedene Luftbewegungen erzeugen, vom temperierbaren und beliebig verstärkbaren Luftstrom aus dem Zauberstab bis zu den gelenkten Windböen oder dem Calmaventus-Zauber, der in einer abgesteckten Zone absolute Windstille gewährte oder einen Ventocomes-Zauber, der eine sich mit dem Zauberkundigen bewegende Zone eines in bestimmter Richtung blasenden Windes erzeugte, was früher oft bei Segelschiffen angewandt wurde und zum Teil noch im fliegenden Holländer zur Anwendung kam. Wasser konnten sie auf beliebige Art beeinflussen, als dauernden Strahl von haarfein bis feuerwehrschlauchdick aus dem Zauberstab sprudeln lassen, mit demselben Zauberwort wie dafür ein Gefäß auffüllen, oder ähnlich dem Calmaventus eine Zone sich nicht bewegender Wassermassen erschaffen oder Wasser zu Eis gefrieren, Eis auf einen Schlag tauen lassen oder Wasser in Dampf auflösen oder Dampf niederschlagen konnten. Doch sie lernten auch, daß ihre Zauber, so mächtig sie erschienen, nur in einem kleinen räumlichen Bereich wirkten und viel Kraft kosteten, weswegen bei größeren Aktionen mehrere Zauberer gleichzeitig und dabei aussprechend zaubernd zusammenwirken mußten, auch um die Zauber dauerhaft auf einen Gegenstand zu legen. Diejenigen, die alte Runen weiterlernten, konnten vorführen, wie sie dauerhafte Zauber auf Gegenstände bringen konnten, so daß ein Krug immer voll wasser blieb, wenn er nicht durch einen Verdampfungszauber schlagartig entleert wurde.

"Derartige Zauber ziehen das betreffende Element aus der Umgebung. Sie könnten also bei einem dauerhaft gefüllten Wasserbehälter langsam aber sicher den Boden der Umgebung oder die Luft austrocknen. Es geht aber auch, daß Sie eine Zone schaffen, in der von einem weit entfernten Punkt Wasser herbeitransportiert wird, ähnlich einer direkten Beschwörung aus dem Nichts oder einer Apparation. In der Sahara und der Gobi gibt es Magier, die damit große Oasen erschaffen haben, daß sie das von Salz und anderen Stoffen gereinigte Meerwasser anzapfen und es aus dem Boden sprudeln lassen."

In Verwandlung waren die ersten, eingeschränkten Selbstverwandlungen an der Reihe. Tonya schaffte es dabei einmal, sich kleiner zu machen aber dafür zu einem hefekloßartigen Gebilde mit fast darin versinkendem Kopf, Armen und Beinen zu verunstalten, während Eunice sich einmal strohblondes Haar zauberte und ihre Nase etwas breiter hinbekam.

In Verteidigung gegen die dunklen Künste besprachen sie noch immer dunkle Kreaturen wie Dementoren und Letifolden, wie man Inferi bekämpfen konnte, nämlich durch die Flammengeißel oder weit auslenkbare Feuerschnüre, sowie Feuerwände und -ringe, um sie sich vom Hals zu halten. Roy fragte einmal, was denn der Unterschied zwischen einem Inferius und einem Zombie sei.

"An und für sich keiner, eben nur daß ein afrikanisch-karibischer Zombie durch ein anderes Ritual erschaffen wird als ein Inferius und ein Zombie der höchsten Stufe schon durch seinen Biss oder eine tiefe Kratzwunde seinen Zustand auf Lebende übertragen kann, während ein Inferius einen lebenden Menschen tatsächlich töten muß", sagte Glaucos und diskutierte mit seinen Schülern die lebenden Leichname in verschiedenen Kulturkreisen. Da viele von ihnen auch schon belebte Skelette gesehen hatten, die aber als magische Attraktion herumgereicht wurden durfte Bruster, der sich an die entsprechende Halloweenfeier erinnerte, einen kurzen Vortrag über animierte Skelette halten und nahm dafür zehn Punkte für Ravenclaw mit.

Dann sprachen sie noch über Golems, jene aus Erde, Ton und Blut erschaffenen und magisch belebten menschlichen Gestalten, die als Diener, Wächter oder Mörder abgerichtet werden konnten und morgenländischen Magiern als gefürchtete Hilfstruppen gedient hatten.

"Das was in Schriften wie der Thora, die zum großen Teil dem alten Testament der christlichen Bibel entspricht mit dem Schlagwort "Armageddon" bezeichnet wird, rührt bestimmt von einer Schlacht her, bei der solche Konstrukte zum Einsatz kamen", sagte Glaucos und drückte kurz auf seinen Schwammanzug, um seine halbmeerische Haut nachzufeuchten, was ein befremdliches Schmatzen verursachte.

Aurora erhielt auf alle Einladungen Zusagen, und so freute sie sich auf den 28. Mai, ihren 17. Geburtstag.

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Wie ihre Mutter es versprochen hatte trafen zwei Tage vor Auroras Geburtstag vier große Pakete ein. Regina Dawn hatte es mit Dumbledore und Flitwick so ausgemacht, daß die Festpakete nicht mit der Morgenpost in der großen Halle zugestellt wurden, wo jeder es hätte mitbekommen müssen, sondern am Abend von sechzehn Eulen mit Ringen an den Füßen herbeigeschafft wurden. Offenbar hatte Auroras Mutter es so gedreht, daß die Pakete nach Hogsmeade gebracht und dort vom Postamt aus verschickt worden waren. Denn die Eulen wirkten noch frisch und munter. An dem größten Paket war noch ein Umschlag befestigt, den Aurora vorsichtig zwischen den strammen Schnüren hervorzog und öffnete.

Hallo, Kind! Heute darf ich dich ja noch so nennen, ohne mir deinen Unmut zuzuziehen. Ich habe mit Oma Regan, Tante June und Onkel Tony alles wichtige eingepackt, Kerzen, Naschwerk, Getränke und Oma Regans Geburtstagstorte. Die Pakete sind mit dem Conservatempus-Zauber belegt, halten also alles darin aufbewahrte durch Zeitverzögerung frisch. Da ich weiß, daß das mit dem Raum der Wünsche geklappt hat, als Eunice Geburtstag feierte, denke ich, du wirst auch einen schönen Tag verleben.

Viel Spaß wünscht dir

               deine dich liebende Mutter, Regina Dawn

Die Pakete wurden wie Schatztruhen eskortiert in den Schlafsaal der Sechstklässler gebracht und dort unter den vier Betten verstaut.

"Wehe, wenn ihr nascht!" mahnte Aurora Dina, Miriam und Petula mit wild entschlossener Miene.

"Du weißt doch gar nicht, was da drin ist", sagte Petula amüsiert.

"Madame Pomfrey hat mal was von einem Transvisus-Zauber erzählt, mit dem man für zehn Sekunden durch feste, tote Materie sehen kann. Aber das geht nur bei nicht von anderen Zaubern durchdrungenen Sachen", sagte Aurora.

"Dann werden wir es eben erst an deinem Geburtstag rauskriegen", meinte Miriam.

Der letzte Tag vor diesem großen Ereignis war noch einmal anstrengend, weil die, die Zaubertränke hatten bei Snape einen komplizierten Luftentgiftungstrank brauen mußten, dessen Dämpfe jedes nichtmagische Giftgas neutralisieren konnten. Die Gefahr bei diesem Trank bestand darin, daß bei einem Fehler entweder von ihm selbst giftige Schwaden ausgingen oder er der Luft, die er reinigen sollte den zum Atmen nötigen Sauerstoff entzog. Snape beobachtete Melinda Bunton, schnitt gehässige Grimassen. Doch als der Trank fertig war hatte sie genauso wie die übrigen korrekt gearbeitet.

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Zum Geburtstag viel Glück!
Zum Geburtstag viel Glück!
Zum Geburtstag, Liebe Aurora,
zum Geburtstag viel Glück!" Plärrte es unter den Betten im Schlafsaal der Sechstklässlerinnen. Aurora suchte nach der Quelle. Wie konnten die Pakete so bezaubert worden sein, daß sie dieses Lied hervorbrachten? Die anderen Mädchen wachten auf und lauschten den winzigen Stimmen, die sangen.

"Ach, haben die deine Geschenkpakete mit einem Conservasonitus-Zauber belegt und den noch mit einem an die ablaufende Zeit gekoppelten Auslöser verbunden", meinte Miriam. "Das werden wir bei Flitwick wohl noch kriegen."

"Jedenfalls lustig", meinte Petula. Dann standen sie auf und traten an Auroras Bett heran, die zuerst so tat, als schliefe sie weiter. Sie sangen ihr ein Ständchen und beglückwünschten sie.

"Jetzt gehörst du zu denen, die alles machen können, aber nicht mehr alles dürfen", sagte Petula und spritzte Aurora einen kalten Wasserstrahl aus dem Zauberstab ins Gesicht. Aurora revanchierte sich für diesen Streich mit einem eiskalten, ungefähr auf Windstärke elf aus ihrem Stab fauchenden Luftstrahl, der Petula fast das Nachthemd vom Leib riss. Dann ließen die drei Kameradinnen Aurora Hochhleben und trugen sie ins Badezimmer, wo sie sie in eine der vier Badewannen warfen und diese mit Aguamenti voll kaltes Wasser laufen ließen. Aurora versuchte zwar, sich aus der kalten Flut zu befreien, doch Miriam und Petula hielten sie fest. Sie schrie vor Kälte und wollte ihren Zauberstab greifen, da ließ Dina das eingefüllte Wasser schlagartig bis fast zum verbrühen erhitzen, während Miriam einen der Badeschaumspender an der Wand drückte und violette, wohlduftende Blasen herausblubbern ließ.

"Wir hätten dich gerne ins Bad der Vertrauensschüler gebracht", meinte Miriam. Aber keiner von den anderen wollte uns das Passwort verraten."

"Hättet ihr Cynthia oder Eunice fragen müssen", sagte Aurora, während sie von Schwämmen und Lappen, die sich selbst bewegten abgeschrubbt wurde.

"Die haben wir gefragt. Die wollten dann dabei sein, wenn wir dir den Dreck deiner Jugendsünden vom Körper waschen. Aber das ging ja nicht", sagte Petula.

"Pech aber auch", erwiderte Aurora, bevor ihr ein besonders eifrig gezauberter Badeschwamm dreist über den Mund fuhr.

"So haben wir alles ab, was das kleine Mädchen so angestellt hat?" Fragte Miriam.

"Sieht so aus", sagte Petula.

"Gut, dann müssen wir noch den letzten Rest von Kindlichkeit aus ihr rausschütteln", bestimmte Miriam. Aurora wußte nun, daß die drei Mädchen sich schon lange auf diese Zeremonie vorbereitet hatten. Als sie dann von den drei Kameradinnen aus dem Wasser gehoben wurde, das gurgelnd im Abfluß verschwand und mit rhytmischem Gesang: "Groß-bist-du-nun-warst-mal-klein-sollst-was-ordentliches-sein auf und nieder geworfen, hin- und hergeschlenkert und mal auf die linke, mal auf die rechte Seite gedreht wurde, traten Vivian und Nelly ein. Sie sahen, wie drei noch in Nachthemden steckende Sechstklässlerinnen ihre nackte und wohl gerade aus der Badewanne geholte Kameradin traktierten und grinsten, während sie ihnen zuhörten. Aurora ließ es sich nun ohne Wiederworte gefallen, daß die Kameradinnen sie zwei Minuten lang herumschlenkerten, bis Miriam verkündete:

"So, jetzt ist sie endlich groß genug, um als erwachsene Hexe in die Welt zu gehen."

"Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag!" Wünschten Nelly und Vivian Aurora, die unbekümmert unbekleidet vor ihnen auf die Füße gestellt wurde, sich das zerzauste, nasse Haar aus dem Gesicht strich und sie anstrahlte.

"Schade, daß ihr das nicht mit euch machen könnt", sagte sie keuchend, weil das herumgeschüttelt werden sie doch gut angestrengt hatte. Vivian sah Miriam an und fragte sie, ob das so üblich sei.

"Meine Mutter wurde von ihren Klassenkameradinnen so in ihren siebzehnten Geburtstag hineingebracht. Die hat mir das erzählt. Könnte man als Ritual in Hogwarts einführen."

"Nur, daß Jungs keine Badewanne in ihrem Schlaftrakt haben", bemerkte Petula. Aurora fand nun, wo es ihr doch langsam kalt wurde, daß sie sich doch besser was anziehen sollte.

"Halt, du darfst keinen deiner alten Umhhänge anziehen. Zumindest nicht heute. Sonst müssen wir das mit dir noch mal machen. Und du bist nicht gerade leicht", sagte Miriam und eilte in den Schlafsaal. Sie kam mit einer Tüte zurück, aus der sie Unterzeug, einen nagelneuen Schulumhang und einen kleinen, schwarzen Hexenhut holte. Das mußte Aurora anziehen.

"Bißchen eng, die Unterwäsche, Miriam. Seit wann hast du die Klamotten denn bei dir versteckt?"

"Öhm, seit Ostern, seit ich wußte, daß wir ja deinen Geburtstag feirn. Die Sachen mußt du heute den Ganzen Tag tragen, bis abends. Erst wenn du ins Bett gehst darfst du deine alten Mädchensachen wieder anziehen. Dann hast du den Tag gut überstanden und kannst anziehen was du willst."

"Soll ich mir von euch jungem Gemüse sagen lassen, was ich anziehen soll?" Fragte Aurora grinsend. "Hättest vielleicht eine halbe Größe mehr kaufen sollen. Ist ja wirklich hauteng. Gut, daß der Umhang das kaschiert. Sonst kommen die Jungs noch auf merkwürdige Ideen, was ich zu bieten hätte."

"Die Rattler wird wohl heute den Braten riechen", meinte Dina. "Die wollte doch schon wissen, wann Aurora Geburtstag hat."

"Das heißt aber nicht, daß sie noch eingeladen wird", sagte Petula. Aurora nickte. Dann machte sie sich daran, ihr Haar wieder in Ordnung zu bringen. Sie trug etwas von Dione Porters Sternennacht-Elixier auf, das schwarzes Haar zum glitzern brachte und hantierte mit ein wenig rosa Schminke, um ihre Wangen etwas rosiger zu machen. Mehr Kosmetik wagte sie jedoch noch nicht, zumindest nicht bis zum abend.

Als sie mit ihren Klassenkameradinnen in den Gemeinschaftsraum kam schmetterten Stimmen und Musikinstrumente ein fröhliches Ständchen. Bruster spielte auf einer Gitarre, die er wohl mit dem Sonorus-Zauber verstärkt hatte, weil sie raumfüllend laut erklang. Als Aurora sich für das Ständchen und die Glückwünsche bedankt hatte bewunderten alle die neue Aufmachung. Sie verwies die Fragenden Mädchen an Miriam, die nur sagte, daß sie als erwachsene Hexe unmöglich in Mädchenklamotten herumlaufen könne, zumindest nicht an ihrem Geburtstag.

"Sieht aus wie'n Geschäftsfrauenkleid, dein Umhang", sagte Bruster Wiffle. "Die Rattler wird blöd kucken."

"Das tut sie doch immer, wenn sie was sieht, was sie nicht kapiert", sagte Roy. Dina gratulierte Aurora persönlich und sagte, daß sie ja nach den Prüfungen dran sei. Roy fragte sie, ob Aurora dann gleich morgen die Apparierprüfung ablegte. Sie nickte.

"Ich weiß nicht, ob mein Onkel, der im Apparationsprüfungsbüro arbeitet die Prüfung abnimmt. Eigentlich dürfte er es nicht, damit nicht behauptet wird, ich hätte mich von ihm durchwinken lassen oder sowas."

"Könnte dieser Schreckschraube Moonbeam einfallen, dich zu checken", sagte Bruster abfällig.

"Die Frau hat dir nix getan", meinte Mortimer. "Die wollte halt nur, daß du keine kleinen Muggelkinder erschreckst und altehrwürdige Opas in den Herzinfarkt reintreibst."

"Hihi, haha, hoho", versetzte Bruster darauf. Dann meinte Dina:

"Ey, muß doch jetzt nicht sein, euch wegen Apparieren zu zanken." Bruster und Mortimer sahen sie verdattert an.

"Ich werde mich doch noch mit meinem Cousin unterhalten dürfen, oder, Ms. Murphy?"

"Wie ihr meint", knurrte Dina und ging zu Roy zurück.

Erst fiel gar nicht auf, daß Aurora neue Sachen anhatte. In der großen Halle herrschte die übliche Geschäftigkeit des Essens und Plauderns. Dann kamen die Posteulen und Aurora wurde von einem Schwarm aus zehn Eulen gleichzeitig angeflogen. Da fiel den Schülern an den anderen Tischen auf, daß Aurora heute etwas anders aussah als die letzten Tage. Tonya verzog das Gesicht und überlegte wohl, wie sie jetzt damit umgehen sollte. Loren lächelte Aurora an, die einzige Slytherin, die ihr dieses Wohlwollen entgegenbrachte. Die anderen nickten nur und hakten die Neuigkeit unter "Gesehen und vergessen" ab.

Auroras Verwandte schrieben ihr die besten Wünsche zum Geburtstag.

"Du hast dich sehr gut entwickelt, Kind! Zeige der welt, wie groß du geworden bist!" Schrieb Onkel Tony. Tante June schrieb:

"Ich hoffe, das Buch hilft dir in Muggelkunde weiter. Ich freue mich, daß du es bis zu diesem Tag so gut geschafft hast."

Ihre Großeltern schrieben ihr, daß sie immer für sie da sein würden und sie keinen falschen Stolz haben brauche, mit ihnen über alles zu sprechen, was ihr Kummer bereite. Eunice und Cynthia gratulierten auch auf dem Postweg. Eunice schrieb:

"Wir sehen uns heute abend im Wunschraum."

priscilla Woodlane, Erica Fielding und Heather Springs schrieben auch. Heather mußte es irgendwie geschafft haben, die Eule so loszuschicken, daß sie von Australien aus genau am 28. mai in Hogwarts ankam. Dann waren da noch zwei Briefe, deren Überbringereulen auch eine weitere Reise gemacht hatten. Einer kam aus den Staaten und der andere aus Frankreich. Aurora nahm erst den aus Amerika:

"Hallo, Aurora,

auch auf die Gefahr hin, daß du den Brief sofort zerreißt und zerbröselst möchte ich es mir doch nicht nehmen lassen, dir herzlich zu deinem siebzehnten Geburtstag zu gratulieren.

Auch wenn du's für Heuchelei halten magst, ich habe das ganze Jahr an dich denken müssen. Hier in Thorny, wie wir die Schule alle nennen, ist es doch irgendwie anders als in Hogwarts. Diese Prinzipalin Wright pendelt immer zwischen lieber Oma und böser Hexe, Lissy hat mit einigen Mädels aus ihrer Klasse einen Club für Superhexen gegründet, in dem nur Streberinnen wie sie reindürfen, und Becky und ich sind auf zwei verschiedene Häuser verteilt worden. Ich wohne jetzt in einem Haus namens Redhawk, während Becky in einem Haus namens Bluesprings untergekommen ist. Hier wohnt alles, was an Menschenrassen auf der Erde zu finden ist. Wir haben Asiaten, Afros, Indianer, Eskimos, die sich aber lieber Inuit nennen lassen wollen und sogar welche, die aus Arabien stammen könnten. So'n Typ namens Bullhorn gibt bei uns Zauberkunst. Der ist eher so'n Kriegertyp, groß, mit Muskeln und blond, wie so'ne Heldengestalt aus Wikingergeschichten.

Weil ich am Anfang mit dem System hier etwas komisch war bin ich hier erst etwas durchgesackt. Aber jetzt geht's wieder. Ich feiere wohl im Juni meinen Geburtstag mit Becky und Lissy.

Ich darf jetzt dieses Quodpot-Spiel spielen und habe mich dabei schon dreimal in den Krankenflügel gebracht. Die Heilerin hier, Hygia Merryweather, meinte, wenn ich das nächste Mal zu ihr käme wegen einem Quodpot-Unfall, dann würde die mir das Spiel verbieten. Aber Quidditch geht ja hier nicht.

Was macht die Rattler? Ist die immer noch so schräg drauf?

Noch mal herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag!

Alles gute, viel Glück und Erfolg im Leben
                   Bernhard Hawkins

Aurora zerknüllte den Brief. Der fühlte sich also einsam, der Junge, dachte sie. Dann nahm sie den Brief aus Frankreich und öffnete ihn.

Ich grüße dich, Aurora,

ich habe von Professor Sprout erfahren, daß du am 28. mai deinen siebzehnten Geburtstag feierst. Dazu möchte ich dir alles gute und liebe wünschen und dir sagen, daß ich sehr hoffe, daß du weiterhin so aufgeweckt und interessiert bleibst wie du im Sommer warst.

Dein Brief an mich hat mir sehr gefallen, vor allem, daß du meine Muttersprache schon so gut schreiben gelernt hast. Machen deine Freundinnen noch bei deinen Übungen mit?

Claire wächst sehr gut heran. Ich kann sie schon mit weichem Obst füttern. Die ersten Zähne sind schon durchgekommen, was sie und uns manche schlaflose Nacht eingebracht hat.

Schreibe mir ruhig wieder, wenn du ausprobieren möchtest, wie gut du was in meiner Sprache erzählen kannst!

Noch einmal meine besten Wünsche zu deinem Geburtstag!
                    Camille Dusoleil

"Das ist aber nett, daß sie mir schreibt", sagte Aurora lächelnd. Dann las sie den Brief für ihre Freundinnen noch einmal laut vor. Da diese ja wie sie aus dem Französischbuch lernten, verstanden sie es ja auch.

"Der andere war von Bernhard Hawkins?" Fragte Petula. Aurora nickte und gab ihr den zerknüllten Brief. "Kannst du lesen und dann wegwerfen, wenn du möchtest", sagte sie leicht verstimmt. Petula nickte und steckte den Brief fort.

Auch an ihrem Geburtstag kam Aurora nicht um die Schulstunden herum. Doch sie bewältigte sie mit großer Freude. Denn sie dachte daran, daß sie alles, was sie jetzt konnte und noch lernte, von heute an auch in den Ferien anwenden durfte, ohne sich vor den Leuten vom Ausschuß zum vernunftgemäßen Gebrauch der Magie fürchten zu müssen.Tonya fragte sie in einer Pause mal:

"Na, ist heute dein Tag, wie? Feierste denn auch schön?"

"Wird sich zeigen, wie schön es wird", sagte Aurora nur.

"Wenn du nicht kommst wird's bestimmt schön, Rattler", sagte Roy Fielding ungefragt. Tonya setzte schon an, Ravenclaw deswegen Punkte abzuziehen. Doch Aurora sah sie warnend an und sagte:

"Wag dich das, nur weil er meiner Meinung ist Punkte abzuziehen und ich such mir einen von euch aus, dem ich Punkte abziehen kann!" Drohte Aurora. Tonya verstand, daß die Sechstklässlerin aus Ravenclaw wohl sehr entschlossen war.

"Ich würde mich hüten, bei dir vorbeizukommen, wenn Schlammblüter wie der da so dreist daherquatschen dürfen", knurrte sie und verzog sich.

"Dafür kann ich Slytherin leider keine Punkte abziehen, so gern ich das jetzt täte", knurrte Aurora. Doch dann fiel ihr wieder ein, daß sie sich den Tag nicht vermiesen lassen wollte.

Am Nachmittag paukte sie noch einmal die Theorie des Apparierens, die Grundlagen und die Gesetze zum Umgang damit. Sie hatte bei Professor Flitwick den auf diesen Tag datierten Antrag zum Ablegen der Prüfung eingereicht, wie es üblich war.

"Also man darf nicht einfach in irgendein Haus reinapparieren, das nicht das eigene Wohnhaus ist oder muß bei öffentlichen Gebäuden den für das Publikum bestimmten Bereich als Ziel auswählen, weil das sonst als Eindringen in die Privatsphäre gewertet wird", sagte Roy, der mit Aurora zusammen die Unterlagen durchging. Dann fragte er sie noch einmal über die bei größeren Strecken anfallenden Sachen ab, ließ sie das internationale Abkommen zur formlosen Einreiseerlaubnis apparierender Zauberer zitieren, sofern diese innerhalb zweier Tage beim zuständigen Zaubereiministerium eine schriftliche Aufenthaltserlaubnis beantragten und sich nichts zu Schulden kommen ließen. Dann meinte Roy:

"Also wenn sie dich morgen fragen, bist du top drauf, wenn du keinen Aussetzer hast."

"Danke, Roy", sagte Aurora und packte ihre Unterlagen wieder fort. In der Praxis würde sie wohl überzeugend abschneiden, wenn sie nicht zu nervös war und ausgerechnet bei der Prüfung eine Zersplinterung baute.

Abends trafen sich alle geladenen Gäste auf dem siebten Stockwerk im allgemeinen Teil.

"Peeves war hinter uns her", sagte Bruster. "Aber ich habe den mit einem satten Packen Flüche weggeblasen."

"Na hoffentlich bleibt der weg", meinte Cynthia.

"In den Raum kann der nicht rein", sagte Eunice. "Irgendwie ist der geistersicher, hat mir unser Hausgeist erzählt. Nur Lebendige können da reingehen."

"Dann mal los!" Trieb Petula die Schar an. Aurora dachte konzentriert an das, wie sie den Raum haben wollte. Mindestens vier große Zimmerpflanzen, Überall frei schwebende Kerzen, goldene Girlanden, etwas das zeigte, daß hier ein siebzehnter Geburtstag gefeiert wurde und bequeme Möbel, Silberkelche, Silberbesteck und goldene Teller. Dieser Raum fragte ja nicht nach dem Preis dafür. Sie schloss noch einmal die Augen, sah das alles vor sich, als wolle sie apparieren und dachte noch an eine magicomechanische Musikkapelle. Dann öffnete sie die Tür und winkte ihre Gäste in den Raum, der tatsächlich so ausgestattet war wie sie es sich gewünscht hatte. Als die Tür wieder zufiel begann ein Oktett aus mechanischen Musikern ein Geburtstagsständchen zu spielen, während unter der Decke eine sonnengelbe 17 tanzte. die mal mit der 1 und dann mal mit der 7 schlenkerte, was die Gäste begeisterte. Über dem größten der herbeigewünschten Tische flatterte frei das blau-bronzene Ravenclaw-Banner mit dem Schriftzug: ZUM GEBURTSTAG UND FÜR DAS WEITERE LEBEN ALLES GUTE, AURORA DAWN

"Phantasie ist das wichtigste Rüstzeug eines angehenden Zauberers oder eine angehenden Hexe", rezitierte Bruster im Stil von Professor Flitwick. Eunice kniff ihm dafür in die Nase. Dann beglückwünschte sie Aurora zu dieser tollen Dekorationsidee.

Aus den vier Paketen wurden Tabletts mit kleinen und großen Kuchen, Salaten und Pasteten gepackt. Doch zuerst mußte Aurora die von Petula mit einem Wink des Zauberstabs entzündeten siebzehn Geburtstagskerzen mit eigener Lungenkraft auspusten. Dabei wünschte sie sich, daß alle diese Leute um sie herum noch viele schöne Jahre mit ihr erleben konnten. Als dann die mittlere Kerzenflamme ihren verzweifelten Widerstand aufgab und erlosch klatschten alle Beifall. Dann machten sie sich über die Torte her.

"Deine Oma Regan kann backen, so viel steht fest", mampfte Roy, wobei ihm ein paar Krümel aus dem Mund flogen. Dina wischte sie rasch von seinem Umhang. Die Musiker spielten leise mal langsames und mal schnelleres. Wer gerade nicht aß und sich traute, tanzte mit anderen auf dem wie Parkett aussehenden Boden unter der lustig mittanzenden 17 an der Decke. Es gab Butterbier, Fruchtsäfte und Sammy Sparkles extra sprudelndes Mineralwasser, das Eunice in Hogsmeade besorgt hatte. Wer es trank glaubte, selbst zu prickeln und zu sprudeln. Vivian probierte eine von Berty Botts Bohnen in jeder Geschmacksrichtung und schüttelte sich.

"I, Lebertran. Hat meine Oma mir mal eingetrichtert, als ich vier war. Brrrr!"

"Die mögen dich halt nicht, die Bohnen", meinte Tim Preston und griff mutig hinein.

"Pass auf, die schmeckt jetzt nach Plutonium", feixte Roy

"Wenn du mir sagst, wie das schmecken muß weiß ich, daß ich dir demnächst besser aus dem Weg bleibe", meinte Tim und steckte die Bohne in den Mund. "Mjamm, Wildschwein in Weinsoße. Hatte ich mal mit meinen Erzeugern in so'nem Nobelrestaurant, als Dads Chef seine Leute und Familien einlud."

"Da haben die alle gestrahlt, oder wie?" Fragte Vivian. Tim grinste zurück und meinte:

"Ganz sicher."

So vergingen drei herrliche Stunden mit mehr oder weniger belangloser Plauderei, Essen und Trinken, wobei Aurora den jüngsten Gästen einmal von dem Met probieren ließ, um mit ihnen anzustoßen. Sie tanzte zu Walzerklängen mit verschiedenen Jungen, während die bereits länger bestehenden Pärchen ihr Gesellschaft leisteten, Roy mit Dina, Eunice mit Dorian und Tim mit Vivian.

So gegen halb zwölf abends klopfte es leise an die Tür.

"Hoffentlich nicht die Rattler", knurrte Roy. Aurora überlegte, ob sie öffnen sollte. Doch dann ging sie an die Tür und zog sie einen Spalt auf. Silberweißes Kopf- und Barthaar glitzerte durch den Türspalt. Sie zog die Tür richtig auf, und eingehüllt in einen purpur-goldenen Umhang und sonnengelben Stiefeln betrat Professor Dumbledore den Raum. Alle sahen ihn an. Bei Eunice war er nicht aufgetaucht.

"Ich möchte nicht eure Feier unterbrechen, liebe Schülerinnen und Schüler, sofern ihr bis zwölf uhr zu einem erfreulichen Abschluß kommt. Ich möchte lediglich dem Geburtstagskind meine Aufwartung machen", sagte der Schulleiter und trat ein. Aurora schloß die Tür. Er sah sich erfreut um und entdeckte noch einen winzigen Rest von der großen Geburtstagstorte. Aurora erzählte ihm, das die Torte von ihrer Großmutter Regan Dawn geschickt worden sei und bot ihm das letzte Stück an. Dumbledore nahm die Einladung an und nahm das Stück Schokoladentorte. Als er Auroras Oma Regan für ihre Backkunst gepriesen hatte sagte er, als ihm alle zusahen und zuhörten:

"Ich bin zu dir gekommen, Aurora, um dir ganz persönlich meine besten Wünsche für dein weiteres, nun in der Welt der Erwachsenen stattfindendes Leben alles gute, alles schöne und alle Liebe zu wünschen. Da du dich seit deiner Einschulung mit all deinen Eigenheiten und Eigenschaften sehr gut in Hogwarts bewährt hast, weiß ich, daß du deinen Weg machen wirst, wohin er auch führt. Außerdem möchte ich dir und deinen Gästen noch sagen, daß du nun, wo der sogenannte Ernst des Lebens endgültig deine Aufmerksamkeit zu fordern meint, nicht nur für die zweckgebundene Arbeit leben darfst. Ich sage das deshalb, weil ich deine Mutter sowohl als Schülerin als auch als Lehrerin als sehr hartnäckige und manchmal zu verbissen arbeitende Hexe kennenlernen durfte. Da du ja ihr Blut in den Adern hast halte ich es für meine Pflicht, dir frohen Mut zu wünschen, daß das Leben keine ewige Tretmühle ist, in der jeder seine Rolle zu spielen hat. Ihr, die ja noch diesen Tag vor euch habt, freut euch ja schon auf die Sibzehn, das sie, wie jetzt hier, auch mal über euch tanzt und euch hell erstrahlt. Andere sagen sich, daß dann das echt schöne Leben, das mit Spielen und Albernheiten verbunden ist ja aufhört und es dann ja nur noch darum ginge, für irgendwen zu arbeiten und irgendwem gegenüber verantwortlich zu sein, Den Kollegen, dem Vorgesetzten und der eigenen Familie. Manche von euch kennen es von den eigenen Eltern, wie aufreibend ein solches Leben sein kann. Doch ich kann euch aus meiner schon mehr als einhundert Jahre angehäuften Lebenserfahrung heraus beruhigen, daß dieses Leben nicht das Leben an sich ist, sondern nur ein Teil davon, von dem ihr alleine bestimmt, wie viel Platz er einnimmt und wie viel Zeit ihr darauf verwendet. Doch es ist nur ein Teil des wirklichen Lebens, das eine ganze Menge bereithält, die nicht für Geld zu kaufen ist und nicht hinterfragt, wem ihr dafür verantwortlich seid. Aurora, du hast zusammen mit meiner Kollegin Professor Sprout im letzten Sommer einen kurzen Einblick bekommen, wie jemand sein Leben gestalten kann. Du warst bei einem Kongress von Fachleuten, die darüber sprachen, was in ihrem Wissenszweig neu, wichtig und besonders wertvoll erschien. Du hast verschiedene Fachleute sprechen gehört und dabei sicher bemerkt, daß die einen nur für die Arbeit und die Erweiterung ihres Fachwissens leben und die anderen es als einen großen Spaß ansehen, der um so größer ist, je mehr sie damit umzugehen verstehen. Du hast eine Hexe getroffen, die obwohl als Fachkundige nicht diesem pulvertrockenen Drang nach reiner Lehre und Erkenntnis, sondern auch der Freude am Leben verbunden ist. Für diese sind Liebe und Freundschaft, Fürsorge und Frohsinn wichtiger als die reine Fachkenntnis. Sie machte sich nichts daraus, daß die von ihr geladenen Gäste sie befremdet ansahen, weil sie gerade ein Kind erwartete und diesem Kind ihre verfügbare Zeit unterordnete. Sie stand dazu, daß sie nicht nur Fachhexe ist, sondern auch Gefühle wie Liebe, Verbundenheit und Zuwendung wwertschätzt. Somit hast du, ohne es vorher zu ahnen, gelernt, daß es nicht vorgeschrieben ist, wie du zu leben hast, sondern nur, daß du das, was du tust, mit deinem Gewissen vereinbaren kannst. Viele werden dir und euch anderen was von Rechten und Pflichten erzählen. Das stimmt, diese gibt es. Es gehört zu den Rechten, sein eigenes Leben zu gestalten, sich zu entfalten und Spaß daran zu empfinden. Es ist die größte Pflicht, anderen dasselbe Recht zu gönnen und mit ihnen zusammen lebenswerte Stunden, Tage oder Jahre zu verbringen. Alles andere ist nur zeitweilig und nicht für das ganze Leben aussagekräftig. Wie gesagt kann ich das auf Grund eines mehr als ein Jahrhundert dauernden Lebens sicher feststellen. Es gibt vieles, was wir tun müssen, weil es wichtig ist, im Sinne des friedlichen Miteinanders und der Lust am neuen Wissen zu tun. Aber es gibt vieles, was wir einfach tun können, wenn wir es wollen und dabei die Entfaltungsrechte der Anderen nicht nur achten, sondern uns mit diesen Leuten zusammentun und das eigene Leben zum wirklich schönen und wertvollsten Besitz zu erheben, den jemand haben kann. Hier sitzen Dina und Roy, die nach dem Ende des Schuljahres heiraten möchten. mein guter, alter Freund, Logophil Nodberry, der mir sofort gesagt hat, daß er das sehr gerne mit euch durchführen möchte, hat einmal einen Satz geäußert, der in keinem Buch der Welt steht, weil er zu weise ist, um jemals aufgeschrieben zu werden:Alles was wir im Leben erleiden ist nichts anderes als ein Steiniger weg unter den Füßen, der links und rechts von den schönsten Blumen und Bäumen gesäumt wird und nur dorthin führt, wohin wir ihn gehen wollen. Also freut euch an allem was am Wegesrand liegt und schaut nicht immer nur auf die Zeit, um den Weg zu beschreiten. Er wird geduldig darauf warten, wohin ihr ihn gehen wollt. Wir haben in den letzten Jahren sehr viel schreckliches erlebt und erlitten, weil jemand, der sich selbst über die Welt gestellt hat nicht um sich schauen wollte sondern alles nach seinem Willen umbauen wollte. er mußte lernen, daß es Dinge gab, die all seine selbstherrliche und grausame Macht überstiegen, ohne grausam und gewalttätig zu wirken. Damit hat er uns gegen seinen vom wahrem Wert abgekommenen Willen die wichtige Lektion erteilt, daß Leben um des eigenen Ruhmes und der eigenen Macht willen immer in die Selbstzerstörung führt. Das ist kein Trost für die, die er auf diesem Weg der Selbstzerstörung mit in den Abgrund gerissen hat. Aber es ist eine große Hoffnung, daß wir lernen können, unsere Angst nicht zu unserem eigenen Gefängnis zu machen. Kameradschaft, Freundschaft, innige Liebe und Mitgefühl, das sind die Dinge, die jedes Leben wertvoll machen. - So, und jetzt, wo der alte Zausel seinen Spruch unters Volk gebracht hat, möchte ich dir noch sagen, Aurora, daß es mich freut, dich kennen zu dürfen. Gute Nacht zusammen!"

Die Schüler grinsten, weil Dumbledore nach seiner ernst anmutenden Rede, bei der er jedoch immer freundlich gelächelt hatte, sich selbst auf die Schippe genommen hatte. Dann stand er auf, verabschiedete sich von jedem einzelnen und ging wieder hinaus.

"Du wurdest gerade geehrt", sagte Eunice. "Zu mir kam er nicht."

"Immerhin hat der mal einen Witz gemacht", sagte Bruster belustigt.

"Der ist mehr als hundert Jahre alt?" Fragte Vivian überrascht.

"Schon heftig", bemerkte Rita Swift dazu.

Voll von Feierstimmung, Butterbier, Naschereien, Met und Musik und berührt von der kurzen aber eindrucksvollen Ansprache des Schulleiters kehrten die Geburtstagspartygäste um Mitternacht in ihre Häuser zurück, leise und schweigend, um bloß nicht noch mit Filch zusammenzurasseln.

Aurora legte die über den Tag getragene Kleidung ab. Dann verstaute sie die Geschenke, zu denen einige Bücher, Schmuck und selbstgeformte Tonfiguren gehörten. Anschließend bedankte sie sich bei den Klassenkameradinnen und legte sich schlafen. Ihr siebzehnter Geburtstag war um, und sie hatte eine neue Stufe genommen. Was immer Dumbledore auch sagte, es war ihr klar, daß es nun nicht mehr zurückging.

__________

Thelma Moonbeam fragte Aurora am nächsten Nachmittag auf der Übungswiese von Hogsmeade ab, nnotierte die Antworten und nickte abschließend.

"Wunderbar. Alle Fragen beantwortet. Gehen wir an die praktische Prüfung!"

Nach einer knappen Stunde, in der Aurora an mehreren ihr bekannten und dann auch unbekannten Orten appariert war, zuletzt bei einem Kreis übermannshoher Steine, wo früher wohl noch druidische Rituale stattgefunden hatten, kehrte sie nach Hogsmeade zurück. Thelma Monnbeam, die jede Apparition protokolliert hatte sagte dann:

"Gratuliere, Ms. Dawn. Sie haben soeben ihre Endprüfung in der magischen Kunst des zeitlosen Standortwechsels, die Apparition, mit Auszeichnung bestanden. 99 von 100 erreichbaren Punkten."

"Öhm, Danke, Mrs. Moonbeam. Aber wissen möchte ich schon, wo der eine Punkt gefehlt hat."

"Sie sind zweimal zu laut an einem Ort appariert, in dessen Umgebung Muggel anzutreffen sein können. Ansonsten haben Sie sehr dezente Apparitionen vollführt. Noch einmal meinen Glückwunsch und meine besten Wünsche für Ihr weiteres Leben in der magischen Gemeinschaft. Nutzen Sie die Ihnen nun erlaubte Kunst weise und gewissenhaft!" Sie lächelte Aurora Dawn an, zog einen kleinen Stapel silbern geränderter Urkunden heraus, unterzeichnete jede mit einer Adlerfeder und silberner Zaubertinte und händigte sie Aurora aus. Dann wünschte sie der erfolgreich geprüften Hogwarts-Schülerin noch einen schönen Tag und disapparierte beinahe unhörbar.

"Bis ich so leise machen kann muß ich aber noch viel üben", dachte Aurora. Sie dachte einen Moment daran, nach Hogwarts zu apparieren. Doch sie wollte nicht in die dortigen Abwehrzauber hineingeraten. So nahm sie ihren Nimbus 1500 und sauste auf diesem hinauf zum Schloß, über das von geflügelten Steinebern bewachte Tor zu den Ländereien und landete auf der Wiese vor dem großen Eingangsportal. Dort erwarteten sie ihre Klassenkameraden, sowie Cynthia, melinda, Eunice und Dorian. Aurora schwenkte eine der erhaltenen Urkunden.

"Gratulation! Jetzt bist du endlich so beweglich wie eine erwachsene Hexe sein soll", sagte Eunice. Dann ließen sich alle erzählen was Aurora hatte tun müssen.

"Mortimer kriegt da voll Probleme, weil der immer so angebumst kommt, wenn der appariert."

"Du bumst gleich irgendwo gegen, Bruster, wenn du so weiterquatschst", sagte Mortimer. Doch dann grinste er."Irgendwo muß ja der Salutschuß herkommen, wenn ich eintreffe." Darüber lachten sie alle.

__________

Nach den schönen und erfolgreichen Tagen Ende Mai mußte Aurora sich wie alle anderen den harten Jahresendprüfungen stellen. Snape ließ dabei einmal heraus, daß er durchaus von der Jahresendnote der sechsten Klasse abhängig machen konnte, ob jemand nächstes Jahr noch bei ihm bis zum Zaubertränke-UTZ lernen dürfe oder nicht. "Ich bin hier kein Pausenclown mit Mitmachvorstellung. Wer bei mir Zaubertränke haben will, muß mir beweisen, daß er seine und meine Zeit nicht verschwendet."

"Wahrscheinlich war er der einzige in der sechsten Klasse, der sich voll in Zaubertränke reingehangen hat", meinte Roy. Dina nickte wohl. Aurora fragte daraufhin Petula, die von Priscilla her wissen konnte, wie Snape abgeschnitten hatte. Doch diese wußte es nicht.

Bei den anderen Prüfungen durfte kein laut hergesagter Zauber verwendet werden, es sei denn, er ließ sich nicht ungesagt wirken. Dina schaffte in dieser Prüfung wegen der guten Theorie und der über das Jahr hinweg verbesserten Praxis eine gute Note, nach ZAG- und UTZ-Kriterien ein "erwartungen übertroffen", womit sie laut Flitwick ihren ZAG übertroffen hatte. Aurora bekam wie Dina eine gute Note. Eunice brillierte mit der Bestnote in Zauberkunst, Verwandlung und Verteidigung gegen die dunklen Künste. Tonya schaffte im letzteren Fach nur eine durchschnittliche Note. In Kräuterkunde bekamen Aurora und Dina die Bestnoten der Jahrgangsstufe. Verwandlung ging Aurora zwar nicht so gut von der Hand wie Zauberkunst, wurde aber von Professor McGonagall mit "Durchaus lobenswert" beurteilt.

Als endlich alle Prüfungen vorbei waren gab es noch einmal einen Hogsmeade-Ausflug. Roy, der noch nicht apparieren durfte sagte, er wolle erst wieder dahin, wenn er sich auf schnellste Art davonmachen dürfe, wenn wieder diese grünen Weibsbilder auftauchen würden. Aurora verstand ihn.

Zu fuß ging es aus dem Schloß hinunter ins Zaubererdorf. Die Sonne strahlte gleißend gelb vom fast wolkenlosen Himmel herab und wärmte das Land und die Menschen. Das Dorf hatte sich wieder fein herausgeputzt. Der Markt war wieder da. Aurora schlenderte zwischen den Ständen dahin. Ein wohl aus Japan stammender Zauberer verneigte sich vor einem Siebtklässler aus Hufflepuff und sagte:

"Möchte der ehrenwerte junge Herr einen meiner erlesenen Bonsaidrachen bestaunen?"

"Bonsaidrachen! ja, warum nicht?" Sagte der Junge, der die letzten Tage seiner Hogwarts-Schulzeit vor sich hatte. Aurora dachte daran, daß sie im nächsten Sommer an seiner Stelle sein würde. Sie verstand, warum der dunkelblonde Jüngling leicht traurig wie alleingelassen herumgelaufen war. Bald würde er wegfahren und zusehen, daß er in der großen, weiten Welt unterkam.

Aurora folgte dem Jungen zu einem großen Wagen, auf dem viele Gitterkäfige standen. Es schrillte, zischte und schnarrte wie von großen Vögeln. Doch als Aurora nähertrat sah sie lindgrüne, purpurrote und saphirblaue Geschöpfe, die wie Eidechsen mit Flügeln ausschauten. Doch als eines der Wesen sich umdrehte und eine einen halben Meter langen Feuerstoß ausblies, sprang Aurora unwillkürlich zurück.

"Ich dachte, man dürfte keine Drachen halten", sagte der Hufflepuff.

"Nun, wir sind da noch in Verhandlungen mit Ihrem erhabenen Zaubereiminister und seinen ehrenwerten Mitarbeitern. In aller Bescheidenheit empfinden wir die Zucht der kleinen Drachen als große Kunst und ehrenvolle Tätigkeit, die wir sehr gerne auch den magisch begabten Menschen Europas darbringen wollen."

Aurora grinste. Der Hufflepuff sagte:

"Also ich möchte nichts kaufen, was nicht erlaubt ist, Sir. Sie sehen sehr schön aus, Ihre Bonsaidrachen. Aber wenn ich nicht weiß, wie ich den halten kann möchte ich Sie nicht enttäuschen und was zusagen, was ich nicht einhalten kann, Sir."

"Habe ich's mir doch gedacht, das Sie versuchen, die Jugend zu beschwatzen, Mr. Yamamoto", sagte eine Männerstimme von rechts. "Rudolph Finn, Tierwesenbüro des britischen Zaubereiministeriums. Gedenken Sie die hier ausgestellten Exemplare japanischer Bonsaidrachen zu verkaufen?"

"O nein, natürlich möchte ich nichts tun, was gegen die Gesetze dieses ehrwürdigen Landes verstößt", tat der japanische Zauberer unterwürfig. Aurora beschloß, das sicher folgende Geplänkel nicht mit anhören zu müssen und ging weiter. Sie passierte weitere Marktstände, kaufte einer freundlich lächelnden Hexe in grüner Schürze eine Schale Erdbeeren ab und aß diese auf ihrem weiteren Weg durch das Dorf. Alles war friedlich. Sie blieb hinter einem Haus stehen, dessen Eingang auf der entgegengesetzten Seite lag. Klirren von Gläsern und lautes gejohle und Lachen verrieten ihr, daß es der Eberkopf, die zweite in Hogsmeade stehende Schenke war. Ein leises Knistern ließ sie aufhorchen. Es war vom Dach aus gekommen, das mit Schilf gedeckt war. Etwas grünes in einem erdverkrustet wirkendem Kleid unter dem sie etwas trug, das sich sacht bewegte, glitt herab. Aurora erkannte dieses grüngesichtige Wesen sofort, daß sie mit seinen gelbweißen Augen anblinzelte und dessen walnusbraunes Haar sacht im Wind wehte.

"Du bist das, junges Mädchen. Du hast mir meinen Geliebten wegholen lassen, nicht wahr?" Fragte die Kreatur mit quäkiger Stimme. aurora hielt den Zauberstab in der Hand.

"Du rührst mich nicht an, Morpuora!" Rief sie so laut, daß es wohl alle im Umkreis hören konnten. Die Sabberhexe lachte erheitert und glitt einige Meter nach oben. Dann holte sie das sich sacht bewegende Etwas unter ihrem Kleid hervor. Aurora fürchtete schon, es sei ein gefangenes Kleinkind. Doch als sie das winzige Geschöpf mit der hellgrünen Haut und dem dunkelblonden Haarschopf erkannte wußte sie, daß es das Kind dieser Sabberhexe sein mußte, Tim Abrahams' Kind? "Aber diese runde Rosafarbene mit dem Runden ding aus totem Gras auf dem Kopf kam ein wenig zu spät. Er hat mich schon richtig geliebt. Ja, und was du siehst ist von ihm."

"Du wagst dich her, um die Leute, denen du so wehgetan hast noch zu verhöhnen?" Keifte Aurora. Sie hörte schritte aus der Ferne.

"Bevor deine Freunde und Beschützer hier sind, Mädchen, sage Tim einen schönen Gruß von seiner Liebsten. In zehn Jahren wird seine Tochter groß genug sein, dann kann ich wieder zu ihm."

"Er ist nicht mehr da, und du verschwinde!"

"Außerdem sagst du diesem anderen Mädchen, daß versucht hat mir einen gemeinen Lähmzauber nachzujagen, daß es mich nicht täuschen konnte. Ich weiß nicht, was es sich dabei gedacht hat, aber Morpuora ist nicht dumm."

"Was für ein Mädchen?" Fragte Aurora. Sie erinnerte sich doch nur an Bruster, der Morpuora mit einem Schocker erwischen wollte, bevor sie davongeflogen war.

"hast du es denn nicht erkannt. Ihr armen Bodenläufer habt wirklich keine guten Nasen", kicherte Morpuora. Da tauchten vier erwachsene Zauberer von den Seiten auf. Die Sabberhexe stopfte ihr Kind, das sie Tim Abrahams abgezwungen hatte unter ihr Kleid und schwirrte davon. Aurora stand da wie vom Donner gerührt.

"Morpuora, nicht wahr. Sie hat wohl gedacht, die findet hier den Jungen, den sie im letzten Jahr verschleppt hat", sagte ein Zauberer in einer fettigen Schürze mit rauher Stimme.

"Sie hat sich wohl von dem schwängern lassen und wollte ihm das Kind zeigen."

"Sieht ihr ähnlich", knurrte der Zauberer, den Aurora nicht so recht einordnen konnte, weil er sehr bärtig war und nach Fett und Brandwein und etwas, daß sie an einen Ziegenstall denken machte roch.

"Du bist die Aurora Dawn, die damals die Amerikanerin Jane Porter und ein paar Jungs vom Aurorenkorps hinter Morpuora hergejagt hat, nicht wahr?"

"Siehst du doch, Abby", sagte ein anderer Zauberer, rotbraunhaarig mit säbelkrummen Beinen, der nach altem Tabak roch.

"Hast du Salz dabei, falls die wider hinter dir her ist?"

"Ich kann apparieren", sagte Aurora.

"Natürlich kannst du das", grinste der Zauberer, den der Säbelbeinige Abby genannt hatte.

"Hey, Abby, lass die blöde Sabberhexe! Für die bist du eh zu alt!" Rief eine bereits von Alkohol angeleierte Stimme aus dem Pub.

"Die ist weg, ich komme wieder rein!" Rief Abby und entschuldigte sich bei Aurora, daß er wieder zu tun hätte.

"Die ist jetzt mit dem Balg weg. Hat sie gesagt, was sie da ausgebrütet hat?" Fragte der nach Tabak riechende Zauberer. Seine anderen beiden Kumpane kehrten wohl ebenfalls in den Pub zurück.

"Eine Tochter hat sie gesagt. Also wird die wohl wachsen dürfen", sagte Aurora.

"Dann hat die mal wieder ihren Willen gekriegt. Oh, 'tschuldigung, daß ich dich jetzt so stehenlassen muß. Meine Kumpels sind wieder rein, und ich muß mit denen noch was besprechen. Tschüs!" Er ging hastig um das Haus herum und verschwand auf der anderen Seite. Aurora stand einige Sekunden lang unschlüssig da. Was hatte Morpuora, diese Sabberhexe gemeint? Da war doch kein Mädchen gewesen, nur Jane Porter, und die war ja schon ein mehr als großes Mädchen. Die hatte dieses Scheusal auch nicht gemeint, weil sie Jane ja als runde ältere mit einem runden Ding aus totem Gras auf dem Kopf bezeichnet hatte. Aber Bruster konnte sie unmöglich meinen, den kannte sie doch, und der war bestimmt kein Mädchen. Aber was hatte die Sabberhexe ihr noch zugerufen? Die Bodenläufer, also normale Hexen und Zauberer hätten eben nicht so gute Nasen. Gut, das stimmte. So gute Nasen wie Sabberhexen hatten gewöhnliche Hexen und Zauberer nicht. Aber was hatte das damit zu tun? Sie überlegte. Dann befand sie, daß es die einzige gescheite Möglichkeit war, Bruster zu suchen und ihm zu erzählen, daß sie Morpuora gesehen hatte und ihn zu fragen, ob da noch jemand außer ihm gewesen sei. Sie hatte zwar gesehen, daß er den Schockzauber losgelassen hatte, aber vielleicht hatte da noch jemand unter einem Tarnumhang gestanden.

Sie ging durch das Dorf, immer darauf achtend, nicht von Morpuora überrascht zu werden. Vor den drei besen traf sie Loren Tormentus, die wohl auf jemanden wartete.

"Hi, Aurora. Suchst du deine Freundinnen?"

"neh, Bruster", sagte sie nur.

"Der war vor 'ner Minute noch drin und ist dann mit Mortimer und Dorian losgezogen. Was willst du denn von dem?"

"'ne Sache, die nur ihn und mich betrifft", sagte Aurora.

"Dann such mal schön", grinste Loren feist.

"Du mich auch", dachte Aurora und ging weiter. Sie lief einige Straßen entlang, bis sie Bruster und Mortimer vor Dervish & Banges stehen sah. Sie lief zu ihnen.

"Hallo, Aurora. Ich habe dich eben irgendwo rufen gehört. Hattest du Krach mit wem?" Fragte Mortimer. Sie sah ihn und dann Bruster an.

"Sagt Roy nichts davon. Aber diese Morpuora, die Sabberhexe, die Tim Abrahams in ihrem Bann hatte, die ist wieder aufgetaucht. Sie hatte ein Kind dabei, daß angeblich von Tim sein soll."

"Und, was wollte die?" Fragte Bruster leicht verstimmt.

"Die hat komisches Zeug geredet, daß außer dir und mir wohl noch irgendein Mädchen dagewesen sein soll, das ihr irgendwas vorgemacht habe. Hast du außer mir noch'n Mädchen gesehen?"

"Öhm, neh, habe ich nicht", sagte Bruster Wiffle.

"Die meinte, dieses Mädchen hätte sie mit dem Schockzauber angegriffen und die solle sich in Acht nehmen", sagte Aurora. Bruster sah sie leicht irritiert an. Dann fragte er, ob dieses grüne Weib nicht alle Nadeln an der Tanne habe.Aurora erwähnte, daß die sich auf ihre Nase berufen habe. Bruster verzog kurz das Gesicht. Dann lachte er los.

"Ach, und jetzt denkst du, da hätte noch eine im Tarnumhang oder so gestanden?" Fragte er. Mortimer sah seinen Cousin merkwürdig an. "Lass das Scheusal doch quatschen, Aurora. Die wollte dich bestimmt verladen, weil du ihr den Zuchthengst abspenstig gemacht hast, nachdem er sie gedeckt hat."

"Will ich nicht ausschließen", sagte Aurora. Sie lief rot an. Natürlich war es das und nichts anderes gewesen, erkannte sie. Die Sabberhexe hatte sie ausgetrickst, sie verunsichern wollen um ihr zu zeigen, wie haushoch sie Aurora überlegen war. Und sie blöde Gans war voll darauf hereingefallen.

"Nimm's nicht so tragisch, Aurora! Die spielen gerne mit uns herum, wie die Katzen mit der Maus. Wo ist denn die jetzt?" Fragte Bruster.

"Irgendwo mit dem Kind hin, Bruster. Willst du sie suchen?"

"Besser nicht. Ich habe zwar Steinsalz mit, wie üblich, um gerade diesen Biestern den Spaß zu verderben, aber trotzdem muß ich der nicht begegnen."

"Außerdem sucht die ja nach irgendeinem Mädel, das nicht wie du ausgesehen und gerochen haben soll", feixte Mortimer.

"Sei du mal ganz Ffriedlich, sonst ziehe ich Ravenclaw mal ein paar Punkte ab", versetzte Bruster leicht unheimlich klingend.

"Ich wollte das euch nur sagen, daß ihr das Roy nicht erzählt. Lasst den bitte denken, die wären jetzt erst einmal bedient!"

"Joh, machen wir", sagte Mortimer. Bruster nickte. Aurora ging weiter. Wie konnte sie auch so blöd gewesen sein, auf diese grüne Kreatur zu hören. Die kannte doch alle Tricks, um Menschen zu verunsichern.

Aurora ging in die drei Besen. Loren saß inzwischen mit einigen Slytherin-Mädchen aus der ZAG-Klasse zusammen und plauderte mit denen. Sie setzte sich zu Eunice, die ihren Dorian wiedergefunden hatte. Ihr erzählte sie die Sache mit Morpuora, verschwieg jedoch, was sie ihr noch zugerufen hatte.

"Oh, Mist, dann war das doch gut mit dem Salz, Eunice", zischte Dorian.

"Die einzige, die dich so gewürzt abschmatzen möchte bin ich", säuselte Eunice ungeachtet, daß Aurora dabeisaß und unfreiwillig zuhörte.

"Die wollen ja auch noch mehr als nur abschmatzen, Eunice", raunte Dorian nun in einer wohligen Stimmung, während seine Freundin ihm zärtlich über die Wange streichelte. Aurora dachte, hier besser nicht weiter zuzusehen und verabschiedete sich im Flüsterton. Madame Rosmerta kam herüber und tadelte die beiden. Doch Eunice sagte ihr wohl, daß sie volljährig sei und sich nicht in ihre Privatsachen reinreden lasse und Dorian wohl auch schon siebzehn war. Sie standen dann auf und prüften nach, ob im Hinterzimmer jemand war. Madame Rosmerta blickte ihnen nach.

"Solten die da Unzucht treiben, nicht auszudenken", hörte Aurora sie. Doch offenbar konnten die beiden Verliebten keine Unzucht treiben. Denn nach nur einer Minute kamen sie wieder heraus.

"Dieser Müll in Ihrem Hinterzimmer, das waren nicht wir", sagte Eunice angewidert. "Schönen Tag noch." Sie hakte sich bei Dorian unter und bugsierte ihn hinaus.

"Mein Pub ist kein Freudenhaus", knurrte Madame Rosmerta. Dann fauchte sie noch: "Diese verdammte Bande" und eilte ins Hinterzimmer.

Aurora nahm an dem nun verwaisten Tisch Platz und wartete, bis die Wirtin wieder herauskam. Dann bestellte sie sich ein großes Butterbier und sah dem Kommen und Gehen zu. Zwischendurch verschwanden einige der Gäste in den Toilettenräumen. So wartete Aurora eine gewisse Zeit lang, bis Petula und Miriam hereinkamen. Mit denen unterhielt sie sich über den Ausflug, erwähnte jedoch nicht die neue Begegnung mit Morpuora. Spät nachmittags kehrten sie wieder zurück. Am Schloßtor prüfte Hausmeister Filch, wer alles wieder eingetrudelt war.

Im Gemeinschaftsraum der Ravenclaws traf Aurora auf Bruster, der etwas erschöpft aussah.

"Was ist los, Bruster?" Fragte sie besorgt.

"Ich habe die Zeit nicht so recht im Blick gehabt und bin den Berg zur Schule hochgerannt", sagte Bruster.

"Das war doch nicht nötig", meinte Aurora. "Auch wenn Filch so garstig dreinschaut hättest du immer noch ins Schloß gekonnt."

"Weiß ich doch", sagte Bruster. Aurora flüsterte ihm zu:

"Du wolltest doch echt nicht Ravenclaw wegen deinem Cousin Punkte abziehen oder?"

"Häh?" Machte Bruster verwundert. "Wie kommst du denn darauf?"

"Wegen dem was er zu dir und mir gesagt hat, als ich dir von der Sache eben erzählt habe", flüsterte sie. Bruster schien zu überlegen. Dann sagte er:

"Natürlich, deswegen zieh ich uns doch keine Punkte ab und versau uns noch den Hauspokal."

"Wenn wir den kriegen", sagte Aurora. Innerlich wunderte sie sich, daß Bruster im ersten Moment nicht gewußt zu haben schien, was er vor Dervish & Banges zu Mortimer gesagt hatte. Das kam ihr merkwürdig vor. Doch bevor sie weiter darüber nachgrübeln konnte kamen Vivian und Nelly herbei und bedankten sich überschwenglich bei Aurora Dawn, weil sie eine Eins plus in Kräuterkunde und zumindest eine drei in Zaubertränken bekommen hatten.

"Wir wußten ja, daß Snape fies ist. Aber danke, daß du uns geholfen hast, obwohl du soviel um die Ohren hattest", sagte Vivian. Aurora nickte. Sie suchte Bruster. Doch der verschwand gerade im Jungentrakt. Sollte sie ihm nach? Das durfte sie nur, wenn sie einen berechtigten Verdacht hatte, daß irgendein Junge in Ravenclaw irgendwas anstellen wollte. Doch sie hatte nur ein ungutes Gefühl, als sei irgendwas nicht so wie es sein sollte. Dann sah sie Mortimer, der gerade mit Roy zusammenstand. Den konnte sie also nicht ansprechen, ohne Roy darauf zu stoßen, was passiert war.

Dann kam die Zeit zum Abendessen. Dabei kam Aurora zu der Erkenntnis, daß sie wohl wegen der Sabberhexe durch den Wind war. Das mußte sie abstellen, bevor sie noch anfing, Leute zu verdächtigen oder irgendwas zu tun, was strohdumm war. So beschloß sie für sich, nicht mehr darüber nachzugrübeln. Außerdem war noch eine Woche Schule. Dann kamen die Ferien. Die Zeit sollte reichen, um wieder klar zu werden.

__________

Die letzte Woche des Schuljahres verging mit einfacheren Übungen. Am Ende waren alle sich einig, die Ferien verdient zu haben.

Am letzten Abend des Schuljahres sprach Dumbledore zu den Schülern. Er bedankte sich bei allen für die gute Mitarbeit, lobte die Erstklässler, die sich hervorragend eingelebt hatten, wobei die Slytherins Bill Weasley merkwürdig ansahen und wünschte den nun ehrenvoll abgehenden Siebtklässlern alles gute für ihren weiteren Lebensweg.

"Wir haben nun ein ganzes Jahr in einem friedlichen, hoffnungsvollen Zeitalter verbracht. Möge es uns jetzt viele Jahre beschieden sein!" Er hob seinen Kelch und prostete den Schülern zu. Dann war der Moment gekommen, auf den alle hier wirklich gewartet hatten.

"In diesem Jahr war es etwas weniger turbulent mit den Punkten. Es gab zwar die ein oder anderen Unliebsamkeiten, insbesondere wegen der Sache mit Dairons Baum. Aber alles in allem könnt ihr alle stolz auf euch sein, daß ihr euren Häusern fleißig Punkte beschert habt. Aber wie immer kann es auch in diesem Jahr nur ein Haus geben, daß den Hauspokal gewinnen kann. Hufflepuff konnte zweihundertsiebenunddreißig Punkte erringen!" Am Hufflepuff-Tisch wurde geklatscht. "Tja, leider wurde der Fleiß der Schüler in Slytherin auch dieses Jahr durch unverantwortliche Untaten mit Füßen getreten. Deshalb konnte Slytherin dieses Jahr gerade noch dreihundertzehn Punkte für sich verbuchen." Die Slytherins klatschten dreimal laut in die Hände und saßen dann starr da, als wollten sie nicht mehr weiter zuhören. "Gryffindor hat sich dieses Jahr durch viel Fleiß und große, sportliche Verdienste hervorgetan und das Quidditchturnier gewonnen. Insgesamt bekommt dieses Haus dafür vierhundertdreißig Punkte!" Die Gryffindors klatschten zwar, aber verhalten. Denn daß sie jetzt schon erwähnt wurden hieß ... "Ravenclaw konnte durch außergewöhnliche Einzelleistungen und anhaltende gute Beteiligung an den Unterrichtsstunden, sowie das sportliche Auftreten beim Quidditch-Turnier insgesamt fünfhundertneununddreißig Punkte ..." Dumbledores Bekanntgabe wurde von einem lauten Jubelschrei übertönt, der aus allen Mündern am Ravenclaw-Tisch hervorbrach, die Halle ausfüllte, die schwebenden Kerzen erzittern ließ und den Boden zum beben brachte. Keinen Moment später erschien über dem Lehrertisch das blaue Banner mit dem bronzenen Adler. Die Ravenclaws klatschten einander Beifall, stampften mit den Füßen und johlten. Erst als der Freudentaumel abebbte ergriff Dumbledore wieder das Wort:

"Somit darf ich erneut den Hauspokal an meinen geschätzten Kollegen Professor Filius Flitwick überreichen."

Professor McGonagall sah zwar erst etwas enttäuscht aus, strahlte aber dann mit den Kerzen um die Wette und umarmte Flitwick, um ihm zum erneuten Hauspokalgewinn zu gratulieren.

"Schiedlich friedlich", sagte Roy. "Die haben den Quidditchpokal, wir den Hauspokal. Ätsch, Slytherin!"

Hoch erfreut zogen die Ravenclaws in ihr Haus ein, die Sieger im Hauswettkampf, wie im Jahr davor. Aurora wurde beglückwünscht, genauso wie Vivian und Tim, die in diesem Jahr gut in die Mannschaft hineingefunden hatten.

Die Hochstimmung überdauerte auch die Nacht. Die nun erfolgreich mit Hogwarts fertig gewordenen Schülerinnen und Schüler verabschiedeten sich von denen, die sie in den letzten Jahren gerne um sich gehabt hatten. Aurora wurde gelobt, weil sie sich als Vertrauensschülerin bewährt hatte. Geoffrey Forester sagte ihr auf dem Weg zum Ausgang:

"Bruster und du seid nächstes Jahr die ältesten. Vielleicht wirst du sogar Schulsprecherin. Zutrauen tu ich dir das. Pass gut auf Ravenclaw auf! Viele die hier wohnen müssen es erst rausfinden, daß sie hier hingehören."

"Ich wünsche dir alles gute für die Zukunft, Geoffrey", sagte Aurora.

Nach dem offiziellen Abschied des Schulsprecherpaares von den nun ehrenvoll graduierten Schülerinnen und Schülern durften die Vertrauensschüler sich im Zug zu ihren Freunden setzen. Aurora setzte sich zu Petula, Dina, Roy, Bruster und Mortimer und unterhielt sich mit ihnen über die stressige Zeit im letzten Jahr. Das Thema Rex Arborium oder Morpuora ließen sie jedoch tunlichst aus.

"Nach den Ferien dürfen wir alle apparieren", sagte Roy. "Wäre doch spaßig, wenn wir von zu Hause aus nach Hogsmeade wechseln und da auf den Zug warten."

"Das schon, aber dann würden das jedes Jahr welche machen", meinte Bruster. "Damit das eben nicht passiert lautet die Schulregel, daß nur wer in Hogsmeade wohnt vor dem Zug am Bahnhof ankommen darf. Wer früher kommt riskiert den Schulverweis. Warum auch immer die das gemacht haben, vielleicht weil sie wollen, daß die älteren auf die Kleinen aufpassen, die mit dem Zug fahren müssen."

"Genau das", sagte Aurora. "Obwohl meinetwegen Tonya Rattler gerne vorausapparieren kann."

"Die ist doch arm dran", meinte Bruster. Die spult sich nur auf, weil sie sich im letzten Jahr so heftig unbeliebt gemacht hat und viele Slytherins ihr das nicht verzeihen können. Die hat keinen hinter sich, der für die Leute da wichtig ist. Die wird sich nächstes Jahr freuen, wenn sie den Laden verlassen darf."

"Ich freu mich dann auch", sagte Roy. Aurora und Mortimer sahen ihn verstört an.

"Was bringt das, wenn du in der Zaubererwelt volljährig bist und trotzdem noch ein Jahr in der Schule abhängen mußt, um diese UTZs zu machen? Ich mache das deswegen, weil meine Eltern deshalb von diesem Voldemort gekillt worden sind und das nicht umsonst gewesen sein soll. Aber danach ..."

"Wirst du dich freuen, wenn du in der Zaubererwelt einen guten Einstand gegeben hast", sagte Dina rasch, die erst abgewartet hatte, was Roy sagte. Er lief an den Ohren rot an.

"'tschuldigung, Dina, das wollte ich jetzt nicht", hauchte er betreten dreinschauend.

"Das weiß ich. Sonst würde ich bestimmt nichts mehr von dir wissen wollen", sagte sie und tätschelte ihm den Bauch.

"Zumindest liege ich dieses Jahr nicht im Krankenhaus", sagte Roy.

"Stimmt", sagte Dina. Aurora schwieg dazu.

Wieder zurück in London umarmte Bruster seine Mutter, Mortimer und die Drillinge begrüßten sie, die ja auch ihre Tante war. Auroras Eltern warteten mit den Woodlanes, Armstrongs und Erica Fielding zusammen am Bahnsteig.

"Na, da sind wir ja wieder", sagte Hugo Dawn. "Herzlichen Glückwunsch nachträglich zum Geburtstag und Gratulation zur hervorragenden Apparierprüfung!"

"Jetzt bin ich aber auch ferienreif", sagte Aurora.

"Dann komm, zurück nach Hause!" Sagte Regina Dawn. Aurora verabschiedete sich von ihren Freundinnen und auch Eunice Armstrong, wünschte Roy viel Erfolg bei der bald anstehenden Apparierprüfung und wollte sich schon wegdrehen, als Roy sagte:

"Dina und ich wollen im August heiraten. Dumbledore hat es ja erlaubt. Wir möchten, daß du dabei bist."

"Jetzt kann ich ja apparieren", sagte Aurora lächelnd. "Wenn ihr mir schreibt, wann und wohin ich kommen soll, komme ich."

"Dann geht das klar", sagte Roy. Aurora wandte sich um und kehrte zu ihren Eltern zurück. Mit diesen zusammen durchschritt sie das große Tor, daß die Zaubererwelt auf Bahnsteig 9 3/4 von der Muggelwelt auf Bahnsteig 9 trennte.

ENDE

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